Bildungsnotstand in Brandenburg beenden: Maßnahmenkatalog des BPV zur Situation im Bildungsbereich

Bildung muss Chefsache in Brandenburg werden! Die Lehrkräftebildung muss praxisorientierter gestaltet und das System Schule muss durch multiprofessionelle Teams entlastet werden. Wir haben einen konkreten Maßnahmenkatalog vorgelegt.

Im Land Brandenburg wurden im Bereich Bildung die seit Jahren auftretenden Entwicklungen und Probleme von den zuständigen Bildungspolitikern verharmlost und ignoriert.

Die aktuelle Situation, akuter Lehrkräftemangel und schlechte Bildungsergebnisse, erfordert ein klares Konzept der Landesregierung, denn Bildung ist nicht nur Sache der Schulen. Bildung erfordert das Zusammenwirken aller Lebensbereiche.

Deshalb fordern wir erneut: Bildung muss Chefsache sein!

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder in die Diskussion um Lösungen eingebracht und Vorschläge unterbreitet. Auch in der aktuellen Situation wollen wir nicht nur die Probleme benennen, sondern uns mit klaren Vorstellungen zu praktischen Lösungen einbringen. Dabei sehen wir folgende Maßnahmen als dringend erforderlich:

  1. Begrenzung des Lehrkräftemangels
  • Die Lehrerbildung im Land Brandenburg muss berufsbegleitend erfolgen, um durch Praxisnähe die zukünftigen Lehrkräfte besser auf ihren Beruf vorzubereiten! Dazu haben wir ein Konzept erarbeitet.
  • Die Anzahl der Lehramtsstudienplätze muss erhöht und aktiv beworben werden, um die angebotenen Plätze zu belegen.
  • Es muss ein klares Konzept zur Aus- und Fortbildung der SeiteneinsteigerInnen vom MBJS erarbeitet werden, dass auch die beruflichen Perspektiven berücksichtigt, um Interessenten zu gewinnen.
  • Die Bildung multiprofessioneller Teams, die die Lehrkräfte unterstützen, müssen an allen Schulen, entsprechend des Bedarfes, gebildet werden können.
  • Über eine Kapitalisierung der nichtbesetzten Stellen für Lehrkräfte können die Schulen entsprechend ihres Bedarfes selbst entscheiden. Die Kapitalisierung ist zeitlich zu begrenzen. (freiwillige Mehrarbeit, Unterstützung durch anderes Personal)
  • Um wieder mehr Zeit für den Unterricht zu haben, muss eine Entlastung der Lehrkräfte und Schulleitungen von allen nichtpädagogischen Aufgaben in allen Schulstufen erfolgen. (administrative Aufgaben, Aufsichten, technische Aufgaben, Materialbestellung u.a.)
  • Lehrkräfte dürfen nur in Ausnahmefällen zur Absicherung der Ganztagsangebote eingesetzt werden. Hierfür sind andere Partner zu gewinnen.
  • Um Lehrkräfte aus dem Ruhestand als Unterstützung zurückzugewinnen, müssen bürokratische Hürden abgebaut werden, sowohl für ehemalige Beschäftigte als auch für beamtete RuheständlerInnen.
  • Die Konkurrenzsituation zum Nachbarbundesland Berlin muss bei arbeitsrechtlichen Entscheidungen unbedingt beachtet werden.
  1. Verbesserung der Arbeitssituation der Lehrkräfte
  • Die öffentliche Anerkennung und Unterstützung der Arbeit der Lehrkräfte durch die Landesregierung sind eine wichtige Motivation in der täglichen Arbeit.
  • Die Schulleitungen müssen mehr Handlungsspieleraum und Verantwortung für ihre Schule erhalten. Dafür muss ihnen mehr Zeit zur Verfügung stehen!
  • Die Übernahme zusätzlicher Aufgaben muss eine angemessene Anerkennung erhalten.
  • Mehrarbeit muss von der ersten Stunde an bezahlt werden und die Vergütung muss mindestens der der regulären Arbeitsstunden entsprechen.
  • Die Ausstattung der Arbeitsplätze der Lehrkräfte muss durch den Arbeitgeber und Dienstherren erfolgen und dem aktuellen materiellen und technischen Standard entsprechen.
  • Gewalt gegen Lehrkräfte nimmt besonders nach Corona weiter zu. Die Gewaltprävention an den Schulen und der Rechtsschutz durch den Arbeitgeber und Dienstherrn muss entbürokratisiert und eindeutig verbessert werden. Wir erwarten konkrete Maßnahmen!
  • Die präventive Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber muss erweitert werden. Dazu gehören nicht nur Maßnahmen zur Erhaltung der physischen, sondern insbesondere auch der psychischen Gesundheit. Hieraus ergibt sich zwingend eine Erhöhung der Anzahl der Schulpsychologen.

3. Verbesserung der Qualität der Lernergebnisse:

  • Die Ausbildung der Kita-ErzieherInnen muss inhaltlich so orientiert sein, dass die frühkindliche Bildung- und Erziehung in der Kita einen erfolgreichen Übergang in die Schule ermöglicht.
  • Die Bildungskonzepte zwischen Kita und Grundschulen müssen gezielter miteinander abgestimmt werden, damit die Ergebnisse der pädagogischen Arbeit in der Kita mehr Bedeutung beim Übergang in die Schule erhalten.
  • Der Fokus in der Grundschule muss auf dem Anfangsunterricht liegen (Klasse1/2). Der Einsatz der Lehrkräfte und die kontinuierliche Absicherung dieses Unterrichts muss in guter Qualität erfolgen und Priorität haben. Hier werden die Grundlagen für erfolgreiches Lernen gelegt!
  • Durch Mentoring an allen Schulformen ist es möglich, Lehrkräfte mit langjährigem Erfahrungsschatz zur Unterstützung von jungen Lehrkräften, Seiteneinsteigern und Studierenden zu gewinnen, um die Unterrichtsqualität zu verbessern. Hierfür müssen die unterstützenden Lehrkräfte eine Unterrichtsermäßigung erhalten, um diese Aufgabe erfüllen zu können.
  • Fortbildungen für alle Lehrkräfte müssen qualitativ hochwertig und dem Bedarf angepasst vom Arbeitgeber/Dienstherren angeboten werden. Das kann durch eine Vernetzung der Uni, der Studienseminare und des LISUMs erfolgen.
  • Um die Aufgaben der Inklusion und Integration erfüllen zu können, ist eine zusätzliche und angemessene unterstützende personelle Ausstattung der Schulen und Kitas notwendig.
  • Ausgebildete Sonderpädagogen müssen für ihre besonderen Aufgaben eingesetzt und dürfen nicht zur Absicherung des Schulalltages herangezogen werden.

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