Das größte Problem sind fehlende Lehrkräfte … das zweitgrößte werden bald minderqualifizierte Lehrkräfte sein

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sieht durch die Ergebnisse des aktuellen Schulbarometers das stetige Mahnen des Verbandes bestätigt:

„Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem an Schulen. Für die Politik ist das ein theoretisches Problem. Es sind Zahlen ohne Geschichte. Die Schulleitungen aber wissen, was es heißt, Stellen nicht besetzen zu können. Es heißt, Lehrkräfte zu bitten, mehr Stunden oder vertretungsweise Funktionsstellen, wie Bereichsleitungen, zu übernehmen – ohne dafür mehr Geld zu erhalten. Es heißt, Lehrkräfte, die aufgrund ihrer familiären Situation aus guten Gründen Teilzeit arbeiten möchten, für deutlich mehr Stunden in der Schule zu beschäftigen – weil sonst das ganze System zusammenbricht. Es heißt, Menschen einzustellen, die über den Quer- oder Seiteneinstieg in den Beruf kommen – in dem Wissen, dass die angebotene Vorbereitung mehr als mangelhaft ist. Lehrkräftemangel ist für uns in der Schule nicht nur eine Zahl, es ist eine reale Bedrohung für die pädagogische Qualität unseres Angebots. Vor allem, wenn noch lauter darüber nachgedacht wird, das Lehramtsstudium zu verkürzen und die Lehrbefähigung schon mit dem Bachelor erreicht wird. Das ist ein Irrweg!“

Recht auf Deutsch-Lernen statt Deutschpflicht

Mit Blick auf die Forderung nach einer „Deutschpflicht auf den Schulhöfen“, die der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, in der letzten Woche erhob, verweist Brand auf das Ergebnis der Studie, wonach an mehr als der Hälfte der Schulen keine ausreichende Förderung in Deutsch für neu Zugewanderte gewährleistet werden kann: „Es ist eine Schande, wie Kinder und Jugendliche, die einen breiten Wortschatz in verschiedenen Sprachen haben und diesen auch auf dem Schulhof pflegen, stigmatisiert werden. Gleichzeitig wird den Schulen nicht ausreichend Möglichkeit gegeben, Zugewanderte in Deutsch zu unterrichten. Genauso populistisch die Forderung nach einer Deutschpflicht ist, müsste man zurückfragen, weshalb kein Recht auf Deutsch-Lernen umgesetzt wird. Dafür braucht es zum Beispiel mehr Lehrkräfte mit der Befähigung für das Lehren von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.“

Nach Corona ist vor der Normalität

Der VBE Bundesvorsitzende stellt außerdem fest, dass es noch immer eine große Herausforderung ist, die Folgen der Einschränkungen durch die Coronapandemie aufzufangen. Dass das Aufholprogramm des Bundes nicht überall wie gewünscht wirkte, überrascht ihn nicht. Er stellt fest: „Es gibt durchaus auch positive Rückmeldungen, wie mit dem Geld schnell und unbürokratisch geholfen werden konnte. Das war der große Pluspunkt des Programms. Wir sehen aber, dass Geld mit der Gießkanne auszuschütten, ineffektiv ist. Schulen sind so heterogen wie die Viertel, in denen sie stehen. Und so müssen sie gefördert werden. Es braucht Verteilkriterien, mit denen klar identifiziert werden kann, wie hoch die Bedarfe sind.“

——Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Bildungsgewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus dem frühkindlichen Bereich, der Primarstufe, den Sekundarstufen I und II und dem Bereich der Lehrkräftebildung – in allen Bundesländern. Der VBE ist eine der beiden großen Bildungsgewerkschaften in Deutschland

Lehrkräftemangel: Absenkung der Qualität der Lehrerbildung ist ein Irrweg!

Anlässlich der Übergabe der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK) an die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse an diesem Montag, gratuliert ihr der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und unterstützt sie in der Wahl ihrer Schwerpunkte:

„Präsidentin Busse hat schon im Vorfeld der Präsidentschaftsübernahme deutlich gemacht, dass sie nicht nur die ‚Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe‘ in den Fokus stellt, sondern auch den Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Das unterstütze ich vollkommen. Der VBE hat in der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung immer deutlich gemacht, dass die Umsetzung scheitern wird, wenn die Politik es nicht schafft, mehr Personal für das Arbeiten im Bildungsbereich zu gewinnen. Ob das durch einen Staatsvertrag passieren kann, sei dahingestellt, da dieser zum einen nicht kurzfristig erarbeitet werden kann und ebenso wenig kurzfristig wirken wird. Viel wichtiger ist, dass in den Kultusministerien die Erkenntnis reift, dass der Lehrberuf deutlich attraktiver werden muss. Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss oder wählt später mit dem Abschluss in der Tasche einen anderen Karriereweg. Das können wir uns nicht mehr leisten! Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, was denn für jede hinzukommende Aufgabe wegfallen kann.“

 

Eine klare Absage erteilt Brand kursierenden Ideen, den Lehrkräftemangel durch eine Absenkung der Qualifikation zu bekämpfen. So wird es in Brandenburg künftig möglich sein, mit einem Bachelorabschluss zu unterrichten. Der Bundesvorsitzende des VBE kritisiert dies scharf:

