Welttag der Lehrkraft: VBE und GEW fordern “nationale Kraftanstrengung” für Bildung

BERLIN. Die beiden größten Bildungsgewerkschaften Deutschlands fordern aus Anlass des Welttags der Lehrkraft am 5. Oktober grundlegende und systemische Veränderungen im Bildungssystem, anstatt permanent im Krisenmodus zu fahren.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) folgen dem Motto des Weltlehrkräftetages der UNESCO am 5. Oktober: „Hört auf die Stimme der Lehrkräfte – Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Bildung“. Sie solidarisieren sich mit Lehrkräften und Bildungsgewerkschaften weltweit.

Mit Blick auf die zunehmenden globalen Krisen betonen die beiden Vorsitzenden, Maike Finnern (GEW) und Gerhard Brand (VBE), die Bedeutung der Bildung in einem demokratischen System: „Bildung kann Menschen befähigen, sich ein Bild von der zunehmend komplexer werdenden Realität zu machen. Sie kann Minderheiten in ihrem Kampf um Achtung und Würde stärken und einen Weg zu einem erfüllten und erfolgreichen Leben ebnen. Zudem ist Bildung ein Grundrecht in einer demokratischen Gesellschaft. Dieses Grundrecht sehen wir angesichts der vielschichtigen Krisen im Bildungssystem zunehmend in Gefahr.“ Sie mahnen die Politik, den reaktiven Umgang mit schulischen Herausforderungen zu überwinden und aktiv grundlegende Verbesserungen im Bildungssystem anzustoßen.

„Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können“

Hierzu Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE: „Seit vielen Jahren stolpern wir von einem Schock zum nächsten. Egal ob Pisa oder OECD-Bildungsbericht, stets kommen neue Herausforderungen ans Tageslicht. Weder die öffentliche Betroffenheit, die darauffolgt, noch die oftmals kopflos wirkenden politischen Reaktionen bewirken, abgesehen von wenigen Ausnahmen, Veränderungen, die auch im Schulalltag ankommen. Dieser Spießrutenlauf muss endlich ein Ende haben. Wir brauchen aktive Maßnahmen zu grundlegenden Veränderungen. Für Schulen, die heutigen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden können. Schulen, in denen alle Beteiligten gerne arbeiten, lehren und lernen. Schulen in denen Multiprofessionalität gelebt und Chancengleichheit effektiv befördert werden kann. Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können.“ Ein solcher Prozess könne nur gelingen, wenn die Expertise der Lehrkräfte stärker genutzt wird.

„Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden“

GEW-Vorsitzende Maike Finnern betonte: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung: Bund, Länder und Kommunen, die Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Wissenschaft und Bildungsadministration müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und Handlungsstrategien entwickeln. Die Unterfinanzierung und der Fachkräftemangel überlagern alle anderen Fragen und blockieren Lösungen. Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden. Der Digitalpakt 2.0 ist immer noch nicht in trockenen Tüchern – es hakt bei der Finanzierung. Ab 2026 greift schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule – nicht geklärt sind die Finanzierung und die erforderliche

Personalausstattung. Wir dürfen die Zukunft der nächsten Generation nicht aufs Spiel setzen und müssen für mehr Chancengleichheit sorgen.“

Hintergrund: Der Weltlehrkräftetag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.

Die BI ist der internationale Dachverband von über 380 Bildungsgewerkschaften aus fast 180 Ländern. Sie vertritt weltweit mehr als 32 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI.

Quelle: News4teachers

Landtagswahl: Schulen müssen Zentrum des gesellschaftlichen Lebens werden

Laut Umfragen ist Bildung nach Migration das zweitwichtigste Wahlkampfthema in Brandenburg. Aus gewerkschaftlicher Sicht besteht großer Nachholbedarf.

Alexander Lipp engagiert sich im Brandenburgischen Pädagogen-Verband (BPV) und ist Mitglied der Landesjugendleitung der dbb jugend in Brandenburg. Als Lehrer für Politik unterrichtet er junge Menschen, die bei der Landtagswahl am Sonntag, 22. September, erstmals ihre Stimme abgeben. #staatklar hat mit ihm über Demokratiebildung, überfällige Reformen der Bildungspolitik und den drohenden Rechtsruck gesprochen.

#staatklar: Herr Lipp, junge Menschen befinden sich im Dauerkrisenmodus. Sie fühlen sich nicht gehört, die Belastungen angesichts der Krisen in der Welt sind groß, psychische Probleme nehmen zu. Das schürt Unzufriedenheit. Wie erleben Sie die Situation als Lehrer?

Alexander Lipp: Bei uns in der Schule nehme ich wahr, dass der Krisenmodus in den Hintergrund getreten ist. Insgesamt haben sich die jungen Menschen von der Pandemie inzwischen erholt. Allerdings mit einer Einschränkung: Wir haben deutlich mehr Fälle von Angststörungen, die sich nicht an konkreten Ursachen festmachen lassen. Das ist eine Herausforderung. Klar, Schulangst und Prüfungsangst hat es schon immer gegeben, aus oft nachvollziehbaren Gründen. Aber diese Dimension der starken Verunsicherung der Jugendlichen ist seit Corona neu.

Wie gehen Sie damit um?

Es ist wichtig, individuelle Lösungen zu finden und Druck herauszunehmen. Ganz akut kann es helfen, wenn die Schulsozialarbeiterin im geschützten und bewertungsfreien Raum als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht. Es ist auch schon vorgekommen, dass sie bei einer Panikattacke in der Abiturprüfung mit dem Betroffenen einen Spaziergang gemacht hat. Das sind einige Beispiele, bei denen wir helfen können.

Gibt es überhaupt ausreichend Sozialarbeitende in den brandenburgischen Schulen?

Natürlich kann man die Frage, was ausreicht, immer ausgiebig diskutieren. Fakt ist: Es besteht eine enorme Nachfrage an allen Schulen. Und damit meine ich nicht nur die Nachfrage bei den Schülerinnen und Schülern.

Auch die Eltern nehmen das Angebot sehr gerne an; beispielsweise organisiert die Kollegin Informationsveranstaltungen über Drogenmissbrauch oder Mediennutzung. Das ist eine sinnvolle Entlastung der Lehrkräfte, die ohnehin schon viele Aufgaben außerhalb des Unterrichts übernehmen müssen, für die sie – wenn überhaupt – nur oberflächlich ausgebildet sind. Wir Lehrkräfte haben ebenfalls mit der Sozialarbeit eine Anlaufstelle vor Ort, wo wir Rat suchen und Unterstützung finden können.

Die Zeit fehlt und das ist angesichts des Lehrkräftemangels leider Normalität, weil die Personaldecke einfach viel zu dünn ist. Wenn ich merke, dass bei einem jungen Menschen etwas nicht stimmt, ist es sehr hilfreich, wenn ich sofort die Sozialarbeiterin ins Boot holen kann.

