Keine Wertschätzung im Angebot: VBE zum Ausgang der zweiten Verhandlungsrunde

 

Die Gespräche in der zweiten Verhandlungsrunde am 2. und 3. November 2023 sind ergebnislos beendet worden. Leider hat die Arbeitgeberseite trotz zahlreicher Sonntagsreden über Wertschätzung für die Beschäftigten in den Schulen und trotz eines eklatanten Personalmangels erneut kein akzeptables Angebot vorgelegt.

Mit Hinweis auf die schwierige finanzielle Lage in vielen Bereichen lehnte die Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) die Forderungen als unrealistisch ab. Die Gewerkschaften haben ihre begründeten Forderungen aufrechterhalten: Einkommenserhöhungen in Höhe von 10,5 Prozent, mindestens jedoch 500 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten.

VBE und dbb beamtenbund und tarifunion fordern zudem bereits seit 2017, dass der Tarifvertrag zur Eingruppierung der Lehrkräfte der Länder (TV-EntgO-L) zeitgemäß angepasst wird. Das Forderungspaket der Gewerkschaften wurde 2019 der TdL vorgelegt. Trotz einer verbindlichen Vereinbarung in Gestalt einer Protokollerklärung, mit der sich die Tarifvertragsparteien verpflichten, nach Abschluss der Entgeltrunde 2019 Tarifverhandlungen aufzunehmen, gab es keine weiteren Gespräch. Bislang zeigte die Arbeitgeberseite – trotz mehrerer schriftlicher Aufforderungen – keine Reaktion. Angesichts der alarmierenden Personalsituation im Lehrkräftebereich können wir uns keinen weiteren Stillstand bei diesem Thema leisten.

Rita Mölders, stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Arbeitsbereich Tarif: „Wertschätzung sieht anders aus! Jetzt, wo es gilt, den Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen und Schulen den Rücken zu stärken, fehlen der Arbeitgeberseite die Worte. Und vor allem fehlen echte Zusagen. Wir müssen unseren Forderungen Nachdruck verleihen und unmissverständliche Signale an die Arbeitgebenden senden. Daher wird weitergekämpft, mit guten Argumenten am Verhandlungstisch, mit bundesweiten Warnstreiks und Kundgebungen auf der Straße. Die Streikbereitschaft der Beschäftigten in den Kindertageseinrichtungen und den Schulen ist hoch. Denn sie erwarten Respekt und Anerkennung für ihre Leistungen und das muss sich auch durch eine deutliche Einkommenssteigerung zeigen.“ Weitere Informationen zu den Tarifverhandlungen und den Forderungen finden Sie auf vbe.de oder den Seiten unseres Dachverbandes dbb beamtenbund und tarifunion.

 

VBE Pressedienst 03.November 2023

Tarifrunde der Länder: Gewerkschaften fordern 10,5 %, mindestens jedoch 500 €

Die Gremien des dbb beamtenbund und tarifunion, der Dachorganisation des VBE, haben am 11. Oktober 2023 gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) und dessen Gremien die Forderungen zur Einkommensrunde 2023 mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) beschlossen:

  • Die Tabellenentgelte der Beschäftigten sollen um 10,5 Prozent, mindestens aber um 500 Euro monatlich erhöht werden.
  • Die Entgelte der Auszubildenden, Studierenden und Praktikantinnen und Praktikanten sollen um 200 Euro monatlich erhöht werden.
  • Die Laufzeit soll 12 Monate betragen.
  • Unbefristete Übernahme in Vollzeit der Auszubildenden und Dual Studierenden nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung.

Gefordert wird zudem eine zeitgleiche und systemgerechte Übertragung des Verhandlungsergebnisses auf die Beamtinnen und Beamten sowie die Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger der Länder und Kommunen.