„Das ist ein Irrweg! Nach jahrelangem Aussitzen des offensichtlich anwachsenden Lehrkräftemangels wird jetzt hektisch eine undurchdachte ‚Lösung‘ umgesetzt, welche die Qualität der Lehrkräftebildung absenkt. Das schadet mehr, als es nützt. Gerade in Zeiten des Mangels brauchen wir doch Menschen, die bestmöglich auf ihren Beruf vorbereitet werden, um unter schwierigen Bedingungen pädagogisch optimal auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können. Der Turbo-Abschluss nützt nur der Politik, um die eklatanten Versäumnisse der letzten Jahre schönzurechnen.“

 

Der neuen KMK-Präsidentin Busse wünscht Brand viel Erfolg, die unterschiedlichen Vorstellungen der Länder zu ordnen und konstruktiv zu lenken:

„In der KMK treffen teilweise 16 verschiedene Meinungen und Vorgehensweisen aufeinander. Es ist keine leichte Aufgabe, diese zusammenbringen. Wir wünschen Senatorin Busse, dass sie mehr als den Minimalkonsens verhandeln kann und während ihrer Amtszeit tatsächliche Fortschritte zu sehen sind. Als eine der beiden großen Lehrkräftegewerkschaften stehen wir ihr dabei gerne mit unserer Expertise und dem Wissen aus der Praxis zur Seite.“

VBE Vertreterin als stellvertretende Vorsitzende des dbb gewählt

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach steht der bundesweiten Gewerkschaft für den öffentlichen Dienst weitere fünf Jahre vor, er erhielt 404 von 624 Stimmen. Silberbach steht seit 2017 an der Spitze des dbb, der rund 1,3 Millionen Mitglieder zählt.

Simone Fleischmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des BPV-Dachverbands VBE (Verband Bildung und Erziehung), wurde auf dem Gewerkschaftstag in Berlin mit 446 Stimmen zur stellvertretenden Bundesvorsitzenden gewählt. „Ich freue mich, auch bundesweit für die wertvolle Arbeit der Beamtinnen und Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst einzutreten, die größte Wertschätzung und Respekt verdient“, formulierte Fleischmann ihr Anliegen im neuen Amt.

Bundeskanzler Olaf Scholz: „Staat machen Sie, und das sehr gut!“

Der wiedergewählte dbb-Chef Ulrich Silberbach sagte nach seiner Wahl: „Die einzig wahre Spitzenorganisation des öffentlichen Dienstes wird die Verantwortlichen in der Politik daran messen, welche Anstrengungen und Investitionen sie für jene auf den Weg bringen, die dafür sorgen, dass dieses Land funktioniert – Beamtinnen wie Beamte und Tarifbeschäftigte!“ Der öffentliche Dienst sei enorm wichtig für wirtschaftliche Stabilität und gesellschaftlichen Zusammenhalt. „Diesen Wert müssen wir erhalten, und dafür werde ich gemeinsam mit den 1,3 Millionen Kolleginnen und Kollegen im dbb weiter leidenschaftlich kämpfen“, sagte Silberbach.

Dem stimmte auch der Bundeskanzler zu: „Deutschland braucht einen starken öffentlichen Dienst – gerade jetzt in diesen Krisenzeiten“, sagte Olaf Scholz auf dem dbb Gewerkschaftstag. Er dankte den Beschäftigen im öffentlichen Dienst: „Sie sind die Gestalter der Zeitenwende. Staat machen Sie, und das sehr gut. Und dafür danke ich Ihnen von ganzem Herzen.“

Menschen für Menschen

Zum Kampf gegen den Personalmangel betonte der Bundeskanzler: „Die geschaffenen Stellen müssen jetzt auch mit guten Köpfen besetzt werden.“ Dazu gehörten wettbewerbsfähige Bezahlung und attraktive Arbeitsbedingungen wie moderne digitale Abläufe, Homeoffice, Qualifizierungs- und Aufstiegsperspektiven.

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach schloss seine Grundsatzrede mit den Worten: „Die Kolleginnen und Kollegen sorgen 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche dafür, dass dieses Land funktioniert. Mit Einsatz und Leidenschaft. Mir macht das Hoffnung. Denn das ist es, was den öffentlichen Dienst ausmacht: Menschen im Dienst der Menschen!“

Hintergrund

Der dbb Gewerkschaftstag mit insgesamt rund 900 Delegierten ist das höchste Beschlussgremium des gewerkschaftlichen Dachverbands dbb beamtenbund und tarifunion, in dem mehr als 1,3 Millionen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes und der privatisierten Bereiche – Beamtinnen, Beamte und Arbeitnehmende – in 41 Fachgewerkschaften und 16 Landesbünden organisiert sind. Der Gewerkschaftstag tritt alle fünf Jahre zusammen, wählt die neue dbb Bundesleitung und beschließt die künftigen Leitlinien für die politische Arbeit. In diesem Jahr tagt das Gremium vom 27. – 30. November 2022 in Berlin.