Die Bildungspolitik bewegt die Menschen in Brandenburg – laut einer Umfrage des ZDF ist sie mit 21 Prozent das zweitwichtigste Thema im Wahlkampf. Was muss sich ändern?

Früher haben die Lehrkräfte ihren Unterricht gemacht und das war’s in der Regel. Heute soll die Schule nicht nur bilden, sondern viele weitere Funktionen erfüllen und das ist im Grundsatz völlig richtig. Aber dafür müssen wir die Schule zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens machen. Da reichen Lehrkräfte, eine Sekretärin und ein Hausmeister nicht mehr aus.

Wir brauchen die Kompetenzen von Fachkräften, die alles abdecken, was im Schulalltag wichtig sein könnte: zum Beispiel Logopäden, Physiotherapeuten, Einzelfallhelfende, Verwaltungskräfte und eben Sozialarbeitende. Da gibt es noch großen Nachholbedarf. Hier erwarte ich eine konkrete Strategie – zumal es ja auch darum geht, die Vorgaben der UN-Behindertenkonvention umzusetzen. Man kann nicht einfach sagen: „Die Lehrkräfte machen jetzt Inklusion und los.“ Das funktioniert nicht. Alle Gruppen der Gesellschaft, die etwas beitragen können, müssen anpacken. Das meine ich mit der Schule als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Nicht zuletzt ist es aus gewerkschaftlicher Sicht erschreckend, dass es vor allem in Hinblick auf die Ausstattung und digitale Anbindung bisher kaum einheitliche Standards für Schulen gibt. Zu moderner Bildung gehören eben nicht mehr nur Tisch, Stuhl und Tafel. Die Politik muss hier Standards für eine moderne Schule verbindlich festlegen und schnellstmöglich umsetzen – und zwar verstärkt auf Landesebene, weniger im Kommunalen, um wirklich dieselben Bedingungen zu schaffen. Aktuell müssen Lehrkräfte mitunter über mehrere Jahre hinweg Dinge bei der Verwaltung beantragen, die längst überfällig sind.

Wahlumfragen sehen die AfD mit 29 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der SPD mit 26 Prozent. Dass die AfD in Regierungsverantwortung kommt, gilt als unwahrscheinlich, weil niemand mit ihr koalieren möchte. Aber rein hypothetisch: Welche Folgen hätte es, wenn sie im Ministerium Bildungspolitik gestaltet?

Das wäre dramatisch, weil Bildungspolitik sehr direktiv gesteuert wird. Zwar beschließt der Landtag das Schulgesetz, aber das Bildungsministerium regelt viel über Verordnungen. Welche Fächer werden unterrichtet? Bekommen freie Schulen mehr Geld und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Und ist es erlaubt, die eigenen Kinder zu Hause zu beschulen? Dies sind Beispiele für Fragen, die verdeutlichen, wie stark die AfD das staatliche Schulsystem in ihrem Sinne umkrempeln könnte.

Ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie einen AfD-Minister nicht als Dienstherrn akzeptieren wollen. Sie würden sich gegebenenfalls entpflichten lassen und in ein anderes Bundesland wechseln.

Als Politiklehrer müssen Sie sich auch im Unterricht mit der AfD befassen; in den Sozialen Medien erreicht die Partei viele junge Menschen.

Das ist richtig, in fast jedem Newsfeed findet sich AfD-Werbung. Der Content ist handwerklich gut gemacht und passt zur Zielgruppe. Natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen. Handlungsmaxime für Lehrkräfte, vor allem im Fach Politik, ist der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Er besteht aus drei Teilen.

Erstens ist es nicht erlaubt, eine bestimmte Partei im Unterricht schlechtzumachen. Es muss Ergebnisoffenheit bestehen. Das bezeichnet man als Überwältigungsverbot. Zweitens muss alles, was die Gesellschaft kontrovers diskutiert, auch in der Schule kontrovers diskutiert werden – es geht darum, eine politische Frage aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dahinter verbirgt sich das Kontroversitätsgebot.

Und drittens soll der Unterricht die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, politische Angebote zu analysieren und in die eigene Interessenlage einzuordnen. Sie sollen lernen, Daten und Fakten heranzuziehen und Falschbehauptungen zu erkennen.

Die Bildungspolitik bewegt die Menschen in Brandenburg – laut einer Umfrage des ZDF ist sie mit 21 Prozent das zweitwichtigste Thema im Wahlkampf. Was muss sich ändern?

Früher haben die Lehrkräfte ihren Unterricht gemacht und das war’s in der Regel. Heute soll die Schule nicht nur bilden, sondern viele weitere Funktionen erfüllen und das ist im Grundsatz völlig richtig. Aber dafür müssen wir die Schule zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens machen. Da reichen Lehrkräfte, eine Sekretärin und ein Hausmeister nicht mehr aus.

Wir brauchen die Kompetenzen von Fachkräften, die alles abdecken, was im Schulalltag wichtig sein könnte: zum Beispiel Logopäden, Physiotherapeuten, Einzelfallhelfende, Verwaltungskräfte und eben Sozialarbeitende. Da gibt es noch großen Nachholbedarf. Hier erwarte ich eine konkrete Strategie – zumal es ja auch darum geht, die Vorgaben der UN-Behindertenkonvention umzusetzen. Man kann nicht einfach sagen: „Die Lehrkräfte machen jetzt Inklusion und los.“ Das funktioniert nicht. Alle Gruppen der Gesellschaft, die etwas beitragen können, müssen anpacken. Das meine ich mit der Schule als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Nicht zuletzt ist es aus gewerkschaftlicher Sicht erschreckend, dass es vor allem in Hinblick auf die Ausstattung und digitale Anbindung bisher kaum einheitliche Standards für Schulen gibt. Zu moderner Bildung gehören eben nicht mehr nur Tisch, Stuhl und Tafel. Die Politik muss hier Standards für eine moderne Schule verbindlich festlegen und schnellstmöglich umsetzen – und zwar verstärkt auf Landesebene, weniger im Kommunalen, um wirklich dieselben Bedingungen zu schaffen. Aktuell müssen Lehrkräfte mitunter über mehrere Jahre hinweg Dinge bei der Verwaltung beantragen, die längst überfällig sind.

Wahlumfragen sehen die AfD mit 29 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der SPD mit 26 Prozent. Dass die AfD in Regierungsverantwortung kommt, gilt als unwahrscheinlich, weil niemand mit ihr koalieren möchte. Aber rein hypothetisch: Welche Folgen hätte es, wenn sie im Ministerium Bildungspolitik gestaltet?

Das wäre dramatisch, weil Bildungspolitik sehr direktiv gesteuert wird. Zwar beschließt der Landtag das Schulgesetz, aber das Bildungsministerium regelt viel über Verordnungen. Welche Fächer werden unterrichtet? Bekommen freie Schulen mehr Geld und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Und ist es erlaubt, die eigenen Kinder zu Hause zu beschulen? Dies sind Beispiele für Fragen, die verdeutlichen, wie stark die AfD das staatliche Schulsystem in ihrem Sinne umkrempeln könnte.

Ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie einen AfD-Minister nicht als Dienstherrn akzeptieren wollen. Sie würden sich gegebenenfalls entpflichten lassen und in ein anderes Bundesland wechseln.

Als Politiklehrer müssen Sie sich auch im Unterricht mit der AfD befassen; in den Sozialen Medien erreicht die Partei viele junge Menschen.

Das ist richtig, in fast jedem Newsfeed findet sich AfD-Werbung. Der Content ist handwerklich gut gemacht und passt zur Zielgruppe. Natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen. Handlungsmaxime für Lehrkräfte, vor allem im Fach Politik, ist der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Er besteht aus drei Teilen.

Erstens ist es nicht erlaubt, eine bestimmte Partei im Unterricht schlechtzumachen. Es muss Ergebnisoffenheit bestehen. Das bezeichnet man als Überwältigungsverbot. Zweitens muss alles, was die Gesellschaft kontrovers diskutiert, auch in der Schule kontrovers diskutiert werden – es geht darum, eine politische Frage aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dahinter verbirgt sich das Kontroversitätsgebot.

Und drittens soll der Unterricht die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, politische Angebote zu analysieren und in die eigene Interessenlage einzuordnen. Sie sollen lernen, Daten und Fakten heranzuziehen und Falschbehauptungen zu erkennen.

Was würden Sie den Menschen, die zur Wahl aufgerufen sind, aus gewerkschaftlicher Sicht mit auf den Weg geben?

Gehen Sie zur Wahl, geben Sie Ihre Stimme ab – und bei allem Unmut, den es bei dem einen oder anderen geben mag: Eine Stimme kann auch Schaden anrichten. Alle sollten für sich sorgfältig überlegen, was sie als Bürgerinnen und Bürger verantworten wollen.

Von der Politik wünsche ich mir, dass sich die demokratischen Parteien besonnen verhalten, die Bundespolitik ausklammern und nach der Wahl sachlich analysieren, wie sie das Land Brandenburg bestmöglich zum Wohle der Brandenburgerinnen und Brandenburger voranbringen können.

Interview: Christoph Dierking, Link zum Artikel im staatklar Magazin: https://www.staatklar.org/artikel/lehrer-fordert-schulen-muessen-zentrum-des-gesellschaftlichen-lebens-werden.html

Bildung braucht Bindung – Bildung braucht uns!

„Kinder werden starke Persönlichkeiten durch starke Lehrkräfte. Neben einem verlässlichen und liebevollen Elternhaus brauchen sie Lehrkräfte, die ihnen Zutrauen, Stärke und Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben“, fasst der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, die Ergebnisse einer Diskussion bei der letzten Bundesvorstandssitzung zusammen.

„Wir als Lehrkräfte bemängeln, dass die bildungspolitische Diskussion sich hauptsächlich auf ein einziges Ziel konzentriert: die Steigerung der Quote von Kindern, die die Mindeststandards erreichen. Selbstverständlich ist es elementar wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen können. Da widerspricht niemand. Gleichzeitig darf in der Diskussion um das Erreichen von Mindeststandards nicht vergessen werden, was dafür notwendig ist: Ohne Bindung keine Bildung. Die professionelle Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für nachhaltiges Lernen“, bekräftigt Brand.

Der VBE-Bundesvorstand führte eine konstruktive Diskussion, in der insbesondere die Motivation der Lehrkräfte deutlich wurde. Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Deshalb darf der Blick in das Klassenzimmer nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten. Der VBE-Chef erläutert: „Das einzelne Kind und seine spezifischen und individuellen Stärken und Schwächen sind für uns entscheidend. Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung. Wir melden uns deswegen – fern aller Kampagnen, Bündnisse und Studien – heute zu Wort!“ Denn: „Jeden Tag kommen neue Ergebnisse, die das Lehren und Lernen in Schule beleuchten. Es hilft aber nicht, noch mehr der gleichen Erkenntnisse zu produzieren. Vielmehr braucht es ausreichend Zeit und Ressourcen, um ins Lernen zu kommen.“

Mitglieder des Bundesvorstandes berichteten eindrücklich aus ihrem Alltag, in dem sie mit Jugendlichen arbeiten, die verhaltensauffällig sind, teilweise Straftaten begehen, depressiv oder aggressiv werden, psychische und psychiatrische Störungen entwickeln und orientierungslos sind. Andere wissen zu berichten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Kindern und Erwachsenen sind und was es mit der Jugend macht, in Zeiten multipler Krisen aufzuwachsen.

Und nicht zuletzt zeugte die Diskussion aber auch eindrücklich davon, wie hoch die Motivation ist, Lehrkraft zu werden, zu sein und zu bleiben – allerdings braucht es dafür ganz konkrete Unterstützung. Brand fordert: „Die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen verbessert werden – nur so können wir Kinder und Jugendliche stark und resilient für das Leben von morgen machen. Dafür braucht es große Entscheidungen und mutige Veränderungen, die von der Gesellschaft getragen und von der Politik ausfinanziert werden.“

VBE-Pressedienst, Berlin, 12. September 2024

In der Bildung der Kinder und Jugendlichen liegt die Zukunft Brandenburgs

Grundsätze des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes zur Landtagswahl 2024 in Brandenburg

Ja! Das sagen alle Politiker:innen vor der Wahl. Und nach der Wahl? An folgenden Grundsätzen wollen wir die Kandidatinnen und Kandidaten für den neuen Landtag messen.

