Erfolg: BPV Konzept für duales Lehramt wird in Brandenburg umgesetzt

Pädagogik, Didaktik und Psychologie sind die zentralen Wissenschaften des Lehrberufes. Genauso bedeutend ist neben der fundierten Ausbildung aber auch der Transfer in die Praxis. Nach der Meinung des BPV geht das am besten in einem dualen Lehramtsstudium und wir haben überzeugt!

In Brandenburg wird das Lehramtsstudium künftig dual ausgerichtet. Sowohl die Univerasität Potsdam als auch die BTU in Senftenberg wollen unser BPV Konzept umsetzen: „Es ist das einzige vorliegende Konzept, was umsetzbar erscheint.“, so die Aussage im Bildungsausschuss des Landtages Brandenburg.

Begonnen werden soll mit dem Master für Grundschullehramt. Ambitionierte Stimmen sprechen schon von einem Beginn zum kommenden Wintersemester – inwiefern dies in der Kürze der Zeit umsetzbar ist, wird sich zeigen. Der BPV bleibt dran: Wir werden die Umsetzung unterstützend und beratend begleiten. Weitere Informationen veröffentlichen wir hier fortlaufend.

BPV schlägt Konzept für praxisbezogenes Lehramtsstudium vor

Das System Schule ist überfordert und die Zeit drängt.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband hat auf der Basis der Erfahrungen seiner Mitglieder ein Konzept entwickelt, das ein teilweise berufsbegleitendes Lehramtsstudium vorschlägt. Zielstellung ist dabei, dass junge ausgebildete Lehrkräfte schneller in die Praxis kommen und somit die Schulen stärken.

Im Zuge der Entwicklung des neuen Ausbildungsstandortes für Lehrkräfte in Senftenberg ist es ein Angebot des BPV, die Entscheidungsträger zu ermutigen neue Wege zu gehen und das Lehramtsstudium praxisbezogener zu gestalten.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband mahnt wiederholt und mit Nachdruck:

Die Bildung im Land Brandenburg ist sowohl personell als auch qualitativ auf Talfahrt.

Alle roten Signale, die seit Jahren von Gewerkschaften und Verbänden gesetzt wurden, hat die Politik mit kurzfristigen Notfallmaßnahmen übertüncht und die Weichen weiter auf Talfahrt gestellt.

Hartmut Stäker, Präsident des BPV mahnt: „Weitreichende fundierte Konzepte fehlen, um diesen katastrophalen Kurs zu ändern. Die Lehrerbedarfsrechnungen zeigen für die nächsten 10 bis 15 Jahre weiterhin akuten Personalmangel und auch die Qualität der Lehrerbildung entspricht nicht den Anforderungen.

Die Verantwortung, die das Land für die junge Generation trägt, wird auf die Schulen abgewälzt, die aufgrund des akuten Personalmangels, der vielfältigen Probleme nach Corona und der selten ausreichend ausgebildeten Seiteneinsteiger, diese Situation nicht bewältigen können.

Mut und Anstrengung sind nötig, um neue Wege zu wagen, damit die Bildung im Land Brandenburg gestärkt wird. Das erwarten wir von den Entscheidungsträgern.

Wir haben den Verantwortlichen unser Konzept vorgestellt und hoffen, damit etwas in Bewegung zu bringen, dass der Bildung im Land Brandenburg hilft, diese Talfahrt zu beenden.“

Starke Defizite beim Handschreiben: Ausbildung von Lehrkräften stärken

Mehr Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe beim Handschreiben. Trotzdem beklagt eine große Mehrheit der Lehrkräfte an Primar- und Sekundarschulen, dass sie in der Lehramtsausbildung nicht ausreichend darauf vorbereitet wird, den Schülerinnen und Schülern bei Schreibschwierigkeiten gezielt Hilfestellung zu geben. Dies ist das Ergebnis des zweiten Teils der STEP-Studie 022 mit dem Schwerpunkt Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, die das Schreibmotorik Institut gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) durchgeführt hat. Der erste Teil hatte ergeben, dass sich die Probleme von Kindern und Jugendlichen, denen das Schreiben mit der Hand schon vorher schwerfiel, während der Corona-Pandemie noch einmal deutlich verschärft haben – vor allem bei den Jungen.