Gewalt gegen Lehrkräfte auf einem besorgniserregendem Niveau

Bereits seit 2016 lässt der Verband Bildung und Erziehung (VBE) Schulleitungen in regelmäßigen Abständen danach befragen, wie zufrieden sie mit ihrem Job sind und veröffentlicht die Ergebnisse anlässlich der Eröffnung des Deutschen Schulleitungskongresses (DSLK) in Düsseldorf. Auch in diesem Jahr führte das Meinungsforschungsinstitut forsa eine repräsentative Umfrage unter mehr als 1.300 Schulleitungen durch. Die nunmehr sechste Berufszufriedenheitsumfrage unter Schulleitungen legte ein besonderes Augenmerk auf das Thema „Gewalt gegen Lehrkräfte“.

„Die Ergebnisse zum Thema ‚Gewalt gegen Lehrkräfte‘ sind bedrückend. Fakt ist: Gewalt gegen Lehrkräfte und Schulleitungen ist an der Tagesordnung und wird seit dem Beginn der Coronapandemie zu einem immer größeren Problem in den Schulen. Darüber hinaus sehen wir einen dramatischen Rückgang der Berufszufriedenheit von Schulleitungen“, fasst Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), die heute veröffentlichten Ergebnisse zusammen.

Die Ergebnisse der Studie offenbaren, dass sich die Zahl der Schulen, an denen es in den letzten fünf Jahren Gewalt gegen das pädagogische Personal gab, auf einem hohen Niveau eingepegelt hat. So meldeten fast zwei Drittel der befragten Schulleitungen zurück, dass es innerhalb der letzten fünf Jahre Fälle psychischer Gewalt, beispielsweise in Form von Beleidigungen, Bedrohungen oder Belästigungen an ihrer Schule gegeben hätte. Gut ein Drittel der Schulleitungen weiß, dass Lehrkräfte Opfer von Cyber-Mobbing wurden. Besonders erschreckend: In einem weiteren Drittel der Schulen kam es in den letzten fünf Jahren zu gewalttätigen körperlichen Angriffen auf Lehrkräfte oder Schulleitungen. Für Udo Beckmann ist dieser Befund ein Skandal: „Rechnet man die Prozentangaben auf die Grundgesamtheit der allgemeinbildenden Schulen hoch, bedeutet das, dass es in den letzten fünf Jahren an fast 20.000 Schulen zu psychischer und an jeweils gut 10.000 Schulen zu Cyber-Mobbing oder körperlicher Gewalt kam. Dieser Zustand ist unhaltbar. Der Schutz der Lehrkräfte muss dringend auf die politische Agenda.“

Dabei gibt es teils deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Schulformen. So kam es beispielsweise an drei von vier Förder- und Sonderschulen, also mehr als doppelt so häufig wie im Durchschnitt, zu Fällen direkter physischer Gewalt, wohingegen dies lediglich sechs Prozent der Schulleitungen an Gymnasien feststellten. Im Gegensatz dazu kam es an Förder- und Sonderschulen seltener zu Fällen von Cyber-Mobbing (13 Prozent) als dies beispielsweise an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (55 Prozent) oder Gymnasien (45 Prozent) der Fall war.

Hierzu Beckmann: „Auch wenn die unterschiedlichen Schulformen mit ebenso unterschiedlichen Ausprägungen von Gewalt zu kämpfen haben, steht fest: Jeder Form von Gewalt gilt es Einhalt zu gebieten, und jeder einzelne Vorfall ist einer zu viel. Die Politik muss Schulen massiv unterstützen, damit sie schnellstmöglich zu einem weitgehend gewaltfreien Raum werden!“

Es kommt erschwerend hinzu, dass fast die Hälfte der Befragten angab, dass die Anzahl der Fälle seit Beginn der Pandemie zugenommen habe. 40 Prozent sahen sogar eine starke Zunahme von Gewalt an ihrer Schule. Bei den Täter:innen handelt es sich unabhängig von der Art der Übergriffe und dem Anlass in einem übergroßen Teil der Fälle um Eltern und Schüler:innen. Aber auch Erwachsene, die ansonsten in keiner Verbindung zur Schule stehen, wurden im Kontext der Pandemie zu Täter:innen.

Auf die Frage, ob es in den allermeisten Fällen gelungen sei, betroffene Kolleg:innen ausreichend zu unterstützen, antwortete mehr als ein Drittel der Schulleitungen, dass Fälle von Gewalt nur zum Teil oder gar nicht aufgefangen werden konnten. In den meisten Fällen lag dies daran, dass Eltern (78 Prozent) und Schüler:innen (75 Prozent) nicht kooperationswillig und/oder nicht einsichtig waren. Aber auch der bürokratische Aufwand der Meldung von Gewaltvorfällen (57 Prozent) und die Überlastung durch die Fülle an anderen Aufgaben (55 Prozent) wurden vielfach als Hinderungsgründe ins Feld geführt. Die Tatsache, dass 34 bzw. 30 Prozent der Schulleitungen angaben, dass das Schulministerium oder die Schulverwaltung sich des Themas nicht ausreichend annehmen würden und 19 Prozent zurückmeldeten, dass die Meldung von Vorfällen von den Schulbehörden nicht gewünscht sei, kommentiert Beckmann wie folgt: „Wenn Gewaltvorfälle vom Dienstherren ignoriert werden oder die Meldung von den Schulbehörden nicht gewünscht ist, ist das schlichtweg ein Skandal. Es gehört zur Fürsorgepflicht des Dienstherren, dass er seine Beschäftigten schützt und derartigen Meldungen nachgeht. Das Mindeste, was Lehrkräfte an dieser Stelle erwarten können, ist, dass sie ihrer Arbeit unbehelligt nachgehen und unversehrt wieder nach Hause gehen können. Wenn Vorgesetzte sich der Gewalt gegen Lehrkräfte nicht ausreichend annehmen, ist das in meinen Augen schlichtweg ein Dienstvergehen.“