  1. Bildungspolitik ist Investitionspolitik
  • Unterricht ist in jeder Jahrgangsstufe und in jedem Fach durch dafür qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen zu erteilen.
  • Wir fordern:
  • keine Erhöhung von Unterrichtsverpflichtung,
  • Beibehaltung von Möglichkeiten der Teilzeit,
  • Abbau von Bürokratie, Erleichterung von Verwaltungsprozessen,
  • keine Streichung der Ermäßigung aus Altersgründen,
  • Ermäßigungstatbestände für besondere Aufgaben.
  • Es ist zu garantieren, dass Lehrpersonen ohne Lehramtsausbildung vor dem Einsatz, spätestens jedoch am Beginn des Unterrichtseinsatzes eine Pädagogische Grundqualifizierung erhalten.
  • Um Lehrpersonen langfristig im Schuldienst zu binden, ist ihnen mittelfristig eine Weiterqualifizierung mit dem Ziel einer Qualifizierung bis zum Lehramt anzubieten. Das Land Brandenburg hat dafür geeignete Angebote zu schaffen und zu finanzieren.
  • Damit diese Seiteneinsteigenden die passende Weiterqualifizierung erhalten, ist ihre Lehrtätigkeit regelmäßig (mindestens zweimal je Schuljahr) zu beurteilen und ein individueller Weiterbildungsplan mit jedem Betroffenen zu erarbeiten.
  • Die territoriale Konzentration oder die Konzentration auf einzelne Schulen oder Schulformen mit Lehrkräften, die über den Seiteneinstieg in den Schuldienst gelangt sind, ist zu vermeiden.
  • Unbesetzte Stellen werden befristet kapitalisiert und den Schulen als frei verfügbares Budget zur Verfügung gestellt.
  • Seiteneinsteiger im Kitabereich müssen ähnlich wie Seiteneinsteiger im Schulbereich vor ihrem Einsatz qualifiziert werden und die Möglichkeit eines qualifizierten Berufsabschlusses erhalten.
  1. Schulstruktur, Lerninhalte, bildungspolitische Projekte
  • Gemeinsames Lernen, Inklusion und Integration aufgrund von verstärkter Migration sind Realität in den Schulen. Sie sind mit ausreichend Personal (Zweitlehrer, Sonderpädagogen, pädagogische Unterrichtshilfen, Lernbegleiter) abzusichern.
  • Schulen mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkten sind auch weiterhin unabdingbar.
  • Zentrale Vergleichstests sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Sie sollen digital durchgeführt und ausgewertet werden.
  1. Lehrerausbildung und Lehrerweiterbildung
  • Die angebotenen Studienplätze sind am Bedarf zu orientieren!
  • Das Lehramtsstudium muss praxisnah sein.
  • Schwerpunkte in der Bachelorphase müssen neben den Fachwissenschaften Erziehungswissenschaften und Psychologie sowie Methodik und Didaktik sein. Die Masterphase ist berufsbegleitend zu absolvieren.
  • Für die dritte Ausbildungsphase müssen bedarfsgerechte Fortbildungsangebote organisiert werden.
  • Fortbildungen und Dienstreisen sind grundsätzlich im dienstlichen Interesse anzuerkennen.
  1. Lehrerinnen und Lehrer
  • Keine Erhöhung der wöchentlich zu erteilenden Unterrichtsstunden in allen Schulformen!
  • Für jede über den eigentlichen Unterricht und seine Vor- und Nachbereitung hinausgehende Aufgaben müssen Anrechnungsstunden gewährt werden.
  • Aufstiegsmöglichkeiten sind durch entsprechend vergütete Funktionsstellen zu schaffen.
  • Angemessene Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in allen Lebensphasen sind zu gewährleisten.
  • Schulen und Lehrkräften müssen mehr Mittel für eine Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zur Verfügung gestellt werden.
  • Die Arbeit von Lehrkräften ist öffentlich wertzuschätzen.
  • Würdigung und Anerkennung von besonderen Arbeitsleistungen im Schuldienst hat zu erfolgen.
  • Gewalt gegen Lehrkräfte, auch Gewalt in den Klassen und im Elternhaus, müssen stärker beachtet und entsprechende Beratungsangebote zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist ein Netz aus Beratungsstellen, Polizei und Psychologen zu schaffen und die Rechte der Lehrkräfte zu stärken.
  1. Personalausstattung unter Berücksichtigung des Demografiewandels bis 2030
  • Funktionsstellen sind ordentlich zu besetzen und zu vergüten. Die Laufbahnverordnung ist anzupassen.
  • Die Erhöhung der Vertretungsreserven auf mindestens 10 % ist erforderlich.
  • Die Obergrenzen der Klassenfrequenzen sind zu senken.
  • Lehrerinnen und Lehrer müssen von allen nichtpädagogischen Tätigkeiten entlastet werden.
  • Eine angemessenen Stellenzahl für Sozialarbeit an Schulen, Schulpsychologen sowie anderen Professionen multiprofessionaler Teams ist einzurichten.
  1. Digitalisierung und Schule
  • Die Landesregierung hat ein Digitalkonzept zu erstellen und zu realisieren, welches den Bereich Bildung einschließt.
  • Es müssen insbesondere landesweite Mindeststandards für die Ausstattung der Schulgebäude und Schüler- und Lehrerarbeitsplätzen festgelegt werden.
  • Für die Nutzung der künstlichen Intelligenz in der Schule müssen rechtsverbindliche Festlegungen getroffen werden.

Diese Grundsätze wurden beschlossen auf der Sitzung des erweiterten Landesvorstandes des BPV am 18.11.2023.

 

Brandenburgischer Pädagogen-Verband

Präsident: Hartmut Stäker

Kontakt:         staeker@bpv-vbe.de

 

dbb-Vorsitzender Silberbach weist Kritik an Lehrkräften entschieden zurück

Die jüngste PISA-Studie hat den immensen Handlungsbedarf im Bildungsbereich offenbart. Andreas Schleicher wetterte daraufhin gegen Lehrkräfte.

Im Interview mit der Stuttgarter Zeitung sagte Schleicher unter anderem, dass der Lehrerberuf intellektuell nicht anspruchsvoll sei und dass Lehrkräfte „Befehlsempfänger“ seien, die sich ein Beispiel an China nehmen sollten. Darüber hinaus bestritt er die Belastung im Berufsalltag.

„Schleicher wird seiner Verantwortung als internationaler Koordinator der PISA-Studie nicht gerecht“, kritisierte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 8. Februar 2024 in Berlin. „Diese realitätsferne Sichtweise wird uns nicht aus der Bildungsmisere helfen. Sie verkennt die erstklassige Arbeit, die die Kolleginnen und Kollegen Tag für Tag in den ihnen vorgegebenen Strukturen leisten. Wir laden Herrn Schleicher herzlich zu einem Schulbesuch ein, sodass er sich persönlich ein Bild von der alltäglichen Belastung unserer Lehrkräfte machen kann.“ Zudem belegten unzählige Studien das hohe Maß an Belastung der Lehrkräfte belegen, so der dbb Chef.

„Um die Bildungsqualität in unserem Land nachhaltig zu verbessern, müssen entschiedene Maßnahmen gegen den Lehrkräftemangel ergriffen und angemessene Rahmenbedingungen für die Beschäftigten gewährleistet werden. Pauschale Kritik an einer gesamten Berufsgruppe bringt uns da nicht weiter“, appellierte Silberbach.

Hintergrund
Die internationale Schulleistungsstudie PISA, die im Auftrag der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) durchgeführt wird, erfasst die Kompetenzen von 15-jährigen Jugendlichen in den Bereichen Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. In der aktuellen Studie, die im Frühjahr 2022 durchgeführt wurde, haben die deutschen Schülerinnen und Schüler das bisher schlechteste Ergebnis erzielt. Der große Handlungsbedarf im Bildungsbereich wurde bereits zuvor von zahlreichen weiteren Studien belegt.

BPV gratuliert: Die Hochschulperle des Jahres 2023 geht an die BTU

Der neue praxisintegrierende Studiengang Lehramt Primarstufe der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ist aus dem Publikums-Voting des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft zur Hochschulperle des Jahres 2023 als Sieger hervorgegangen. Er konnte rund 25 Prozent der Stimmen auf sich vereinen.