Neun von zehn Lehrkräften , unabhängig von der Schulform, halten eine Förderung des Handschreibens als kontinuierliche Bildungsaufgabe über alle Klassenstufen hinweg für notwendig. Auch das hat die dritte STEP-Umfrage ergeben. Im Primarbereich wird dabei besonders auf individuelle Förderung gesetzt. Auch im Sekundarbereich halten die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßiges Üben für sehr wichtig, obwohl die Lehrpläne dies nicht mehr vorsehen. Neben einem speziellen Schreibmotorik-Training sollte nach Ansicht der Lehrkräfte auch die Feinmotorik der Kinder und Jugendlichen geschult werden.

Mehr als jeder zweite Junge und fast jedes dritte Mädchen hat Probleme beim Schreiben. Schwierigkeiten bei der Schreibstruktur, im Tempo des Handschreibens sowie bei der Leserlichkeit sind die drei Hauptprobleme, die sich nach Angaben der Lehrkräfte durch den pandemiebedingten Distanz- und Wechselunterricht nochmals verstärkt haben. Dies hatte der erste Teil der STEP-Studie ergeben. Ein weiteres, gravierendes Problem: Fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe ist nicht mehr in der Lage, länger als eine halbe Stunde beschwerdefrei zu schreiben.

„Dabei hat Handschreiben einen sehr positiven Effekt auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – auf deren Kreativität, Merkfähigkeit und inhaltliches Verständnis“, betont Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. „Erst mit 15 oder 16 Jahren ist die Automatisierung des Handschreibens abgeschlossen“, sagt die Ergonomie Expertin. Dann müssten sich Schülerinnen und Schüler nicht mehr mit dem Schreibprozess befassen, sondern könnten sich auf Inhalte konzentrieren.

Doch nur eine Minderheit der Lehrkräfte fühlt sich gut genug ausgebildet, um Schülerinnen und Schülern die dringend notwendige Unterstützung beim Schreiben von Hand zu geben. Lediglich ein Drittel der Grundschullehrkräfte gibt an, dass sie in der Ausbildung genügend Wissen über die Vermittlung des Handschreibens erworben haben und nur ein Sechstel über den Umgang mit Problemen dabei. Auch fühlt sich nur jede dritte Lehrkraft der Primarstufe gut darauf vorbereitet, mit den teils nicht unerheblichen Unterschieden bei den Lernständen der Handschreibfähigkeiten der Schüler:innen umzugehen. Deutlich prekärer ist die Situation in der Sekundarstufe: Hier konnte nur eine von 20 Lehrkräften entsprechende Kenntnisse erwerben.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Bildungsverbandes VBE, sieht bei diesen Missständen die Politik in der Verantwortung: „Schulen haben schon vor der Corona-Pandemie unter einem massiven, ständig wachsenden Lehrkräftemangel gelitten. Individuelle Förderung, wie sie auch für das Erlernen einer flüssigen und sicheren Handschrift notwendig ist, ist derzeit angesichts der vielen Herausforderungen immer seltener umsetzbar. Und dieser Negativtrend wird sich ungebremst fortsetzen, wenn die politisch Verantwortlichen nicht sofort gegensteuern. Auch in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sowie bei der Verankerung des Themas in den Lehrplänen.“

Diaz Meyer hält eine gute, sichere Handschrift für essenziell: „Wer nicht flüssig und in einer gewissen Geschwindigkeit schreiben kann, kann dem Unterricht oft nicht mehr richtig folgen“ Das bestätigt auch der VBE-Vorsitzende Beckmann: „Das Schreiben mit der Hand und die damit verbundenen Vorteile für das Lernen insgesamt sind für die gesamte Bildungsbiografie von großer Bedeutung ist. Jeder weiß, was ich mir per Hand notiere, merke ich mir viel leichter. Es geht um die Sicherung von Kompetenzen, die auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar sind.“

In der Schule genüge pro Woche bereits eine Stunde schreibmotorische Förderung für eine Reihe positiver Effekte, erklärt die Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. Sie hält dabei eine fächerübergreifende Arbeit für sinnvoll. Die Ergebnisse seien beeindruckend, die Zeit gut investiert: Eine flüssigere Handschrift der Kinder und Jugendlichen lasse einen größeren Fokus auf die Inhalte des Unterrichts zu.

