Misswirtschaft der Bildungspolitik zu Lasten von Schülern und Lehrkräften!

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband kritisiert die Bildungspolitik des Landes Brandenburg auf das Schärfste.

Der akute Lehrkräftemangel, der voraussichtlich auch in den nächsten Jahren nicht zu beheben ist, kann nicht mit kurzfristigen Maßnahmen gelöst werden.

Die aktuelle Situation verunsichert die Kolleginnen und Kollegen, denn die angekündigten Kürzungsmaßnahmen führen dazu, dass u. a. Konzepte wie Ganztag, Gemeinsames Lernen und Flex nicht mehr durchführbar sind und die Bildungsungerechtigkeit dadurch verstärkt wird. Deshalb fordern wir die sofortige Rücknahme dieser Ankündigungen.

Wir verlangen klare und langfristige Konzepte von den verantwortlichen Bildungspolitiker*innen, um der Bildung im Land Brandenburg wieder eine Perspektive zu geben.

Unsere Forderungen dazu sind:

  1. Zeitnahe Reform der Lehrerbildung mit berufsbegleitendem Master, um die Zahl der Studienabbrecher zu senken und das Lehramtsstudium attraktiv zu machen! Wir brauchen dringend junge gut ausgebildete Lehrkräfte an den Schulen.
  2. Entlastung der Lehrkräfte und Schulleitungen von nichtpädagogischen Aufgaben durch zusätzliches Personal an den Schulen. Lehrkräfte brauchen ihre Arbeitszeit für die Lehrtätigkeit und die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern!
    Wir fordern die im Koalitionsvertrag angekündigten 400 Stellen für multiprofessionelle Teams ohne Kürzung der Lehrerstellen
  3. Kapitalisierung nicht besetzter Lehrkräftestellen, um den Schulen die Möglichkeit zu geben notwendige personelle Unterstützung auf Honorarbasis zu gewinnen!
  4. Erteilung der Entscheidungsbefugnis für Schulleitungen gemeinsam mit den schulischen Gremien zur Absicherung der Unterrichts- und Schulqualität! Dazu gehört die Schwerpunktsetzung der Fächer und die flexible Gestaltung der Stundentafel an ihrer Schule.
  5. Angemessene Vergütung von Mehrarbeitsstunden für die Kolleginnen und Kollegen von der ersten Stunde an!

Für uns sind nicht verhandelbar, die Verzögerung des Einstiegs in den Ruhestand, die Reduzierung der Möglichkeiten der Teilzeitarbeit und die Einrichtung langfristiger Arbeitszeitkonten. Wir erwarten, dass die Ankündigung, keine generelle Erhöhung der Klassenfrequenzen und der Unterrichtsverpflichtung der LehrerInnen eingehalten wird. 

Wir sind zu Gesprächen bereit.

Studierende fordern qualitative Verbesserung des Lehramtsstudiums

Pressemitteilung der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes

 Auf Initiative der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes wenden sich die Lehramtsstudierenden der Uni Potsdam in einem offenen Brief an die Verantwortlichen in Politik, Bildung und Wissenschaft, um die Ausbildungssituation im Lehramtsstudium zu verändern.

Sie unterstützen damit den Offenen Brief „Lehren und Lernen Hand in Hand“ der Professorinnen und Professoren der Uni Potsdam.

In Ihrem Offenen Brief fordern die Lehramtsstudierenden eine qualitative Verbesserung ihrer Studiensituation durch die Einrichtung einer eigenen Fakultät, die sich sowohl inhaltlich als auch organisatorisch auf die Ausbildung der Lehrkräfte spezialisiert.

Eine gemeinsame Forderung der beiden Offenen Briefe ist es, das Lehramtstudium wesentlich praxisnäher zu gestalten und den Master, wie vom BPV vorgeschlagen, teilweise berufsbegleitend zu gestalten.

Angesichts des akuten Lehrkräftemangels ist es für die Studierenden unverständlich, dass bei der Vergabe der Studienplätze der eigentliche Lehrkräftebedarf in den einzelnen Schulstufen und Fächern nicht berücksichtigt wird. Das sorgt zusätzlich für Studienabbrecher, die mit ihrem gewählten Fach keine Perspektive im Land Brandenburg sehen.

Die Studierenden haben sich im Vorfeld der Landtagssitzung im Februar 2023 mit ihren Forderungen auch an die Abgeordneten der Fraktionen gewandt, um auf ihre Problemlage aufmerksam zu machen.

Sie hoffen, dass sich durch entsprechende Beschlüsse des Landtages die Studiensituation für Lehramtsstudierende zukünftig so gestaltet, dass es wieder mehr Interessenten für den Lehrberuf gibt und das Studium die zukünftigen Lehrkräfte angemessen auf ihren Beruf vorbereitet.

Ansprechpartnerin:

Ann Elen Krüger

Sprecherin der Hochschulgruppe des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes

Mail: akrueger@bpv-vbe.de

Bildung ist nicht nur Sache der Schulen

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband begrüßt die Reaktion des MBJS zu den Aussagen des Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK vom 27.01.2023.

In der Gesprächsrunde, zu der Ministerin Ernst am 15.02.2023 Gewerkschaften, Verbände und Gremienvertreter eingeladen hatte, wurden Maßnahmen vorgestellt und diskutiert, die aber nur erste Schritte zur Beseitigung des akuten Lehrkräftemangels sein können und ein Versuch waren, vorhandene Ressourcen zu nutzen.