Dazu erklärt Rita Mölders, stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Arbeitsbereich Tarifpolitik:

„Der VBE sieht 10,5 Prozent mehr als absolut angemessen an. Es gilt, dem immer weiter um sich greifenden Personalmangel an Schulen entgegenzutreten. Denn es ist eine Frage des Marktes, für welche Tätigkeit sich zum Beispiel jene entscheiden, die gerade ihr Studium abgeschlossen haben. Wenn der Öffentliche Dienst nicht liefert, können sie genauso gut und für besseres Geld in der Wirtschaft arbeiten. Nicht zuletzt muss sich die Wertschätzung für die verantwortungsvolle und engagierte Arbeit der Lehrkräfte, des pädagogischen Personals und der Leitungen muss sich in der Bezahlung widerspiegeln. Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren! Dafür muss die TdL sorgen.“

Nach wie vor gebe es einen großen Nachholbedarf im Länderbereich. Und dieser werde immer weiter ansteigen, wenn jetzt nichts passiert. Eine volumengleiche Erhöhung, analog zur Höhe des Ergebnisses der Einkommensrunde Bund und Kommunen, welche die Rückstände zum TV-öD ausgleicht und die weitere Teilnahme an der Einkommensentwicklung sichert, ist zwingend notwendig, um hier weiteren Ungerechtigkeiten begegnen zu können.

Die Tarifzuständige des VBE, Rita Mölders, betont die angespannte Ausgangslage:

„Wir werden uns auf eine schwierige Einkommensrunde einstellen müssen, die Vertreterinnen und Vertreter der TdL werden uns nichts schenken. Es gibt viele Argumente, die für eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen sprechen, darunter die hohe Arbeitsbelastung, der eklatante Personalmangel an Schulen und nicht zuletzt die Reallohnverluste durch die hohe Inflation der vergangenen zwei Jahre. Doch all die Argumente allein werden erwartungsgemäß nicht ausreichen, um faire Bedingungen für die Beschäftigten sicherzustellen und erfolgreich zu sein. Für ein gutes Verhandlungsergebnis in Potsdam braucht es eine starke Geschlossenheit der Mitglieder im VBE. Wir müssen zusammenhalten und zeigen, dass wir die Stärke und die Kraft haben, unsere Themen gemeinsam nach vorne zu bringen, wenn notwendig, auch auf der Straße.“

Sie macht außerdem deutlich, dass selbst eine bessere Bezahlung das Problem des immensen Lehrkräftemangels nicht wird lösen können. Was es auch brauche, sind Absprachen mit der TdL zur Verhandlung einer zeitgemäßen Anpassung der Entgeltordnung für Lehrkräfte und endlich bessere Rahmenbedingungen an Schule.

Kontext:

Für die anstehenden Verhandlungen für den Tarifbereich der Länder (TV-L) sind drei Verhandlungsrunden für den 26. Oktober 2023, den 2. bis 3. November 2023 sowie den 7. bis 9. Dezember 2023 vereinbart.

Davon sind etwa 3,5 Millionen Beschäftigte betroffen: Direkt ca. 1,1 Millionen Tarifbeschäftigte der Bundesländer (außer Hessen, das eigene Verhandlungen führt), indirekt ca. 1,4 Millionen Beamtinnen und Beamte der entsprechenden Länder und Kommunen sowie rund eine Million Versorgungsempfängerinnen und Versorgungsempfänger.

Weitere Informationen erhalten Sie auch auf den Seiten unseres Dachverbandes, dem dbb beamtenbund und tarifunion.

Weltlehrkräftetag: Lehrberuf als Berufung für die neue Generation

Zum Weltlehrkräftetag veröffentlichte Statista aktuelle Daten und Auswertungen zum Thema Quer- und Seiteneinstieg in den Lehrkräfteberuf sowie zum Lehramtsstudium. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, kommentiert diese Zahlen wie folgt:

Steigende Zahl Quer-/Seiteneinstieg

„Die Zahlen zeigen: Das Arbeiten mit Kindern und die Sinnhaftigkeit des Berufs ziehen nicht nur Menschen an, die bereit sind, das Lehramtsstudium abzuschließen, sondern auch viele andere, die aus der Wirtschaft, anderen Studiengängen oder Ausbildungsberufen in die Schule wechseln. Das könnte ein Gewinn für die Schule sein – wenn es wenige Personen wären, die gut vorbereitet, berufsbegleitend qualifiziert und angemessen begleitet werden könnten. Diese Bedingungen gibt es aber nicht. Die Realität sieht also so aus, dass Personen im Quer- oder Seiteneinstieg Zeit binden, welche die Bestandslehrkräfte nicht haben. Es gibt keine oder nicht ausreichend Kooperationszeiten und nicht in allen Bundesländern eine ausreichende Vorbereitung. Zudem heißt der in den Statistiken sichtbare Anstieg nicht nur, dass mittlerweile nahezu überall Personen ohne Lehramtsqualifikation eingesetzt werden. Es heißt auch, dass vor allem an Schulen, die wenig attraktiv sind für jene, die sich ihren Arbeitsort aussuchen können, eine sehr hohe Quote an Menschen im Quer- oder Seiteneinstieg zu beobachten ist. Dort also, wo wir die höchste pädagogische Qualität bräuchten, haben wir die höchste Anzahl an Menschen, welche die pädagogische Qualifizierung, wenn überhaupt, teilweise erst berufsbegleitend erhalten. Damit wird man weder Kindern und Jugendlichen noch jenen gerecht, die sich für das Arbeiten in der Schule entscheiden.“

Sinkende Zahlen Lehramtsstudium

„Die Bemühungen der Kultusministerien fruchten nicht! In Hochzeiten des Lehrkräftemangels beginnen sogar sieben Prozent weniger Menschen ein Lehrkräftestudium und zehn Prozent weniger schließen es ab als noch vor zehn Jahren. Hier zeigt sich auch die allgemeine Entwicklung eines gravierenden Fachkräftemangels. Das Bildungssystem steht in direkter Konkurrenz zur Wirtschaft. Es ist daher unbedingt notwendig, den Lehrberuf deutlich attraktiver zu gestalten. Das Arbeiten in Team mit verschiedenen Professionen, das Nachrüsten digitaler Infrastruktur und das Beibehalten flexibler Arbeitszeitmodelle sind dafür unbedingt notwendig.

Hinzu kommt: Die neue Generation, die nun auf den Arbeitsmarkt kommt, erwartet andere Strukturen. Viele sind mit Verbeamtung nicht mehr zu locken. Aber Lehrkraft sein ist mehr als Geldverdienen. Das könnte die große Chance sein, die neue Generation anzusprechen. Jene, die Sinn im Leben haben wollen, können an der Schule nicht nur Beruf sondern Berufung finden. Dafür braucht es aber die entsprechenden Bedingungen. Es reicht nicht aus, wenn mit schönen Worten die Arbeit von Lehrkräften gelobt wird. Den Grundstein dessen, was eine Gesellschaft leisten kann, legen wir in der Schule. Die Wertschätzung dafür muss sich in Taten zeigen. Dann wird der Beruf auch wieder so attraktiv, dass ihn viele ergreifen möchten.“

Fazit

„Das Kartenhaus Schule ist fragil. Die Basis müssen die Bestandslehrkräfte sein, die Hand in Hand mit den Fachkräften aus dem multiprofessionellen Team arbeiten. Dann können sie Menschen im Referendariat adäquat betreuen und Personen im Quer- und Seiteneinstieg begleiten. Wenn sich das Verhältnis aber umkehrt und noch dazu keine Unterstützung durch weitere Professionen vorhanden ist, kommt das Gebilde ins Wanken. Nicht auszudenken, was dann passiert.“

Studierende fordern qualitative Verbesserung des Lehramtsstudiums

Pressemitteilung der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes

 Auf Initiative der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes wenden sich die Lehramtsstudierenden der Uni Potsdam in einem offenen Brief an die Verantwortlichen in Politik, Bildung und Wissenschaft, um die Ausbildungssituation im Lehramtsstudium zu verändern.

Sie unterstützen damit den Offenen Brief „Lehren und Lernen Hand in Hand“ der Professorinnen und Professoren der Uni Potsdam.

In Ihrem Offenen Brief fordern die Lehramtsstudierenden eine qualitative Verbesserung ihrer Studiensituation durch die Einrichtung einer eigenen Fakultät, die sich sowohl inhaltlich als auch organisatorisch auf die Ausbildung der Lehrkräfte spezialisiert.

Eine gemeinsame Forderung der beiden Offenen Briefe ist es, das Lehramtstudium wesentlich praxisnäher zu gestalten und den Master, wie vom BPV vorgeschlagen, teilweise berufsbegleitend zu gestalten.