Laut der STEP-Umfrage erwarben fast ebenso viele Lehrkräfte ihr Wissen rund ums Handschreiben durch Fortbildungen wie durch die Ausbildung. „Unsere Fortbildungen zeigen, dass es eine große Nachfrage nach dem Know-how des Schreibmotorik Instituts gibt“, so Diaz Meyer. „Die von uns in Forschungsprojekten erarbeiteten Unterrichtsmaterialien werden von Pädagoginnen und Pädagogen sehr gut angenommen.“ Das Schreibmotorik Institut stellt zudem Lehrkräften wie auch Eltern Übungen und Lernvideos zur Verfügung. Diese wurden bereits von der Europäischen Union ausgezeichnet. https://www.hs-tutorials.eu/

Bildungspolitische Veranstaltung des BPV mit Ministerin Ernst, dem Bundesvorsitzenden des VBE und einer anregenden Podiumsdiskussion

Thema: Wie kann sich die Qualität von Schule in Brandenburg entwickeln?

Im Vorfeld des 11. Landesverbandstages hat der BPV zu einer öffentlichen Veranstaltung eingeladen, der mehr als 100 Interessenten und Interessentinnen folgten.

In einer Podiumsdiskussion diskutierten u.a. Abgeordnete des Landtages diese Frage und Ministerin Ernst sprach in ihrer Rede an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sowohl zur aktuellen Situation als auch zu Perspektiven im Bildungsbereich. Sie stellte dabei die noch coronabedingten Maßnahmen als auch den Lehrkräftemangel in den Mittelpunkt. Da die Qualitätsentwicklung von Schule von vielen Faktoren abhängig ist, spielten in ihren Ausführungen neben finanziellen Fakten auch die Qualität von Kita, multiprofessionelle Teams, Lehreraus- und fortbildung und die Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und Verbänden eine Rolle.

Zum Abschluss der Veranstaltung stellte Udo Beckmann als Bundesvorsitzender des VBE, in seinen Worten einige Positionen der Ministerin auf den Prüfstand und analysierte die bundesweite Entwicklung im Bereich Bildung. Er prangerte an, dass es trotz der alarmierenden Situation im Bildungsbereich nicht dazu führt, dass Bildung in den Bundesländern oder im Bund zur Chefsache wird. Die aktuelle Situation basiert auf Versäumnissen der letzten 20 Jahre. Die Haltung der Politik war und ist, dass es die Schulen schon irgendwie richten werden und die Lehrkräfte dabei gnadenlos ausgenutzt werden. Schulen sind nur noch Mangelverwaltungen!

Er forderte Verbesserung der Studienbedingungen für zukünftige Lehrkräfte und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen für alle im System Schule Tätigen.

Welche Bedingungen braucht Schule im Land Brandenburg, um sich qualitativ weiter zu entwickeln?

In der Diskussionsrunde auf dem Podium stellten sich den Fragen:

Katja Poschmann, bildungspolitische Sprecherin und stellv. Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag BB

Petra Budke, Fraktionsvorsitzende Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Landtag BB

Gordon Hoffmann, bildungspolitischer Sprecher und Generalsekretär der CDU Brandenburg

Kathrin Dannenberg, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE im Landtag BB

Noosha Aubel, Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport in Potsdam

Prof. Dr. Karin Salzberg-Ludwig, bis 2021 Dozentin für Inklusionspädagogik an der Uni Potsdam

In der Diskussion spielten Themen wie multiprofessionelle Teams, Lehrerbildung und Stärkung der Profession Lehrer eine Rolle. Frau Prof. Dr. Salzberg-Ludwig sprach sehr deutlich die Notwendigkeiten an, die realisiert werden müssen, um Bildung wieder auf einen guten Weg zu bringen. Die Diskussion zeigte aber auch, dass die Ideen der Bildungspolitiker und deren Umsetzung noch vor vielen Hürden stehen. Mut machte vor allem die Sichtweise der Kommunalpolitikerin Frau Aubel aus Potsdam. Wir hoffen, dass es ihr gelingt ihre mutigen Ideen in die Tat umzusetzen.

Nach Ende der Podiumsrunde nutzten viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen die Gelegenheit mit den Gästen ins Gespräch zu kommen.