Die diesjährigen Antworten auf die in der Befragung jährlich wiederkehrenden Fragen zur Berufszufriedenheit bilden die steigende Belastung, denen Schulleitungen und Lehrkräfte ausgesetzt sind, ab. Bei den größten Problemen an der Schule, beispielsweise dem Lehrkräftemangel (69 Prozent) und der daraus resultierenden Arbeitsbelastung und Zeitmangel (34 Prozent) spitzt sich die Lage seit Jahren zu. Diese Tendenz zeichnet sich ebenfalls bei den größten Belastungsfaktoren von Schulleitungen ab. Ein stetig wachsendes Aufgabenspektrum, steigender Verwaltungsaufwand, zu wenig Zeit, die Überlastung des Kollegiums, der Lehrkräftemangel und der Umstand, dass die Politik die Realität im Schulalltag nicht ausreichend beachtet, werden allesamt von mehr als 90 Prozent der Schulleitungen als starker oder sehr starker Belastungsfaktor benannt.

Die Konsequenzen: Die Anzahl der Schulleitungen, die ihre beruflichen Aufgaben nur gelegentlich oder nie zur eigenen Zufriedenheit erfüllen können, hat sich innerhalb der letzten vier Jahre auf fast 40 Prozent der Befragten mehr als verdoppelt. Ebenso üben Schulleitungen ihren Job immer weniger gerne aus. Hat 2019 noch ein überwältigender Anteil von 96 Prozent eher oder sehr gern eine Schule geleitet, sind es heute nur noch 79 Prozent. Die Anzahl derjenigen, die ihren Job eher oder sehr ungern ausüben hingegen hat sich im selben Zeitraum verfünffacht.

Auch zu der Frage, was Schulleitungen benötigen, um ihrem Job besser nachkommen zu können, haben sie Auskunft gegeben. Die Forderungen sind:

Mehr Anrechnungsstunden für das Kollegium zur Erfüllung besonderer Aufgaben (97 Prozent),
Erhöhung der Leitungszeit an allen Schulen (94 Prozent),
mehr Unterstützung durch andere pädagogische Fachkräfte, Stichwort: Multiprofessionelle Teams (94 Prozent),
bessere Ausstattung mit nicht-pädagogischem Personal, wie beispielsweise Hausmeister:innen oder Sekretär:innen (89 Prozent ) und
Einrichtung oder Beibehaltung einer erweiterten Schulleitung für alle Schulen (88 Prozent).
Udo Beckmann fasst zusammen: „Ohne Schulleitungen, die ihrem Job gerne nachgehen und denen im Schulalltag genug zeitliche Ressourcen zur Verfügung stehen, kann Schule nicht funktionieren und sie kann sich schon gar nicht weiterentwickeln. Angesichts der Bedingungen, unter denen Schulleitungen heute arbeiten müssen, ist es wenig verwunderlich, wenn die Hälfte der Befragten zurückmeldet, dass sie den Beruf der Schulleitung wahrscheinlich nicht oder auf gar keinen Fall weiterempfehlen würden. Schließlich besteht ihre Hauptaufgabe zunehmend darin, den Mangel zu verwalten, anstatt ihrer eigentlichen Aufgabe, die Schul- und Unterrichtsentwicklung voranzutreiben, nachgehen zu können. Politik muss Schulleitungen und Lehrkräften endlich die Rahmenbedingungen liefern, die sie zur Erfüllung ihrer Aufgaben brauchen. Völlig zurecht bewerten die Schulleitungen die Schulpolitik in ihrem Land mit 4,3 – Versetzung gefährdet.“

Florence Fischer, Mitglied der Geschäftsführung bei Fleet Education Events, betonte: „Wir sehen, welche Lücke es in Punkto Fortbildungen immer noch gibt. Wenn über die Hälfte (57 Prozent) der Schulleitungen insgesamt und sogar fast zwei Drittel (63 Prozent) der unter 40-Jährigen angeben, dass sie den Ausbau der Fort- und Weiterbildungen als hilfreich oder sehr hilfreich ansehen, um ihre Aufgaben besser erfüllen zu können, zeigt uns das: Wir liegen mit dem Angebot des DSLK richtig. Das bestätigt auch das Feedback, das wir von den Teilnehmenden vergangener DSLKs erhalten haben. 88 Prozent der Teilnehmenden aus 2021 empfehlen den DSLK weiter. Das ist für uns Ansporn, unser Angebot fortlaufend zu evaluieren, weiterzuentwickeln und die Balance zu wahren zwischen Angeboten für Schulleitungen, die frisch im Amt sind oder dieses Amt anstreben und denen, die schon eine längere Berufserfahrung haben.“

Eine gefährliche Entwicklung: Schulen und Kitas sind keine Verschiebebahnhöfe für politische Verantwortung

Die ersten Bundesländer kehren aus den Sommerferien zurück. Die Krisen, die unser Leben kennzeichnen, treffen auf Kitas und Schulen am Limit. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sieht im Zusammenwirken dessen, was aktuell politisch passiert oder eben gerade nicht passiert, um Kitas und Schulen bei der Bewältigung der riesigen Herausforderungen zu unterstützen, vielfach ein Agieren fernab der Lebensrealität an den Bildungseinrichtungen. Er warnt vor einer gefährlichen Zuspitzung der Lage.