Angesichts des akuten Lehrkräftemangels ist es für die Studierenden unverständlich, dass bei der Vergabe der Studienplätze der eigentliche Lehrkräftebedarf in den einzelnen Schulstufen und Fächern nicht berücksichtigt wird. Das sorgt zusätzlich für Studienabbrecher, die mit ihrem gewählten Fach keine Perspektive im Land Brandenburg sehen.

Die Studierenden haben sich im Vorfeld der Landtagssitzung im Februar 2023 mit ihren Forderungen auch an die Abgeordneten der Fraktionen gewandt, um auf ihre Problemlage aufmerksam zu machen.

Sie hoffen, dass sich durch entsprechende Beschlüsse des Landtages die Studiensituation für Lehramtsstudierende zukünftig so gestaltet, dass es wieder mehr Interessenten für den Lehrberuf gibt und das Studium die zukünftigen Lehrkräfte angemessen auf ihren Beruf vorbereitet.

Ansprechpartnerin:

Ann Elen Krüger

Sprecherin der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes

Mail: akrueger@bpv-vbe.de

Bildung ist nicht nur Sache der Schulen

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband begrüßt die Reaktion des MBJS zu den Aussagen des Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK vom 27.01.2023.

In der Gesprächsrunde, zu der Ministerin Ernst am 15.02.2023 Gewerkschaften, Verbände und Gremienvertreter eingeladen hatte, wurden Maßnahmen vorgestellt und diskutiert, die aber nur erste Schritte zur Beseitigung des akuten Lehrkräftemangels sein können und ein Versuch waren, vorhandene Ressourcen zu nutzen.

Ältere Lehrkräfte durch Anreize im System zu halten, Jüngere mit Arbeitszeitkonten zu freiwilliger Mehrarbeit zu locken oder Selbstlernzeiten und Hybridunterricht zu nutzen, um Unterrichtsstunden zu sparen, sind Maßnahmen mit überschaubarem Effekt. Auch die Qualifizierung von Seiteneinsteigern ist unumgänglich, führt aber nicht zu mehr Arbeitskräften.

Die Entlastung der Lehrkräfte vom Bürokratismus im Schulalltag ist dagegen schon lange Wunsch aller in Schule Beschäftigten und setzt Ressourcen für den Unterricht frei. Dafür werden aber die geplanten 2oo Stellen für über 700 Schulen in öffentlicher Trägerschaft bei weitem nicht den Bedarf decken. Hier müssen die Kommunen ihre Schulen angemessen unterstützen.

Die jahrelangen Forderungen des BPV nach multiprofessionellen Teams für jede Schule entsprechend ihres Bedarfes wurde stets nur halbherzig betrachtet. Das zeigt sich auch an der Umsetzung des Koalitionsvertrages, denn die dort dokumentierten 400 Stellen sind aufgrund fehlender finanzieller Mittel bis heute noch nicht realisiert. Den Schulen müssen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um selbständig ihre Unterstützer-teams zu organisieren.

Langfristige Maßnahmen, wie eine Ausbildungsoffensive für den Lehrberuf, sinnvolle Maßnahmen zur Gewinnung von Brandenburger AbiturientInnen für ein Lehramtsstudium, das vor allem Praxisnähe braucht, wie vom BPV vorgeschlagen, stehen noch nicht auf der Agenda der Verantwortlichen im Land Brandenburg.

Die Versäumnisse der Politik der letzten 20 Jahre im Bereich Bildung schlagen bitter zu Buche. Die daraus entstandene alarmierende Situation kann das MBJS aufgrund seiner Ressourcen nicht mehr allein retten. Es müssen alle Bereiche aus Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um den Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg echte Zukunftschancen zu geben.

Bildung im Land Brandenburg muss endlich Chefsache werden!

Das fordert der BPV seit Jahren!

Viele Gewerkschaften, Verbände und Gremien aus dem Bildungsbereich, u.a. der Landeselternrat fordern das ebenfalls!

Wann erkennt der Ministerpräsident endlich seine Verantwortung für den größten Betrieb im Land Brandenburg mit über 22000 Beschäftigten? Wann erkennt er seine Verantwortung für die nächsten Generationen?

Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Ist ein bekanntes afrikanisches Sprichwort.

Um die Kinder und Jugendlichen in unserem Land aufzuziehen, brauchen wir die ganze Gesellschaft!

Können wir darauf hoffen?

Klare Absage an Empfehlungen der KMK zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel

Politikversagen darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden

Der Lehrkräftemangel ist allerorten spürbar. Heute legte die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vor. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, kommentiert:
Das ist ein Offenbarungseid der Bildungspolitik. Allen, die mit in der Hoffnung auf Besserung seit Monaten und Jahren bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus arbeiten, wird jede Vision geraubt. Es wird nicht besser, es wird nur immer schlimmer. Größere Klassen, mehr unterrichten, länger unterrichten, an andere Orte abgeordnet werden: So stellt sich die KMK die Lösung des Lehrkräftemangels vor. Mit diesen Maßnahmen wird das Versagen der Politik auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen. Dem erteilen wir eine klare Absage!“

Die SWK legt zwar auch Maßnahmen zur Entlastung vor, aber Brand äußert sich sehr skeptisch, inwieweit diese umgesetzt werden: „Es ist ja nicht so, als wäre die SWK die erste Institution, welche Verwaltungsfachkräfte für Schulen fordert. Mit unseren repräsentativen Schulleitungsbefragungen zeigen wir seit 2018, dass drei Viertel der Schulleitungen sich zusätzliches Personal zum Beispiel im Schulsekretariat wünscht. In der aktuellen Umfrage aus dem November 2022 geben 97 Prozent der Schulleitungen an, unter den steigenden Verwaltungsarbeiten zu leiden. Das sind keine neuen Erkenntnisse! Wenn das gewollt werden würden, gäbe es hier längst Abhilfe. Wir werden das SWK-Gutachten nicht wohlwollend betrachten, denn wir wissen, wie es in der Realität laufen wird: Die Belastungen für Lehrkräfte werden hingenommen, die Entlastungen können nicht umgesetzt werden. Statt das Berufsfeld endlich attraktiver zu gestalten, werden die Bedingungen zuungunsten der Beschäftigten verändert.“

Besonders kritisch sieht der VBE Bundesvorsitzende die Vorschläge, die in die individuelle Entscheidungsfreiheit der Lehrkräfte eingreifen: „Wenn die Hürden, um in Teilzeit arbeiten zu können, deutlich erhöht werden, zeigt sich die absolute Hilflosigkeit der Institutionen. Auch außerhalb von Phasen, in denen man Angehörige pflegt oder selbst aufgrund von Krankheit nicht voll leistungsfähig ist, gibt es genügend Gründe, nicht mit vollem Stundendeputat zu arbeiten. Allem voran, und das möchten die Kultusministerien nicht gerne hören, ist es die enorme Arbeitsbelastung, welche dazu führt, nicht in Vollzeit arbeiten gehen zu können. Werden Menschen nun dazu gezwungen, müssen wir damit rechnen, dass wir aufgrund von Überforderung in eine beispiellose Krankheitswelle steuern werden, die den Zustand nur verschlimmern wird.

Es werden von der SWK auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung vorgeschlagen, was durchaus löblich sei, so Brand, aber: „Das könnte alles schon längst etabliert sein, wenn es der Politik ernst sein würde. Unsere repräsentative Schulleitungsbefragung aus dem Januar 2022 zeigte, dass die Hälfte der Schulleitungen angibt, dass die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die langfristig aufgrund physischer Erkrankungen ausfallen, zugenommen hat. 2019 sagte das ein Drittel. 60 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass die Kultusministerien nicht ausreichend Möglichkeit zur Gesundhaltung der Lehrkräfte anbieten. Viele Lehrkräfte können schon lange keine Fortbildung mehr wahrnehmen. Zu sehr werden sie an der Schule gebraucht, zu groß das Loch, welches durch ein Fehlen der Lehrkraft entsteht. Und diesen Kollegien sollen wir jetzt sagen, dass sie mehr arbeiten sollen?!“