Schülerzahlprognose: Handlungsdruck steigt weiter

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, kommentiert die Veröffentlichung der Vorausberechnung seitens der Kultusministerkonferenz (KMK):

„Mit der neuen Prognose bestätigt die KMK die Berechnungsgrundlage, auf der Professor Klaus Klemm im Auftrag des VBE, bereits im Frühjahr den zu erwartenden Lehrkräftemangel für das Jahr 2035 berechnet hat. Demnach werden dem Bildungssystem im Jahr 2035 knapp 160.000 Lehrkräfte fehlen, wenn die bereits beschlossenen pädagogischen Reformmaßnahmen Ganztag, Inklusion und Unterstützung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen umgesetzt werden. Die bereits zu Beginn dieses Schuljahres sichtbare personelle Unterversorgung der Schulen in einem bisher nicht gekannten Ausmaß und der durch die KMK bestätigte Schüler:innenzuwachs zeigt den Ernst der Lage und dass die Zeit des Schönrechnens nun endgültig vorbei ist. Die Politik ist jetzt in der Pflicht, schnellstmöglich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die erwartbare Lücke zu schließen. Hierzu gehören u. a. langfristige Maßnahmen, wie eine bundesweite Fachkräfteoffensive bei gleichzeitiger Erhöhung der Studienkapazitäten und Verbesserung der Studienbedingungen zur Reduzierung der Abbruchquoten. Ebenso muss eine kurzfristige Entlastung der im System befindlichen Lehrkräfte, beispielsweise durch den Einsatz multiprofessioneller Teams erfolgen. Andernfalls wird aus dem angekündigten Jahrzehnt der Bildungschancen ein Jahrzehnt der Notversorgung.“

Schuljahresstart mit erheblichen Defiziten: Der Brandenburgische Pädagogen-Verband fordert die Landesregierung auf endlich zu handeln!

Das Schuljahr 2022/2023 ist ca. 3 Wochen alt und die personelle Mangelwirtschaft bringt Schulleitungen, Lehrkräfte und auch Eltern zur Verzweiflung! Aber im politischen Raum gibt es keine grundlegenden Konzepte und Pläne die offensichtlichen Probleme im Bereich Bildung langfristig anzugehen!

In Vorbereitung des Schuljahres 2022/2023 war sowohl im MBJS als auch in den Schulämtern klar, dass die zur Verfügung stehende Anzahl von ausgebildeten Lehrkräften den Bedarf bei Weitem nicht decken werden. Das zeigt sich nicht nur an der höheren Einstellungsquote der Seiteneinsteiger, die sich inzwischen auf die 50-%-Marke zubewegt, sondern auch an den Maßnahmen, die bereits zum Schuljahresende im Juni 2022 getroffen wurden. Die Schulämter wurden durch das MBJS aufgefordert, in den Schulen zahlreiche Stellen in der Ganztagsbetreuung und im Gemeinsamen Lernen einzusparen.

Trotz dieser Maßnahmen, die bereits den Schulbetrieb erheblich beeinträchtigen und zu zusätzlichen Belastungen sowohl für Lehrkräfte als auch für die Schülerinnen und Schüler führen, sind im Land Brandenburg, entgegen der Aussagen der Ministerin Ernst, am Schuljahresbeginn, nicht genügend Lehrkräfte eingestellt worden. Ca. 200 vollzeitbeschäftigte Lehrkräfte fehlten zum Schulstart. Das führt zur Erhöhung der Schülerzahlen in den einzelnen Klassen, zu Streichungen in der Stundentafel, zu Unterrichtsausfall, Wegfall von Fördermaßnahmen und zur Einschränkung der Ganztagsbetreuung.

Bei diesen Berechnungen ist noch nicht erfasst, dass es keine Vertretungsmöglichkeiten für krankheitsbedingten Ausfall von Lehrkräften gibt.

Ein weiteres Problem ist der relativ hohe Altersdurchschnitt beim Lehrpersonal. Halbjährlich scheiden so zusätzlich Lehrkräfte altersbedingt aus, die ebenfalls kompensiert werden müssen.

Dieser eklatante Lehrkräftemangel ist seit Jahren im MBJS bekannt, führte aber nicht dazu, dass rechtzeitig bedarfsgerecht Lehrkräfte ausgebildet und eingestellt wurden und werden.