Im Oktober 2023 hatte die BTU die Hochschulperle des Monats des Stifterverbandes zum Thema „Lehrkräftebildung neu denken“ für das Konzept zur Etablierung und Umsetzung des innovativen Studiengangs Lehramt Primarstufe gewonnen. Am 16. und 17. Januar 2024 standen die zwölf Hochschulperlen der Monate Januar bis Dezember per SMS-Abstimmung zur Wahl für die Hochschulperle des Jahres 2023. Mit 24,82 Prozent konnte das BTU-Projekt das 24-stündige Voting mit großem Abstand gewinnen und erhält ein Preisgeld von 3.000 Euro. Den zweiten Platz errang das Projekt „Back to School“ der Universität Vechta mit 17,01 Prozent der Stimmen. Das Projekt „International Teacher Education“ der Goethe-Universität Frankfurt am Main sicherte sich mit einem Stimmenanteil von 12,38 Prozent den dritten Platz.

Prof. Dr. Peer Schmidt, Vizepräsident für Studium und Lehre der BTU, betont: „Die Freude über den Gewinn der Hochschulperle des Jahres ist an der BTU riesengroß. Ich danke dem Stifterverband für das tolle Forum des diesjährigen Preises „Lehrkräftebildung neu denken“ und ganz besonders den vielen Universitätsangehörigen, Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen außerhalb der Universität, die uns während der Aufbauphase des Studiengangs so intensiv begleitet haben und die uns nun auch in der abschließenden Abstimmung unterstützt haben. Die Auszeichnung mit der Hochschulperle des Jahres ist uns eine starke Motivation, bei der Entwicklung des innovativen Studiengangs Lehramt Primarstufe weiter voranzuschreiten.“

Das gesamte theoretische Studium wird von integrativen Praxiswochen begleitet, wobei die an der Lehrkräftebildung beteiligten Disziplinen eng zusammenarbeiten. Zentraler Orientierungspunkt ist der ganzheitliche Blick auf die Bildungsprozesse des Kindes.  

Um dem massiven Lehrermangel zu begegnen, versuchen die BTU und das Land Brandenburg mit dem Studiengang Lehramt Primarstufe deutschlandweit einen ganz neuen Weg zu gehen. Den Studierenden wird in Lernwerkstätten an der Universität das theoretische und pädagogische Wissen als Fundament für den angestrebten Beruf als Lehrkraft vermittelt. Die sogenannten schulpraktischen Studien erfolgen als integrative Komponente des Studiums und werden semesterbegleitend reflektiert. Sie bieten einen direkten Einblick in die schulischen Handlungsfelder. Somit erlernen die Studierenden die essenziellen Kompetenzen für die Arbeit mit Grundschulkindern, wie Motivation oder Begeisterung am Verstehen und Anwenden auf besonders praxisnahe Art und Weise. Die ersten beiden semesterbegleitenden Praktika im Bachelorstudiengang umfassen wöchentliche Hospitationen und Gespräche mit Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern sowie individuell durchgeführte Unterrichtseinheiten. Im dritten Praktikum werden bildungswissenschaftliche oder inklusionspädagogische Fragen bearbeitet. Ein Novum bundesweit ist der duale Masterstudiengang, der erstmals im Wintersemester 2026/27 startet.

Die Jury des Stifterverbandes hatte die Auszeichnung des BTU-Projektes mit der Hochschulperle des Monats Oktober 2023, die Grundlage der aktuellen Abstimmung zur Hochschulperle des Jahres war, folgendermaßen begründet:
„Für Studierende ist es sehr attraktiv, vom ersten Semester an auch in der Schule tätig zu sein. An das jetzt gestartete Bachelorstudium wird sich ab dem Wintersemester 2026/27 ein in gleicher Weise praxisintegrierender Masterstudiengang anschließen. Es soll dann der erste duale Masterstudiengang im Lehramt sein. Dieses Konzept ist zeitgemäß und beispielhaft für weitere mutige Ansätze in der Lehrkräftebildung“.

Mehr zu dem von Prof. Dr. Juliane Noack Napoles geleiteten Studiengang Lehramt Primarstufe der BTU, dem Siegerprojekt 2023:
https://www.b-tu.de/lehramt-primarstufe-bed

Der Stifterverband zeichnet jeden Monat innovative Projekte an Hochschulen aus. Die Aktion Hochschulperle soll diese vorbildlichen Projekte stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. Der Stifterverband ist eine Gemeinschaft von rund 3.500 engagierten Menschen, Unternehmen und Organisationen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft. Ziel seiner Arbeit ist, Bildung und Wissenschaft neu zu denken und zu gestalten, um die Innovationskraft der Gesellschaft nachhaltig zu stärken. Als zentraler Impulsgeber analysiert er aktuelle Herausforderungen, fördert Modellprojekte und ermöglicht deren Verbreitung in vielfältigen Netzwerken. Er vernetzt Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, entwickelt gemeinsam Ideen und stößt politische Reformen an. In seinem Wirken konzentriert er sich auf zwei Handlungsfelder: Bildung und Kompetenzen sowie Kollaborative Forschung und Innovation.
https://www.stifterverband.org/

Kontakte:
Stifterverband

Peggy Groß
Pressesprecherin
T 030 322982-530
presse(at)stifterverband.de
www.stifterverband.org

Lehramt Primarstufe
Prof. Dr. Juliane Noack Napoles
Studiengangsleitung
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU)
T 0355 5818 414
noacknap(at)b-tu.de

Die Landesregierung hat an die Lehrkräfte gedacht, aber Handlungsbedarf besteht weiterhin

Laut Pressemitteilung der Landesregierung vom 18.10.2023 wurden Verhandlungen zu den Arbeitsbedingungen im Öffentlichen Dienst mit Gewerkschafen und Verbänden erfolgreich abgeschlossen. Und Ja, der Bereich Bildung stand im Mittelpunkt der Gespräche und Beschlüsse. Was heißen die Ergebnisse für die Lehrkräfte in der Praxis?

  1. Die Höhe der Unterrichtsverpflichtung von Lehrkräften bleibt bis zum 30.Juni 2025 unverändert.
  2. Die freiwillige und langfristige Mehrarbeit (mindestens ein Schulhalbjahr) wird in der Höhe wie der reguläre Unterricht und monatlich bezahlt. (max. Stundenzahl 30h/Wo)
  3. Langzeitkonten für Mehrarbeit werden auf freiwilliger Basis für Tarifbeschäftigte fortgeführt und ausgebaut. Für beamtete Lehrkräfte soll diese Möglichkeit zeitnah eingerichtet werden.
  4. Für Lehrkräfte (ab Sek.I) werden Zulagen für Fachkonferenzleitungen Ma, D, En und Koordination Ganztag eingeführt.
  5. Die Hinzuverdienstmöglichkeiten für Beamte und Beamtinnen im Ruhestand sollen ab 01.08.2024, spätestens aber ab 01.01.2025, befristet für 7 Jahre angehoben werden.

Wo gibt es Handlungsbedarf für Gewerkschaften, Verbände und den Hauptpersonalrat?