Nicht zuletzt zeigt sich Brand erstaunt über die Ambivalenz in den Empfehlungen: „Einerseits wird die Rolle der Lehrkraft betont, auf der anderen Seite sollen größere Klassen möglich, die Selbstlernzeiten erhöht und Formen des Hybridunterrichts eingesetzt werden. Wie im Gutachten herausgestellt wird, sind dies sehr anspruchsvolle Lernsettings. Den größten Lehrkräftemangel haben wir in Grundschulen und in Schulen in herausfordernden sozialen Lagen. Es ist ein Irrglaube, die Beziehungsebene zur Lehrkraft durch eine Videoleinwand ersetzen zu können. Es ist ebenso ein Irrglaube zu denken, dass Schülerinnen und Schüler ohne Anwesenheit der Lehrkraft brav auf ihren Stühlen sitzen und auf Beschulung warten. Das ist eine Vorstellung aus dem Märchenland der Bildungsromantik.“

Brands Fazit zu den Maßnahmen: „Die Politik muss sich entscheiden: Soll der Lehrkräftemangel ernsthaft angegangen werden? Dann braucht es eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen und eine spürbare Entlastung von Verwaltungsaufgaben. Oder die Politik setzt weiter auf das Kaschieren ihrer Fehlleistungen, indem die sowieso schon am Limit gehenden Kollegien jetzt auch noch mehr und länger arbeiten gehen sollen. Das wird wie ein Katalysator für eine weitere Verschlechterung der Personaldecke sorgen.

Kontext: Der VBE gibt zu verschiedenen Themen repräsentativen Meinungsumfragen heraus. Die Schulleitungsbefragungen finden Sie unter: https://www.vbe.de/service/meinungsumfragen.

Was läuft schief in der Lehrkräftebildung? BPV in brandenburg aktuell

In die Lehrkräftebildung muss dringend eine sinnstiftende Praxisorientierung einziehen! Hierzu haben wir am 10. Januar 2023 in unserer Pressekonferenz unser Konzept zur Überarbeitung der Lehrkräftebildung vorgestellt. Mit Erfolg! Wir wurden mit einer positiven Feedbackwelle von künftigen Lehrkräften und gestandenen Pädagog:innen überrollt. Auch die Eltern, die Bildungspolitik und die Medien sind auf uns aufmerksam geworden.

In einem Exklusivbeitrag in brandenburg aktuell im rbb vom 19.01.2023 berichten unsere BPV Vertreter:innen:

  • Ann-Elen Krüger (Sprecherin der Studierenden),
  • Alexander Lipp (Landessprecher Junger BPV) und
  • Christina Adler (Abteilungsleitung Öffentlichkeitsarbeit)

Der Beitrag ist noch bis zum 26.01.2023 abrufbar unter:

https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20230119_1930/lehramtsstudium-mangelhaft.html

Das größte Problem sind fehlende Lehrkräfte … das zweitgrößte werden bald minderqualifizierte Lehrkräfte sein

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sieht durch die Ergebnisse des aktuellen Schulbarometers das stetige Mahnen des Verbandes bestätigt:

„Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem an Schulen. Für die Politik ist das ein theoretisches Problem. Es sind Zahlen ohne Geschichte. Die Schulleitungen aber wissen, was es heißt, Stellen nicht besetzen zu können. Es heißt, Lehrkräfte zu bitten, mehr Stunden oder vertretungsweise Funktionsstellen, wie Bereichsleitungen, zu übernehmen – ohne dafür mehr Geld zu erhalten. Es heißt, Lehrkräfte, die aufgrund ihrer familiären Situation aus guten Gründen Teilzeit arbeiten möchten, für deutlich mehr Stunden in der Schule zu beschäftigen – weil sonst das ganze System zusammenbricht. Es heißt, Menschen einzustellen, die über den Quer- oder Seiteneinstieg in den Beruf kommen – in dem Wissen, dass die angebotene Vorbereitung mehr als mangelhaft ist. Lehrkräftemangel ist für uns in der Schule nicht nur eine Zahl, es ist eine reale Bedrohung für die pädagogische Qualität unseres Angebots. Vor allem, wenn noch lauter darüber nachgedacht wird, das Lehramtsstudium zu verkürzen und die Lehrbefähigung schon mit dem Bachelor erreicht wird. Das ist ein Irrweg!“