Um diese Situation, die uns bis Mitte der 30er-Jahre erhalten bleiben wird und so in Studien von Prof. Klemm und der KMK nachgewiesen wurde, zu beheben, bedarf es umgehend der Koordinierung verschiedener politischer Bereiche wie Bildung, Wissenschaft, Soziales, Gesundheit und Kommunales im Land Brandenburg.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband fordert hiermit die Landesregierung und das Parlament auf, endlich grundlegend das Problem des Personalmangels und der Qualitätssicherung im Bereich Bildung anzugehen, klare Konzepte zu entwickeln und langfristig wirksam zu handeln!

Wie sollen die nächsten Schülergenerationen echte Bildungschancen im Land Brandenburg haben?

Bildung muss Landessache sein!

Die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen müssen im Vordergrund stehen!

Angesichts der Herausforderungen, die mit der Aufnahme geflüchteter ukrainischer Kinder und Jugendlicher auf Schulen und Kitas zukommen werden, entwickelten der VBE Bundesverband und die 16 Landesverbände eine gemeinsame Position. Auf deren Grundlage fordert Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), von Politik und Gesellschaft einen differenzierten Blick auf die Situation:

„Wir müssen Integration neu denken und dürfen nicht glauben, dass die in der Flüchtlingswelle 2015 entwickelten Verfahren und Strukturen ohne Weiteres für die jetzige Situation passen. An erster Stelle müssen die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen stehen, die zu uns kommen. Dabei geht es zuallererst um Schutz, Frieden und Aufarbeitung der Schrecken, die ihnen zuteilwurden. Viele von ihnen sehnen sich nach einer baldigen Rückkehr in ihre Heimat und damit nach einem Anknüpfen des hiesigen Bildungsangebots an das in der Ukraine. Andere, die bisher kleinere Gruppe der Geflüchteten, erklären, dass sie hierbleiben wollen und deshalb ihre Kinder schnellstmöglich in das deutsche Schulsystem integrieren wollen. Wir vom VBE wünschen uns, dass diese Wünsche respektiert werden und dass die Politik diesen Menschen ein für ihre jeweiligen Bedürfnisse passendes Angebot unterbreitet.“

Mit Blick auf mögliche mittel- und langfristigen Zusatzbelastungen für das Bildungssystem, wie vergrößerte Lerngruppen oder räumliche Engpässe, ergänzt Beckmann:

„Es sind große gesamtgesellschaftliche Herausforderungen, vor denen wir stehen. Wir freuen uns über die riesige Solidarität und Offenheit, die den geflüchteten Menschen derzeit entgegengebracht wird. Damit diese Solidarität hält, wenn es zu Einschränkungen an Schulen und Kitas kommt, muss die Politik die Gesellschaft ehrlich darüber aufklären, welche Konsequenzen die große Zahl von Kindern und Jugendlichen, die wir selbstverständlich aufnehmen und denen wir ebenso selbstverständlich ein angemessenes Bildungsangebot machen wollen, für Schulen und Kitas haben kann. Fakt ist: Die zusätzlich zu betreuenden und zu beschulenden Kinder und Jugendlichen stoßen auf ein seit Jahren unterfinanziertes Bildungssystem, mit einer gleichfalls seit Jahren zu dünnen Personaldecke. Sie finden Schulgebäude vor, die an vielen Standorten sanierungsbedürftig sind und fehlende Raumkapazitäten haben. Wir werden in Schulen und Kitas enger zusammenrücken müssen. Dafür die gesellschaftliche Akzeptanz zu schaffen, ist Aufgabe der Politik. Es darf nicht Schulleitungen und Lehrkräften überlassen werden, zu rechtfertigen, warum das bisherige Raumangebot weiter eingeschränkt werden muss, um Platz für Willkommensklassen zu schaffen oder warum Lerngruppen noch größer werden. Die Politik kennt die Unzulänglichkeiten, unter denen die Schulen schon vor Corona und durch Corona verschärft arbeiten mussten und müssen. Es darf nicht noch einmal dazu kommen, dass politische Verantwortung auf Schul- und Kitaleitungen abgewälzt wird, und es dem dortigen Personal überlassen bleibt, politische Entscheidungen vermitteln zu müssen, wie dies in den letzten zwei Jahren mit den pandemiebedingten Hygienemaßnahmen oft der Fall war.“

Die vollständige Position, die der Bundesverband des VBE zusammen mit seinen 16 Landesverbänden erarbeitet hat, finden Sie hier.