  1. Für das „63plus-Modell“ sollen die konkreten Bedingungen zwischen Hauptpersonalrat der Lehrkräfte und MBJS vereinbart werden.
  2. Das MBJS, der dbb (mit BPV) und GEW führen Gespräche mit der Zielstellung, die Aufgabenentlastung der Lehrkräfte umzusetzen.
  3. Die Ergebnisse aus den aktuellen Tarifverhandlungen der Länder mit dem Beamtenbund dbb und den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes müssen auf die Beamtinnen und Beamten zeitnah per Gesetz durch den Landtag übertragen werden.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband fordert darüber hinaus:

  1. Alle angeordneten Mehrarbeitsstunden müssen in der Höhe der regulären Unterrichtsstunden bezahlt werden und das auch monatlich!
  2. Für Lehrkräfte in Grund- und Förderschulen müssen ebenfalls Zulagen für Fachkonferenzleitungen Ma, D, En und Koordination Ganztag eingeführt werden!
  3. Der Brandenburgische Pädagogen-Verband fordert mehr öffentliche Anerkennung für die Arbeit aller Pädagoginnen und Pädagogen, sowie eine spürbare Entlastung von allen nicht pädagogischen Aufgaben.

Wenn wir über antimuslimischen Rassismus sprechen, müssen wir uns auch damit befassen, was ausgeklammert wird!

 Auf Initiative des Bundesministeriums des Innern und für Heimat wurde der sogenannte Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (kurz: UEM) vor rund drei Jahren eingesetzt, insbesondere auch in Reaktion auf den rassistischen Anschlag in Hanau am 19. Februar 2020. Neun Expert:innen haben seitdem relevante Studien, Erkenntnisse, aber auch Handlungsstrategien erarbeitet, die sich in einem 400-seitigen Bericht wiederfinden. Dieser wurde in Berlin am 29.06.2023 vorgestellt und verdeutlicht, dass Muslimfeindlichkeit sehr stark in der Breite der Gesellschaft verankert ist und Muslim:innen bzw. auch diejenigen, die als Muslim:innen wahrgenommen werden, in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen keine gleichberechtigte Teilhabe genießen. Im Kontext von Schule drückt sich dies u.a. dadurch aus, dass Diskriminierung gegenüber Muslim:innen von etwa einem Drittel aller Lehrkräfte ausgeht und muslimische Menschen und der Islam in Schulbüchern primär negativ dargestellt werden. Sarah Zendeh vom ZEOK e. V. hat mit Prof. Dr. Karim Fereidooni über antimuslimischen Rassismus im Kontext Schule gesprochen.

Sarah Zendeh (SZ): Herr Fereidooni, welche Erkenntnisse aus dem kürzlich erschienenen UEM-Bericht in Bezug auf das Handlungsfeld Bildung erachten Sie als besonders relevant, mit Blick auf die Arbeit von Lehrkräften sowie auch allgemein für Schulen?

Karim Fereidooni (KF): Als besonders interessanten Punkt möchte ich gerne die Studie zum Thema Schulbücher und Curricula rausgreifen. Insgesamt wurden 761 Schulbücher in den Fächern Geschichte, Politik, Sozialkunde und Geografie sowohl von allgemeinbildenden als auch berufsbildenden Schulen in allen 16 Bundesländern bezüglich der Darstellung von Muslim:innen untersucht. Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass Muslim:innen, wenn sie denn überhaupt in Schulbüchern vorkommen, primär negativ dargestellt werden, beispielsweise im Zusammenhang mit Terror oder mit Herausforderungen für die deutsche Gesellschaft. Zudem haben wir bundesweit 348 Lehrpläne untersuchen lassen und hierbei fällt auf, dass in keinem der untersuchten Lehrpläne auf die Themen Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus verwiesen wird. Wenn wir also über antimuslimischen Rassismus sprechen oder forschen wollen, müssen wir uns auch damit befassen, was ausgeklammert wird. Dies betrifft explizit den Themenbereich antimuslimischer Rassismus. Lehrkräfte und Schüler:innen nehmen Schulbücher nicht als „normale“ Bücher wahr, sondern glauben, dass diese die ultimative Wahrheit beinhalten. Schulbücher durchlaufen einen komplexen Prozess, um überhaupt genehmigt zu werden. Da an diesem Prozess Bundesländer, Schulbuchverlage und Expertengremien beteiligt sind, glauben sowohl Lehrkräfte als auch Schüler:innen, dass sie in diesen Büchern mit der reinen Wahrheit konfrontiert werden. Wenn aber die sogenannte Wahrheit antimuslimische Narrative beinhaltet, dann besteht die Gefahr, dass Lehrkräfte und Schüler:innen diese Inhalte internalisieren und weiterverbreiten. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir aufpassen, was in den Schulbüchern veröffentlicht wird.

SZ: Inwieweit muss sich die Ausbildung und Arbeit der angehenden Lehrkräfte verändern, um eine höhere Sensibilität für antimuslimischen Rassismus zu fördern?

KF: Wir müssen bei der Universitätsausbildung (1. Phase der Lehrer:innenbildung) ansetzen und sowohl diese als auch die Studienseminar-Ausbildung (2. Phase der Lehrer:innenbildung) verändern. Der Themenkomplex Rassismus und im Speziellen antimuslimischer Rassismus muss in die Lehrer:innenausbildung und -fortbildung implementiert werden und die Lehrpläne müssen sich soweit verändern, dass antimuslimischer Rassismus als explizite Erscheinungsform des Rassismus vorkommt. Dazu müssen auch Seminar-Dozierende und die Dozierenden der Universität entsprechend geschult werden und Kompetenzen erwerben, wie sie rassistischem und diskriminierendem Verhalten entgegenwirken können.

Zum anderen ist es notwendig, dass in den Schulbuchverlagen eine Diversifizierung stattfindet, sowohl in der Auswahl der Bilder und Statistiken zum Thema Islam und Muslim:innen, als auch hinsichtlich der Zusammensetzung der Gremien, die über Lehrpläne und Schulbuchinhalte entscheiden, denn diese Gremien sind bislang kein Spiegelbild unserer Gesellschaft und das muss sich ändern.

SZ: Häufig berichten uns Lehrer:innen, dass sie weder Zeit noch Ressourcen haben, um sich noch mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen. Sie fühlen sich ohnehin bereits überlastet und überfordert. Welche Maßnahmen bzw. welche Haltungen können dabei helfen, dass Lehrkräfte in einem kontinuierlichen Reflexionsprozess bleiben, um rassistischem Verhalten entgegenzuwirken?