Recht auf Deutsch-Lernen statt Deutschpflicht

Mit Blick auf die Forderung nach einer „Deutschpflicht auf den Schulhöfen“, die der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, in der letzten Woche erhob, verweist Brand auf das Ergebnis der Studie, wonach an mehr als der Hälfte der Schulen keine ausreichende Förderung in Deutsch für neu Zugewanderte gewährleistet werden kann: „Es ist eine Schande, wie Kinder und Jugendliche, die einen breiten Wortschatz in verschiedenen Sprachen haben und diesen auch auf dem Schulhof pflegen, stigmatisiert werden. Gleichzeitig wird den Schulen nicht ausreichend Möglichkeit gegeben, Zugewanderte in Deutsch zu unterrichten. Genauso populistisch die Forderung nach einer Deutschpflicht ist, müsste man zurückfragen, weshalb kein Recht auf Deutsch-Lernen umgesetzt wird. Dafür braucht es zum Beispiel mehr Lehrkräfte mit der Befähigung für das Lehren von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.“

Nach Corona ist vor der Normalität

Der VBE Bundesvorsitzende stellt außerdem fest, dass es noch immer eine große Herausforderung ist, die Folgen der Einschränkungen durch die Coronapandemie aufzufangen. Dass das Aufholprogramm des Bundes nicht überall wie gewünscht wirkte, überrascht ihn nicht. Er stellt fest: „Es gibt durchaus auch positive Rückmeldungen, wie mit dem Geld schnell und unbürokratisch geholfen werden konnte. Das war der große Pluspunkt des Programms. Wir sehen aber, dass Geld mit der Gießkanne auszuschütten, ineffektiv ist. Schulen sind so heterogen wie die Viertel, in denen sie stehen. Und so müssen sie gefördert werden. Es braucht Verteilkriterien, mit denen klar identifiziert werden kann, wie hoch die Bedarfe sind.“

——Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Bildungsgewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus dem frühkindlichen Bereich, der Primarstufe, den Sekundarstufen I und II und dem Bereich der Lehrkräftebildung – in allen Bundesländern. Der VBE ist eine der beiden großen Bildungsgewerkschaften in Deutschland

Lehrkräftemangel: Absenkung der Qualität der Lehrerbildung ist ein Irrweg!

Anlässlich der Übergabe der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK) an die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse an diesem Montag, gratuliert ihr der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und unterstützt sie in der Wahl ihrer Schwerpunkte:

„Präsidentin Busse hat schon im Vorfeld der Präsidentschaftsübernahme deutlich gemacht, dass sie nicht nur die ‚Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe‘ in den Fokus stellt, sondern auch den Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Das unterstütze ich vollkommen. Der VBE hat in der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung immer deutlich gemacht, dass die Umsetzung scheitern wird, wenn die Politik es nicht schafft, mehr Personal für das Arbeiten im Bildungsbereich zu gewinnen. Ob das durch einen Staatsvertrag passieren kann, sei dahingestellt, da dieser zum einen nicht kurzfristig erarbeitet werden kann und ebenso wenig kurzfristig wirken wird. Viel wichtiger ist, dass in den Kultusministerien die Erkenntnis reift, dass der Lehrberuf deutlich attraktiver werden muss. Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss oder wählt später mit dem Abschluss in der Tasche einen anderen Karriereweg. Das können wir uns nicht mehr leisten! Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, was denn für jede hinzukommende Aufgabe wegfallen kann.“

 

Eine klare Absage erteilt Brand kursierenden Ideen, den Lehrkräftemangel durch eine Absenkung der Qualifikation zu bekämpfen. So wird es in Brandenburg künftig möglich sein, mit einem Bachelorabschluss zu unterrichten. Der Bundesvorsitzende des VBE kritisiert dies scharf:

„Das ist ein Irrweg! Nach jahrelangem Aussitzen des offensichtlich anwachsenden Lehrkräftemangels wird jetzt hektisch eine undurchdachte ‚Lösung‘ umgesetzt, welche die Qualität der Lehrkräftebildung absenkt. Das schadet mehr, als es nützt. Gerade in Zeiten des Mangels brauchen wir doch Menschen, die bestmöglich auf ihren Beruf vorbereitet werden, um unter schwierigen Bedingungen pädagogisch optimal auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können. Der Turbo-Abschluss nützt nur der Politik, um die eklatanten Versäumnisse der letzten Jahre schönzurechnen.“