Vor die Welle kommen: 12 Lehren aus Corona

Die Erwartungen, dass das Infektionsgeschehen nachlässt, erfüllen sich derzeit nicht. Niemand weiß, wie die Entwicklung weitergeht und welche Herausforderungen die Pandemie im Herbst mit sich bringen wird. Deshalb legt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) heute seine „Lehren aus zwei Jahren Schule unter Coronabedingungen“ vor und skizziert, was Schulen in der Pandemie künftig dringend brauchen.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des VBE, kommentiert dazu:

„Die Pandemie hat uns alle vor ungeahnte Herausforderungen gestellt, wie wir sie in dieser Art noch nie zuvor zu bewältigen hatten. Das gilt auch für Politikerinnen und Politiker. Auch ihnen kann man keine Perfektion abverlangen, wenn sie mit Situationen konfrontiert sind, die in diesem Rahmen noch nie da gewesen sind. Der damalige Gesundheitsminister Jens Spahn sprach davon, dass wir uns viel verzeihen werden müssen. Dazu sind wir bereit. Gleichfalls erwarten wir aber, dass die Politik jetzt, wo wir alle aus den gemachten Erfahrungen lernen mussten und lernen konnten, alles unternimmt, um auf die nächste Welle vorbereitet zu sein. Unser Ziel muss es sein, aus den Fehlern zu lernen. Wir müssen das Heft in die Hand bekommen und vor die nächste Welle kommen.“

Das erklärte Ziel muss es sein, präventiv anstatt reaktiv zu agieren. Dies sei die beste Voraussetzung dafür, dass Schulen und Kitas nicht wieder geschlossen werden müssen, so Beckmann weiter.

Um hierfür Hilfestellung zu leisten, haben wir gemeinsam mit den 16 Landesverbänden des VBE unsere Erfahrungen und unsere Expertise in „12 Lehren aus Corona“ zusammengefasst. Diese bündeln unsere Erkenntnisse, wie man Schulen für die Zukunft so vorbereiten kann, dass vergleichbare Herausforderungen von ihnen deutlich besser bewältigt werden können. Nach zwei Jahren wissen wir, was unbedingt beachtet werden muss und welche Maßnahmen erforderlich sind.

Lehren aus zwei Jahren Schule unter Coronabedingungen – 12 Forderungen des VBE an die Politik


  1. Die Politik muss für alle an Schule Beteiligten transparent und nachvollziehbar machen, auf welcher wissenschaftlichen Basis sie welche Entscheidungen getroffen hat!
  2. Die Politik muss bei ihren Entscheidungen die Lebens- und Schulrealität besser beachten. Dafür müssen auch die Interessenvertretungen von Eltern, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräften in die Beratungen einbezogen werden, bevor Maßnahmen festgelegt werden!
  3. Die Politik muss transparente Stufenpläne auf der Basis bundeseinheitlicher Kriterien entwickeln, welche Maßnahmen bei welchem Infektionsgeschehen zu ergreifen sind!
  4. Die Politik muss Sorge dafür tragen, dass Vorgaben aus den Ministerien mit realistischem Vorlauf an die Schulen gegeben werden!
  5. Die Politik muss in den Schulen einen bestmöglichen Gesundheitsschutz gewährleisten, wo erforderlich auch durch den Einsatz technischer Geräte, um Präsenzunterricht zu ermöglichen!
  6. Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass Lehrkräfte nur für das eingesetzt werden, für das sie ausgebildet sind!
  7. Die Politik muss die Leistung der Lehrkräfte anerkennen und sich schützend vor sie stellen.
  8. Die Politik muss Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler anerkennen, statt sich nur auf kognitive Leistung zu fokussieren.
  9. Die Politik muss das Bildungssystem dauerhaft mit Ressourcen ausstatten, sodass eine individuelle Förderung möglich wird. Sie muss zudem wirkungsvolle Strategien entwickeln, um pandemiebedingte kognitive und sozial-emotionale Defizite bei Kindern und Jugendlichen nachhaltig auszugleichen. Eine bessere Ausstattung mit Lehrkräften und multiprofessionellen Teams ist dafür unabdingbar.
  10. Die Politik muss sicherstellen, dass dem Ausstattungsschub mit digitalen Endgeräten echte Innovation beim Lehren und Lernen folgt.
  11. Die Politik muss das Kooperationsverbot durch eine in der Verfassung verankerte Verantwortungsgemeinschaft von Bund, Ländern und Kommunen ersetzen, um mehr Bildungsgerechtigkeit unabhängig vom Wohnort und sozioökonomischen Hintergrund der Schülerinnen und Schüler gewährleisten zu können.
  12. Die Politik muss dafür sorgen, dass so in Schulbauten investiert wird, dass in ihnen zeitgemäßes Lernen, Lehren und Schulleben zu jeder Zeit sicher möglich ist.