Die Politik spielt mit dem Feuer, löschen soll es das Personal an Kitas und Schulen

„Das, was in verschiedenen Bundesländern gerade in Summe an kurzsichtigen, die jahrelangen fundamentalen politischen Versäumnisse kaschierenden Maßnahmen zur ‚Bewältigung‘ der Krisen und deren Auswirkungen auf Schule und Kita verhandelt wird, ist zum einen gefährlich, zum anderen wenig zielführend. Die Politik verschiebt teilweise unter dem Deckmantel erweiterter Entscheidungsbefugnisse Verantwortung auf die Schultern des pädagogischen Fachpersonals und der Leitungen an Bildungseinrichtungen, die das weder zu verantworten haben noch lösen können. Das trägt (weiteres) enormes Konfliktpotenzial in Kitas und Schulen hinein und das geht auf Dauer nicht (gut)!“, kommentiert Beckmann. „Was gerade politisch angedacht und teils beschlossen ist, hat in der Summe gravierende Folgen. Es darf nicht die Aufgabe des pädagogischen Fachpersonals und der Leitungen vor Ort sein, frustrierten Eltern und Schüler:innen immer weitere Einschränkungen erklären zu müssen. Bereits im Mai 2021 hat eine repräsentative Umfrage von forsa im Auftrag des VBE gezeigt, dass es an jeder vierten Schule psychische Gewalt gegen Lehrkräfte gab, die im Zusammenhang mit der Umsetzung von Corona-Schutzmaßnahmen standen. Und ohne diese Herausforderungen relativieren zu wollen, ganz im Gegenteil: Aber da ging es noch ‚nur‘ um Corona“, so Beckmann weiter.

Die Liste an Beispielen für fatale politische Entscheidungen und Fehlentwicklungen ist lang, der Bundesvorsitzende nennt einige: „Fakt ist: (Nicht nur) pandemiebedingt haben kognitive und psychosoziale Defizite bei Kindern und Jugendlichen zugenommen. Es ist Konsens, dass nur eine entsprechende Förderung dabei unterstützen kann, um das aufzuholen, damit die Bildungsungerechtigkeit in unserem Land nicht noch weiter zunimmt. Wohlgeformte Worte von Politiker:innen in diese Richtung hört man viele. Realität aber ist: Aufgrund des eklatanten Fachkräftemangels an Kita und Schule, vor allem hervorgerufen durch politische Versäumnisse weit vor Corona, werden Förderangebote zusammengestrichen, Lerngruppen vergrößert, Stundentafeln gekürzt und der Unterrichtsausfall nimmt zu. Selbst die Streichung von ganzen Schultagen, Stichwort ‚Vier-Tage-Woche‘, wird offen in Erwägung gezogen.

Das Ganze wird gerne garniert mit weiteren Zusatzaufträgen für das pädagogische Fachpersonal, welches ohnehin schon überlastet ist: Es soll auf COVID-19 testen oder, wenn Stufenpläne fehlen, die sich an klaren Kriterien orientieren, entscheiden, wer wann getestet werden muss und welche Konsequenzen sich daraus ergeben: Konflikte vorprogrammiert! Es soll die mittlerweile über 150.000 Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine an Schule und weitere Tausende an Kitas integrieren, in dem Wissen, dass nicht einmal eine von zehn Schulen auf Übersetzer:innen oder Lehrkräfte aus der Ukraine zurückgreifen kann. Es soll vor dem Hintergrund der Klimakrise Energie sparen in vielfach maroden und energieineffizienten Gebäuden, die vor allem im Schulbereich über Jahre kaputtgespart wurden, wie uns ein Investitionsstau von annähernd 50 Milliarden Euro – berechnet durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau – vor Augen führt. Es soll bereit sein für digitalen Unterricht, vielfach allerdings ohne Rechtssicherheit dazu, was rechtens ist, ohne flächendeckendes WLAN usw.

Dahinter steckt das immer gleiche Muster der politisch Verantwortlichen, nur eben in unterschiedlichem Gewand: Kürzen, schönrechnen, verschieben, verstecken und daraufsetzen, dass die Beschäftigten an Kita und Schule es schon lösen werden. Das Ganze wird zudem gerne damit legitimiert, dass wir alle ja den Gürtel enger schnallen müssen. Zur Wahrheit gehört aber auch: Wenn man keine Luft zum Atmen mehr hat, wie es an Kitas und Schulen viel zu häufig bereits der Fall ist, kann man nichts mehr enger schnallen!“, so Beckmann.