KF: Anschließend an die individuellen Maßnahmen, die ich eben genannt habe, ist es natürlich auch wichtig, über strukturelle Maßnahmen zu sprechen. Aus meiner Sicht ist das derzeitige deutsche Schulsystem nicht darauf ausgelegt, Schüler:innen adäquat zu beschulen und die Gesundheit der Lehrkräfte zu erhalten bzw. zu fördern. Wir verlangen sehr viel von Lehrkräften, ohne ihnen die entsprechenden Ressourcen an die Hand zu geben und wir schmeißen sie in ein System, das gar nicht darauf angelegt ist, langfristig über Ungleichheitsstrukturen nachzudenken. Aus diesem Grund plädiere ich zuerst einmal für strukturelle Reformmaßnahmen. Das bedeutet beispielsweise, dass sowohl die Anzahl der wöchentlichen Unterrichtsstunden pro Lehrkraft als auch die Anzahl der Schüler:innen pro Klasse auf je 15 reduziert werden müssen. Damit wird ermöglicht, dass sich Lehrkräfte adäquat auf den Unterricht vorbereiten und Fortbildungen besuchen können und dass innerhalb der Klassen kontinuierlich Projektarbeit geleistet und Binnendifferenzierungen vorgenommen werden können. Diese strukturellen Maßnahmen unterstützen Lehrkräfte dabei, menschenverachtenden Aussagen entschlossen entgegenzutreten und sich im Sinne des Grundgesetzes zu positionieren. Der gegenwärtige Status quo in der deutschen Schullandschaft führt hingegen dazu, dass sich Lehrkräfte gestresst fühlen und sie keine Zeit haben, um sich weiterzubilden und eine bestimmte Haltung zu entwickeln. Die Verantwortung sehe ich hier eindeutig in der Politik: Diese muss den UEM-Bericht lesen, den Maßnahmenkatalog durchgehen und entschlossen die von uns entwickelten Lösungsmöglichkeiten umsetzen. Innerhalb dieses Themenkomplexes, egal ob antimuslimischer Rassismus oder Antisemitismus und alle weiteren Diskriminierungsformen, gibt es nämlich kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Handlungs- bzw. Umsetzungsdefizit der Politik. Darin liegt das Problem und dieses muss die Politik beheben. Für den Bildungsbereich heißt das, dass auf einer strukturellen Ebene, im Sinne einer Reform des deutschen Schulwesens, gehandelt werden muss, damit Lehrkräfte und Schüler:innen darin unterstützt werden, Ungleichheitsstrukturen im Unterricht zu thematisieren.

SZ: Wie können Menschen mit Migrationsbiografie für den Lehrer:innenberuf begeistert bzw. als Lehrkräfte ins deutsche Schulsystem eingebunden werden und zwar sowohl Deutsche mit Migrationsgeschichte als auch Lehrkräfte, die aus anderen Ländern nach Deutschland geflüchtet sind?

KF: Hier würde ich erstmal zwischen diesen beiden Gruppen differenzieren. Was Geflüchtete betrifft, die bereits in ihren Heimatländern als Lehrkräfte gearbeitet haben, gibt es aus meiner Sicht zwei Hürden: Zum einen müssen angehende Lehrer:innen in Deutschland in zwei Fächern und Bildungswissenschaft einen Masterabschluss erwerben. In vielen Staaten der Welt reicht der Bachelor aus und Lehrkräfte unterrichten nur ein Fach. Deshalb werden ausländische Berufsabschlüsse oft nicht anerkannt. Die zweite Herausforderung betrifft die Diskriminierung im Kollegium, wenn man Deutsch mit einem Akzent spricht oder grammatikalische Fehler macht. Im Rahmen meiner Doktorarbeit zum Thema Rassismuserfahrungen von Referendar:innen und Lehrkräften habe ich beispielsweise herausgefunden, dass es in Bezug auf Diskriminierungserfahrung nicht egal ist, welcher Akzent gesprochen wird, da es einige Akzente gibt, die negativer wahrgenommen werden (z. B. Türkisch, Arabisch oder Russisch) als andere. Ist hingegen eine Person Englisch Native Speaker, wird sie, auch von Seiten der Schulleitung, positiv wahrgenommen, weil dieser Akzent als „schick“ gilt.

Bezüglich Personen mit internationaler Familiengeschichte, die in Deutschland geboren sind, sehe ich das aus einer anderen Perspektive, da sie einen „deutschen“ Bildungshintergrund haben. Hier geht es aus meiner Sicht um Empowerment und Stärkung der Resilienz in Bezug auf Rassismuserfahrungen im deutschen Schulwesen. Es gibt einige Personen, die das Referendariat abbrechen, weil ihnen suggeriert wird, dass sie nicht dazugehören. Wiederum andere betätigen sich als Change Agents, die selbst Rassismuserfahrungen in Schulen gemacht haben und nun ein positives Vorbild für Schüler:innen sein möchten und sich für die Veränderung von Schulen einsetzen.

SZ: Wenn wir jetzt noch mal den Blick auf die Schüler:innen mit Migrationsbiografie richten: Welche Strukturen bzw. Unterstützung helfen ihnen dabei, um gleichberechtigt im Schulsystem teilhaben zu können?

KF: Es ist sehr wichtig, dass Schüler:innen mit Rassismuserfahrungen nicht alleingelassen werden. Sie müssen sich darauf verlassen können, dass es an jeder einzelnen Schule etablierte Beschwerdestrukturen gibt und sie die Gewissheit haben, dass eine Beschwerde, beispielsweise bei einer Antidiskriminierungsstelle an der Schule, positive Konsequenzen hat. Eine „Schule ohne Rassismus“-Plakette allein reicht nicht aus, um eine rassismuskritische Schule zu werden. Das heißt, es muss konsequent daran gearbeitet werden, dass diese Plakette auch mit Leben gefüllt wird, beispielsweise in Form von Fortbildungen für Lehrkräfte und anderen Projekten. Es gibt nämlich auch Schulen, die seit Jahren nichts mehr in diesem Bereich machen und trotzdem diese Plakette besitzen. Damit das nicht passiert, müssen regelmäßig Studien durchgeführt und die Maßnahmen der Schule evaluiert werden. Zu einer Schule, die diese Plakette trägt, gehören Beratungsstrukturen, Beschwerdestrukturen und regelmäßige Fortbildungen für Lehrkräfte – diese müssen Rassismuskritik als Professionskompetenz anerkennen. Vor diesem Hintergrund ist es notwendig, guten Unterricht zum Thema Rassismus zu machen und Unterrichtsmaterialien mit einer rassismuskritischen Perspektive zu behandeln. Wenn es um Reformmaßnahmen im Bereich der Rassismuskritik geht, sind für mich die Schüler:innen der wichtigste Motor: Es ist wichtig, ihnen aktiv zuzuhören und die Lehrkräfte sollten eine offene Haltung haben, wenn ihnen Schüler:innen von Rassismuserfahrungen berichten. Denn aufgrund der Notenmacht der Lehrkräfte ist es für Schüler:innen oftmals schwierig, Rassismus anzusprechen. Zudem wird häufig noch angenommen, dass es Rassismus nur bei den extremen Rechten gibt oder er ein Problem der Vergangenheit ist. Das führt dazu, dass Schüler:innen mundtot gemacht werden, da sie mit negativen Konsequenzen rechnen müssten, wenn sie Rassismus ansprechen.