Bund-Länder-Verhandlungen: Auswirkungen auf Schulen scheinbar nicht Teil der Diskussion  

Die heute von der Bund-Länder-Runde beschlossenen Lockerungen kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, wie folgt:

„Wenn wir uns die Entscheidungen aus der Bund-Länder-Runde anschauen, ist nicht erkennbar, dass die möglichen Auswirkungen der Lockerungen auf das Infektionsgeschehen in den Schulen und Kitas ausreichend in den Blick genommen wurden. Trotz aller politischen Beteuerungen, die Schulen zu sicheren Orten zu machen, müssen wir feststellen: sie sind es nach wie vor nicht. Dies spiegeln auch die Zahlen wider, die zeigen, an wie vielen Schulen Lerngruppen geschlossen sind und wie viele Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte sich in Quarantäne befinden. Ich hoffe, die Länder machen sich bei der Umsetzung der heutigen Entscheidungen zumindest den Appell der Bundesbildungsministerin zu eigen, die bestehenden Infektionsschutzmaßnahmen nicht zu schnell aufzugeben. Was derzeit an Präsenzunterricht stattfindet, darf nicht aufs Spiel gesetzt werden. Fakt ist, das Infektionsgeschehen in den Schulen ist um ein Vielfaches höher als in der übrigen Gesellschaft! Es ist notwendig, dass endlich jeder in der Gesellschaft begreift, dass der bestmögliche Infektionsschutz für die Kinder und Jugendlichen dadurch erreicht wird, dass sich jeder, der sich impfen lassen kann, auch impfen lässt.“

Mit Blick darauf, dass die Gefahr besteht, dass wir kommenden Herbst vor der nächsten Welle stehen, mahnt Beckmann an: „Die Politik darf für den dritten Herbst der Pandemie nicht wieder auf das Prinzip Hoffnung setzen. Sie muss bis dahin alle Möglichkeiten auszuschöpfen, die Schulen zu möglichst sicheren Lernorten zu machen. Vor allem muss sie dafür sorgen, dass es keinesfalls mehr Aufgabe von Lehrkräften ist, die Überforderung der Gesundheitsämter und Labore zu kompensieren. Nur so kann verhindert werden, dass die personelle Unterdeckung in den Schulen weiter verschärft und damit die Erfüllung des Bildungs- und Erziehungsauftrages noch stärker gefährdet wird.“

Präsenzunterricht nicht um jeden Preis

Die erfreulicherweise fallenden Inzidenzen sind der Anlass für die Äußerung der Ministerin Frau Ernst in der Presse, dass die Schulen des Landes Brandenburg vor Schuljahresende wieder in den Präsenzunterricht gehen werden.

Das erfahren die Lehrkräfte, Schüler*innen und Eltern erneut zuerst über die Presse.

„Diese Art von Kommunikation mit den Betroffenen kritisieren wir aufs Schärfste gemeinsam mit anderen Gewerkschaften, Verbänden und Mitwirkungsgremien schon seit über einem Jahr“, sagt Präsident Hartmut Stäker.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband unterstützt grundsätzlich eine Rückkehr zum regulären Präsenzunterricht unter entsprechenden Voraussetzungen.

Dazu gehört u.a. die Einhaltung des gültigen Infektionsschutzgesetzes und eine vernünftige Vorlaufzeit für die Schulen.

Als Probleme sieht der BPV vor allem, dass noch nicht allen Lehrkräften die Möglichkeit einer Impfung zur Verfügung stand und dass aufgrund der Voraussetzungen in den Schulen bei Präsenzunterricht in vollen Klassen die auch weiterhin von den Virologen eingemahnten AHA-Regeln nicht eingehalten werden können.