Es passiert das Gegenteil von dem, was es für mehr Bildungsgerechtigkeit und -qualität braucht

„Anstatt vor dem Hintergrund all dessen zu sagen, ‚Wir haben es verbockt! Wir haben nicht rechtzeitig und konsequent gegensteuert, deshalb ist es jetzt unsere Verpflichtung, alles Notwendige zu tun, was es an wirklich nachhaltigen und wirksamen Maßnahmen braucht, damit das Ganze nicht endgültig gegen die Wand fährt‘, findet die Politik auf der Suche nach Antworten allein die bereits vielfach ausgeschöpften (Alibi-)Antworten. Wohl wissend, dass Maßnahmen wie die Reaktivierung von Pensionär:innen oder die Gewinnung von Seiteneinsteigenden weitestgehend erschöpft sind. Die Folgen von alledem: Noch mehr Mangel auf Kosten der Qualität, auf Kosten der Kinder, Jugendlichen und der pädagogischen Fachkräfte. Wenn dann noch Programme, die sich als äußert erfolgreich und immens wichtig etabliert haben, wie das Förderprogramm zur alltagsintegrierten Sprachbildung und Partizipation an Kitas kurzerhand gestrichen werden, wie von der Bundesregierung kürzlich verkündet, bleibt nur noch Fassungslosigkeit“, resümiert Beckmann.

Abschließend formuliert der VBE Bundesvorsitzende: „Die Krone setzt dem Ganzen die Bundesbildungsministerin auf, wenn sie sagt, sie sei zuversichtlich, dass es im Schuljahr 2022/2023 wieder einen ‚normalen Schulalltag‘ geben kann. Das ist nicht nur Augenwischerei, das ist auch brandgefährlich, denn hier wird als ‚normal‘ verkauft, was schon lange nicht mehr normal, sondern Mangelverwaltung ist. Die Ampel steht bereits auf Dunkelrot. Wenn es die Politik ernst meint mit dem Jahrzehnt der Bildungschancen, wie es im Koalitionsvertrag der Bundesregierung proklamiert steht, braucht es mehr, viel mehr! Statt Schönfärberei braucht es deutlich mehr Geld, deutlich mehr Anstrengungen und eine bundesweite Fachkräfteoffensive im gesamten Bildungsbereich! Andernfalls verstärken wir den Teufelskreis, weil junge Menschen, die sich für das Berufsfeld interessieren, ob der Rahmenbedingungen abgeschreckt werden und sich der Personalmangel weiter manifestiert. Dass wir uns das nicht einmal ansatzweise leisten könnten, hat eine im Frühjahr 2022 vom VBE beim Bildungsforscher Prof. Klemm in Auftrag gegebene Untersuchung nochmals mehr als deutlich gemacht: Im Jahr 2035 fehlen bis zu 158.000 Lehrkräfte! Ein Vielfaches von dem, was die Kultusministerkonferenz auf Basis unseriöser Berechnungen der Länder zuvor hat verlautbaren lassen. Wenn es eine wirkliche Trendwende geben soll, dann muss der Fachkräftemangel an Kita und Schule von den Ländern ohne Wenn und Aber endlich zur Chefsache gemacht werden!“

Vertrauen in den Staat auf historischem Tiefstand

dbb Bürgerbefragung 2022

Schonungslos haben die letzten Jahre gezeigt, dass der öffentliche Dienst nicht krisenfest aufgestellt ist. Die Folge: Nie war das Vertrauen der Bevölkerung in den Staat geringer.

Laut der dbb Bürgerbefragung 2022 sind nur noch 29 Prozent der Befragten der Meinung, der Staat sei handlungsfähig und könne seine Aufgaben erfüllen. Zwei Drittel (66 Prozent) glauben das nicht. „Der Trend war bereits letztes Jahr zu erkennen, jetzt ist das Kind endgültig in den Brunnen gefallen. Klima, Krieg, Corona, Kostenexplosion: Egal in welchem Lebensbereich eine Krise auftritt, der Staat präsentiert sich schlecht vorbereitet. Jetzt zahlt die Gesellschaft den Preis dafür, dass wir bei der Politik um jeden Euro und jede Stelle für den öffentlichen Dienst feilschen müssen. Wir haben leider nur noch eine Schönwetter-Daseinsvorsorge. Das ist die traurige Wahrheit und die Menschen erleben das jeden Tag“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach am 1. September 2022 bei der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse, die das Meinungsforschungsinstitut forsa erhoben hat.

„Einmal mehr zeigen die Zahlen aber auch, dass die Bürgerinnen und Bürger grundsätzlich zwischen ausbleibender beziehungsweise schlechter politischer Führung auf der einen Seite und engagierten Menschen im öffentlichen Dienst auf der anderen Seite unterscheiden“, erklärte Silberbach. So seien unter den beliebtesten Berufsgruppen ganz überwiegend Jobs aus der Daseinsvorsorge vertreten. Die Top 5 belegen beispielsweise Feuerwehrleute, Krankenpflegepersonal, Ärztinnen und Ärzte, Altenpflegepersonal sowie Polizeikräfte. „Wer einen konkreten Dienst für die Gesellschaft erbringt, erfährt von seinen Mitmenschen dafür in der Regel Wertschätzung – oft mehr als vom Arbeitgeber oder Dienstherrn“, so der dbb Chef. Auch das Profil der Beamtinnen und Beamten ganz allgemein werde zwar von der Vertrauenskrise in den Staat negativ beeinflusst, bleibe dabei aber auf einem erfreulich hohen Niveau: Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland verbindet mit dem Berufsbeamtentum weiterhin Eigenschaften wie „pflichtbewusst“, „verantwortungsbewusst“, „zuverlässig“ und „rechtschaffen“.