SZ: Gibt es in Deutschland Schulen, die sich auf den Weg gemacht haben, rassismussensibel zu arbeiten und von denen gelernt werden kann?

KF: Es gibt in allen Bundesländern Schulen, die sich auf den Weg gemacht haben, einen rassismuskritischen Organisationsprozess durchzulaufen. Mit Hilfe von externen Partner:innen veranstalten diese Schulen Workshops, Vorträge oder erhalten Beratungsunterstützung, damit sie weiterhin diesen Weg gehen können. Alleine werden diese Schulen es nicht schaffen, diesen Prozess zu bewältigen, deshalb rate ich allen Schulen, externe Kooperationspartner:innen in Anspruch zu nehmen, Workshops zu buchen sowie Vorträge zum Thema Rassismuskritik zu organisieren. Mit dieser Form von Unterstützung können Schulen sowohl individuelle als auch schulspezifische Konzepte entwickeln, die dem Label „Rassismuskritische Schule“ auch tatsächlich Rechnung tragen.

SZ: Herr Fereidooni, vielen Dank für Ihre Expertise und das interessante Gespräch!

Prof. Dr. Karim Fereidooni ist Professor für Didaktik der sozialwissenschaftlichen Bildung an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Rassismuskritik in pädagogischen Institutionen, Schulforschung und Politische Bildung in der Migrationsgesellschaft und Diversitätssensible Lehrer:innenbildung.
Weitere Informationen auf www.sowi.rub.de/sowifd/ und www.karimfereidooni.de/

Das Gespräch führte Sarah Zendeh (ZEOK e.V.) im Rahmen des Kompetenznetzwerks Islam- und Muslimfeindlichkeit (Bundesprogramm Demokratie leben!).

Feierliche Begrüßung der ersten Lehramtsstudierenden am BTU-Campus Senftenberg

Brandenburgs Wissenschaftsministerin Schüle, Bildungsminister Freiberg und Senftenbergs Bürgermeister Pfeiffer haben am 9. Oktober 2023, gemeinsam mit BTU-Präsidentin Prof. Grande den neuen Studiengang „Lehramt Primarstufe“ eröffnet.

Die BTU bietet den Lehramtsstudierenden einen völlig neuen Ansatz, sich ihrem späteren Beruf als Grundschulpädagog*in zu nähern, indem diese von Beginn an in ausgewählten Partnerschulen aktiv sind und den Job im realen Umfeld erlernen – flankiert von theoretischem und pädagogischem Wissen, das ihnen in sogenannten Lernwerkstätten fachgerecht an der BTU vermittelt wird. 

„Für die BTU und insbesondere unseren Campus in Senftenberg gibt es Grund zum Feiern: In einer Rekordzeit von weniger als einem Jahr haben wir einen innovativen Studiengang für das Grundschullehramt aufgebaut und begrüßen heute hier vor Ort 56 zukünftige Grundschullehrerinnen und -lehrer zu ihrem Studienbeginn in Senftenberg. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag für das Land Brandenburg, stärken den Campus in Senftenberg und schaffen spannende Vernetzungen mit anderen Disziplinen an der BTU“, sagte Prof. Dr. Gesine Grande, Präsidentin der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) bei dem feierlichen Empfang.

Gelungener Auftakt des neuen Lehramtsstudiengangs an der BTU Cottbus-Senftenberg: Die künftigen Grundschullehrer*innen erhielten zu ihrem Studienbeginn eine Schultüte aus den Händen von Brandenburgs Wissenschaftsministerin Dr. Manja Schüle, Bildungsminister Steffen Freiberg und BTU-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Grande. Auch Senftenbergs Bürgermeister Andreas Pfeiffer hieß die Studierenden in ihrer neuen Heimat herzlich willkommen. Foto: BTU / Ralf Schuster

Ilka Seer, Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), Pressesprecherin und Leitung Corporate Identity,

 

Zusammenarbeit führt zum Ziel: Bildungsgipfel gefordert

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) unterstützt die Initiative #NeustartBildungJetzt. Relevante Organisationen des Bildungsbereiches, wie Gewerkschaften, Verbände und Initiativen, aber auch Stiftungen und Vertretungen von kommunalen Strukturen treten mit einem gemeinsamen Appell für die Einsetzung eines Nationalen Bildungsgipfels ein. Ein solcher fand zwar im März dieses Jahres auf Einladung des Bundesbildungsministeriums statt, hatte aber kaum Konsequenzen. Im Appell heißt es folgerichtig: „Um den dringend benötigten Reformprozess herbeizuführen, braucht es eine Initialzündung auf höchster politischer Ebene. Ein Nationaler Bildungsgipfel wäre das starke Signal, die Bildung endlich zur gemeinsamen Sache zu erklären.“

Angedacht ist, alle entscheidenden Personen aus der Bundesregierung, den Landesregierungen, den Ministerien aller Ebenen, der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildungspraxis, Zivilgesellschaft sowie Eltern, Kinder und Jugendliche zusammenzubringen. In dem Appell wird kein geringeres Ziel ausgegeben als dieses: „Der Nationale Bildungsgipfel sollte den Auftakt zu einem kontinuierlichen Dialog- und Reformprozess mit gemeinsamen Arbeitsstrukturen markieren.“ Eine Herausforderung im föderalen System.

Ab September wird sich ein Arbeitskreis, an dem auch der VBE beteiligt ist, über einen konkreten Vorschlag zur Ausgestaltung eines solchen Bildungsgipfels austauschen. (Quelle: VBE-Focus vom 13.07.2023) Den Wortlaut des Apells dieser Initiative finden Sie unter #NeustartBildungJetzt – Für einen Nationalen Bildungsgipfel (neustart-bildung-jetzt.de)

Ein Video zu dieser Initiative, das sie gerne teilen können, finden Sie unter: https://www.youtube.com/shorts/dOPGFu15Tws

Bildungswende Jetzt!

Es gibt eine weitere Initiative. Diese hat über die Forderung nach einem Nationalen Bildungsgipfel hinaus weitergehende Forderungen (100 Milliarden Euro Sondervermögen, inklusives Bildungssystem, Fachkräfteoffensive), die teilweise die Kompetenzzuweisung des Bundes und der Länder infragestellen würden. Der VBE bekennt sich jedoch klar zum Föderalismus (Bundesversammlungsbeschluss vom 22.11.19). Aus diesem Grund und weiteren haben wir uns gegen eine Unterstützung des Bündnisses entschieden.

Wir sind uns mit sehr vielen Akteuren der Bildungslandschaft einig, dass es für weitreichende Verbesserungen im Bildungssystem die Kooperation aller Beteiligten braucht. Deswegen freuen wir uns, wenn diesem Thema, auch in den Medien, Aufmerksamkeit zukommt. Dies können Sie gerne unterstützen, indem Sie auf Ihren Social-Media-Kanälen auf unser Engagement im Stiftungsbündnis #NeustartBildungJetzt hinweisen.