 

Der neuen KMK-Präsidentin Busse wünscht Brand viel Erfolg, die unterschiedlichen Vorstellungen der Länder zu ordnen und konstruktiv zu lenken:

„In der KMK treffen teilweise 16 verschiedene Meinungen und Vorgehensweisen aufeinander. Es ist keine leichte Aufgabe, diese zusammenbringen. Wir wünschen Senatorin Busse, dass sie mehr als den Minimalkonsens verhandeln kann und während ihrer Amtszeit tatsächliche Fortschritte zu sehen sind. Als eine der beiden großen Lehrkräftegewerkschaften stehen wir ihr dabei gerne mit unserer Expertise und dem Wissen aus der Praxis zur Seite.“

VBE Vertreterin als stellvertretende Vorsitzende des dbb gewählt

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach steht der bundesweiten Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst weitere fünf Jahre vor, er erhielt 404 von 624 Stimmen. Silberbach steht seit 2017 an der Spitze des dbb, der rund 1,3 Millionen Mitglieder zählt.

Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des BPV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung), wurde auf dem Gewerkschaftstag in Berlin mit 446 Stimmen zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. „Ich freue mich, auch bundesweit für die wertvolle Arbeit der Beamtinnen und Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst einzutreten, die größte Wertschätzung und Respekt verdient“, formulierte Fleischmann ihr Anliegen im neuen Amt.

Bundeskanzler Olaf Scholz: „Staat machen Sie, und das sehr gut!“

Der wiedergewählte dbb-Chef Ulrich Silberbach sagte nach seiner Wahl: „Die einzig wahre Spitzenorganisation des öffentlichen Dienstes wird die Verantwortlichen in der Politik daran messen, welche Anstrengungen und Investitionen sie für jene auf den Weg bringen, die dafür sorgen, dass dieses Land funktioniert – Beamtinnen wie Beamte und Tarifbeschäftigte!“ Der öffentliche Dienst sei enorm wichtig für wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Diesen Wert müssen wir erhalten, und dafür werde ich gemeinsam mit den 1,3 Millionen Kolleginnen und Kollegen im dbb weiter leidenschaftlich kämpfen“, sagte Silberbach.

Dem stimmte auch der Bundeskanzler zu: „Deutschland braucht einen starken öffentlichen Dienst – gerade jetzt in diesen Krisenzeiten“, sagte Olaf Scholz auf dem dbb Gewerkschaftstag. Er dankte den Beschäftigen im öffentlichen Dienst: „Sie sind die Gestalter der Zeitenwende. Staat machen Sie, und das sehr gut. Und dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“

Menschen für Menschen

Zum Kampf gegen den Personalmangel betonte der Bundeskanzler: „Die geschaffenen Stellen müssen jetzt auch mit guten Köpfen besetzt werden.“ Dazu gehörten wettbewerbsfähige Bezahlung und attraktive Arbeitsbedingungen wie moderne digitale Abläufe, Homeoffice, Qualifizierungs- und Aufstiegsperspektiven.

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach schloss seine Grundsatzrede mit den Worten: „Die Kolleginnen und Kollegen sorgen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche dafür, dass dieses Land funktioniert. Mit Einsatz und Leidenschaft. Mir macht das Hoffnung. Denn das ist es, was den öffentlichen Dienst ausmacht: Menschen im Dienst der Menschen!“

Hintergrund

Der dbb Gewerkschaftstag mit insgesamt rund 900 Delegierten ist das höchste Beschlussgremium des gewerkschaftlichen Dachverbands dbb beamtenbund und tarifunion, in dem mehr als 1,3 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes und der privatisierten Bereiche – Beamtinnen, Beamte und Arbeitnehmende – in 41 Fachgewerkschaften und 16 Landesbünden organisiert sind. Der Gewerkschaftstag tritt alle fünf Jahre zusammen, wählt die neue dbb Bundesleitung und beschließt die künftigen Leitlinien für die politische Arbeit. In diesem Jahr tagt das Gremium vom 27. – 30. November 2022 in Berlin.