„Gerade die Bundespolitik sollte außerdem zur Kenntnis nehmen, dass die Bürgerinnen und Bürger sehr genau um die Bedeutung eines funktionierenden gesellschaftlichen Miteinanders und von leistungsfähigen öffentlichen Einrichtungen wissen. Die sind ihnen – anders, als es oft unterstellt wird –  oft sogar wichtiger als der eigenen Geldbeutel“, stellte der dbb Bundesvorsitzende heraus. So stünden bei den wichtigsten Staatsaufgaben neben der allgemeinen „Aufrechterhaltung der sozialen Gerechtigkeit“ auch der Klimaschutz, die Infrastruktur und die Modernisierung des öffentlichen Dienstes ganz oben. Erst dann folge die „Entlastung der Bürger aufgrund der gestiegenen Preise“. Silberbach: „Das zeigt deutlich: Ohne einen starken öffentlichen Dienst und eine krisenfeste Daseinsvorsorge wird der der Staat das Vertrauen der Bevölkerung nicht zurückgewinnen können.“

>>> Mehr Informationen unter www.dbb.de

Deutscher Schulträgerkongress – Neues Forum für Schulträger und Schulleitungen

Fleet Education Events, der Verband Bildung und Erziehung (VBE) und der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) schaffen mit dem Deutschen Schulträgerkongress (DSTK) die erste Plattform für den Austausch von Schulträgern und Schulleitungen.

Der neue und einzigartige Kongress bietet Workshops und hochkarätig besetzte Diskussionsformate zu innovativen Konzepten und Best-Practice Modellen.

Die Top-Themen

  • Ganztagsangebot
  • Digitalisierung
  • Schulbau
  • Innere und äußere Schulangelegenheiten

Termin und Ort

Die Premiere des DSTK findet am 10. November 2022 in Düsseldorf, im Vorfeld des Deutschen Schulleitungskongresses (DSLK), statt.

Programm und Anmeldung

Einen ersten Programmeinblick sehen Sie hier.
Die Möglichkeit, sich für den DSTK 2022 anzumelden, haben Sie hier.

Weitere Informationen:
www.deutscher-schultraegerkongress.de

Belastung von Lehrkräften erreicht dramatisches Niveau 

Schulbarometer bestätigt Erkenntnisse des VBE 

Anlässlich der Veröffentlichung des Deutschen Schulbarometers kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann: „Traurig und gleichermaßen leider wenig überraschend ist das, was die vorgelegten Ergebnisse offenbaren. Die dramatische Überlastung von Lehrkräften, psychisch und physisch, ist zu einem enormen Risiko geworden – für die Lehrkräfte selbst und für die Zukunft funktionierender Schulen insgesamt. Die Politik steht ohne Wenn und Aber in der Pflicht, endlich lange Versäumtes aufzuarbeiten und jetzt alles Notwendige dafür zu tun, um die Pädagoginnen und Pädagogen in den Schulen zu schützen, die im Kontext von Coronapandemie, massivem Lehrkräftemangel, Integrationsaufgaben, und (verschleppter) Digitalisierung teils Unermessliches leisten. Nur so kann Schule, nur so können wir als Gesellschaft das schaffen, wozu wir verpflichtet sind, nämlich allen Kindern und Jugendlichen einen gerechten Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und bestmöglicher Förderung ermöglichen.“ 

Erst Anfang des Jahres hatten in einer im Auftrag des VBE durchgeführten repräsentativen forsa-Umfrage die Hälfte von 1.300 Schulleitungen angegeben, dass es aufgrund der Überlastung in den letzten Jahren vermehrt zu langfristigen Ausfällen in ihrem Kollegium gekommen sei. Dazu Beckmann: „Das, was wir an Schule nicht erst seit gestern erleben, ist ein sich selbst verstärkender Teufelskreis. Personalmangel und immer neue Aufgaben führen zu zusätzlichen Belastungen bei den Lehrkräften, die im System sind. Höhere Krankenstände sind zwangsläufig die Folge. Das erhöht wiederum die Arbeitsbelastung der verbleibenden Fachkräfte und gefährdet deren Gesundheit zusätzlich. Auf der anderen Seite brauchen Schülerinnen und Schüler gerade in diesen Zeiten, das machen auch die Ergebnisse des Schulbarometers mehr als deutlich, gesunde, belastbare und durch die Bereitstellung der notwendigen Gelingensbedingungen gestärkte Lehrerinnen und Lehrer. Nur so kann den etwa verstärkt zu beobachtenden Verhaltensauffälligkeiten, den zunehmenden Lernrückständen und vor allem den besorgniserregenden Hinweisen auf das mangelnde psychische Wohlbefinden vieler junger Menschen entgegengewirkt werden. Die Politik muss das Bildungssystem dauerhaft mit ausreichenden und adäquaten  Ressourcen ausstatten, sodass Lehrkräfte wie auch Schülerinnen und Schüler gesund bleiben und eine bestmögliche individuelle Förderung realisierbar ist. Zudem braucht es dringend wirkungsvolle Maßnahmen, um die deutlich zutage tretenden kognitiven und sozial-emotionalen (Zusatz-)Bedarfe bei Kindern und Jugendlichen nachhaltig auszugleichen. Eine bessere Ausstattung mit Lehrkräften und multiprofessionellen Teams, insbesondere mit psychologischer Qualifizierung, wie sie der VBE seit langem fordert, ist dafür unabdingbar. Es kann insgesamt nur um massive Investitionen gehen und dafür brauchen wir ein Sondervermögen Bildung.“ 

Pressedienst des VBE; 9. Juni 2022 

 

Einladung zum Online-Seminar „Beamte in der privaten Krankenversicherung“

Ob Sie schon Beamter sind oder es erst noch werden wollen: Die Wahl der Krankenversicherung ist für alle eine entscheidende Frage. Die Kombination aus Beihilfe und Privater Kranken- und Pflegeversicherung ist für die meisten Beamtinnen und Beamten eine runde Sache. In unserem gemeinsamen Webinar mit der dbb Jugend informieren wir verständlich über das Thema Private Kranken- und Pflegeversicherung.

Wie funktioniert – und wie viel kostet – eine private Krankenversicherung? Welche Vorteile gibt es gegenüber der gesetzlichen für Beamte? Wie entwickeln sich die Prämien im Alter? Welche Rolle spielen Vorerkrankungen und Behinderungen?

Darüber klärt diese Online-Veranstaltung auf.

7. Juli 2022
16.00 – 17.00 Uhr

Bitte melden Sie sich über diesen Link zur Online-Veranstaltung an:

https://us02web.zoom.us/webinar/register/1716553013409/WN_vyGUmPL-R-yx_87AC2HEFQ

Bis 2035 fehlen bundesweit bis zu 158.000 Lehrkräfte!

VBE Bundesverband veröffentlicht Studie zu Lehrkräftebedarf und -angebot bis 2035

In Deutschland existiert ein massiver Lehrkräftemangel. Im Bundesland Brandenburg fehlen nach Angaben vom MBJS jährlich ca. 350 Lehrerinnen und Lehrer. Eine von der Kultusministerkonferenz (KMK) am 14. März 2022 veröffentlichte Modellrechnung weist für Deutschland bis 2035 einen Lehrkräftemangel von 23.800 aus. Eine vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) bei Prof. i. R. Dr. Klaus Klemm in Auftrag gegebene und am 31.03.2022 veröffentlichte Untersuchung zeigt hingegen, dass, anders als von der KMK angenommen, mit einem eklatant geringeren Angebot an neu ausgebildeten Lehrkräften in den nächsten Jahren gerechnet werden muss, wodurch bis 2035 mindestens 127.000 Lehrerinnen und Lehrer an deutschen Schulen fehlen werden.

Hartmut Stäker, Präsident des BPV (Landesverbandes des VBE) kommentiert anlässlich der aktuellen Veröffentlichung: „Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem im Schulbereich, auch in Brandenburg, und stellt eine massive Bedrohung für Bildungsqualität, -gerechtigkeit und die Zukunft unseres Landes dar. Unvorhersehbare Herausforderungen, wie sie aktuell infolge der Auswirkungen der Flüchtlingsbewegung und der Pandemie bestehen, treffen auf zu wenige Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen und eine Situation, die sich noch zuspitzen wird. Ohne die Bereitstellung der erforderlichen personellen Ressourcen werden die genannten und weitere Herausforderungen wie Inklusion, Ganztagsbeschulung oder die individuelle Förderung von Kindern in herausfordernden sozialen Lagen nicht zu lösen sein. Umso fataler und nicht hinnehmbar ist es vor diesem Hintergrund, wenn der immense Handlungsdruck, der hinsichtlich der Gewinnung und Bindung von Lehrerinnen und Lehrern besteht, durch unrealistische und intransparente Berechnungen der Politik verschleiert wird.“

Vor dem Hintergrund der vom VBE Bundesverband aktuell veröffentlichten Expertise (https://www.vbe.de/service/expertise-lehrkraeftebedarf-angebot-bis-2035) fordert der Präsident des BPV die Ministerin Frau Ernst dazu auf, „sich innerhalb der KMK dafür einzusetzen, dass von allen Bundesländern, auch von Brandenburg, künftig seriöse, verbindliche und methodisch zwischen den Ländern abgestimmte Standards bei der Erstellung zukünftiger Bedarfs- und Angebotsprognosen zugrunde gelegt werden, um zu realistischen Berechnungen zu gelangen. Noch wichtiger ist es, daraus zügig die notwendigen Maßnahmen zur Beseitigung des Lehrkräftemangels abzuleiten und auch umzusetzen. Die Lehrerinnen und Lehrer arbeiten schon seit langem und aktuell nochmals verstärkt an oder oberhalb ihrer Belastungsgrenze. Um ihre Gesundheit zu erhalten und für die Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen eine qualitativ hochwertige Bildung und Erziehung sicherzustellen, muss die  Schönrechnerei und das weitere Verschleppen dringend gebotener Taten aufhören!“

 

Zum Pressedienst des VBE Bundesverbandes, der sämtliche Forderungen des Verbandes anlässlich der dramatischen Ergebnisse darlegt, gelangen Sie unter https://www.vbe.de/presse/pressedienste/pressedienste-2022/politik-verschleiert-abermals-realitaet-bis-2035-fehlen-bis-zu-158000-lehrkraefte.