Ältere Lehrkräfte durch Anreize im System zu halten, Jüngere mit Arbeitszeitkonten zu freiwilliger Mehrarbeit zu locken oder Selbstlernzeiten und Hybridunterricht zu nutzen, um Unterrichtsstunden zu sparen, sind Maßnahmen mit überschaubarem Effekt. Auch die Qualifizierung von Seiteneinsteigern ist unumgänglich, führt aber nicht zu mehr Arbeitskräften.

Die Entlastung der Lehrkräfte vom Bürokratismus im Schulalltag ist dagegen schon lange Wunsch aller in Schule Beschäftigten und setzt Ressourcen für den Unterricht frei. Dafür werden aber die geplanten 2oo Stellen für über 700 Schulen in öffentlicher Trägerschaft bei weitem nicht den Bedarf decken. Hier müssen die Kommunen ihre Schulen angemessen unterstützen.

Die jahrelangen Forderungen des BPV nach multiprofessionellen Teams für jede Schule entsprechend ihres Bedarfes wurde stets nur halbherzig betrachtet. Das zeigt sich auch an der Umsetzung des Koalitionsvertrages, denn die dort dokumentierten 400 Stellen sind aufgrund fehlender finanzieller Mittel bis heute noch nicht realisiert. Den Schulen müssen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um selbständig ihre Unterstützer-teams zu organisieren.

Langfristige Maßnahmen, wie eine Ausbildungsoffensive für den Lehrberuf, sinnvolle Maßnahmen zur Gewinnung von Brandenburger AbiturientInnen für ein Lehramtsstudium, das vor allem Praxisnähe braucht, wie vom BPV vorgeschlagen, stehen noch nicht auf der Agenda der Verantwortlichen im Land Brandenburg.

Die Versäumnisse der Politik der letzten 20 Jahre im Bereich Bildung schlagen bitter zu Buche. Die daraus entstandene alarmierende Situation kann das MBJS aufgrund seiner Ressourcen nicht mehr allein retten. Es müssen alle Bereiche aus Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um den Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg echte Zukunftschancen zu geben.

Bildung im Land Brandenburg muss endlich Chefsache werden!

Das fordert der BPV seit Jahren!

Viele Gewerkschaften, Verbände und Gremien aus dem Bildungsbereich, u.a. der Landeselternrat fordern das ebenfalls!

Wann erkennt der Ministerpräsident endlich seine Verantwortung für den größten Betrieb im Land Brandenburg mit über 22000 Beschäftigten? Wann erkennt er seine Verantwortung für die nächsten Generationen?

Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Ist ein bekanntes afrikanisches Sprichwort.

Um die Kinder und Jugendlichen in unserem Land aufzuziehen, brauchen wir die ganze Gesellschaft!

Können wir darauf hoffen?

Klare Absage an Empfehlungen der KMK zum Umgang mit dem Lehrkräftemangel

Politikversagen darf nicht auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen werden

Der Lehrkräftemangel ist allerorten spürbar. Heute legte die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) Empfehlungen zum Umgang mit dem akuten Lehrkräftemangel vor. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Gerhard Brand, kommentiert:
Das ist ein Offenbarungseid der Bildungspolitik. Allen, die mit in der Hoffnung auf Besserung seit Monaten und Jahren bis an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus arbeiten, wird jede Vision geraubt. Es wird nicht besser, es wird nur immer schlimmer. Größere Klassen, mehr unterrichten, länger unterrichten, an andere Orte abgeordnet werden: So stellt sich die KMK die Lösung des Lehrkräftemangels vor. Mit diesen Maßnahmen wird das Versagen der Politik auf dem Rücken der Lehrkräfte ausgetragen. Dem erteilen wir eine klare Absage!“

Die SWK legt zwar auch Maßnahmen zur Entlastung vor, aber Brand äußert sich sehr skeptisch, inwieweit diese umgesetzt werden: „Es ist ja nicht so, als wäre die SWK die erste Institution, welche Verwaltungsfachkräfte für Schulen fordert. Mit unseren repräsentativen Schulleitungsbefragungen zeigen wir seit 2018, dass drei Viertel der Schulleitungen sich zusätzliches Personal zum Beispiel im Schulsekretariat wünscht. In der aktuellen Umfrage aus dem November 2022 geben 97 Prozent der Schulleitungen an, unter den steigenden Verwaltungsarbeiten zu leiden. Das sind keine neuen Erkenntnisse! Wenn das gewollt werden würden, gäbe es hier längst Abhilfe. Wir werden das SWK-Gutachten nicht wohlwollend betrachten, denn wir wissen, wie es in der Realität laufen wird: Die Belastungen für Lehrkräfte werden hingenommen, die Entlastungen können nicht umgesetzt werden. Statt das Berufsfeld endlich attraktiver zu gestalten, werden die Bedingungen zuungunsten der Beschäftigten verändert.“

Besonders kritisch sieht der VBE Bundesvorsitzende die Vorschläge, die in die individuelle Entscheidungsfreiheit der Lehrkräfte eingreifen: „Wenn die Hürden, um in Teilzeit arbeiten zu können, deutlich erhöht werden, zeigt sich die absolute Hilflosigkeit der Institutionen. Auch außerhalb von Phasen, in denen man Angehörige pflegt oder selbst aufgrund von Krankheit nicht voll leistungsfähig ist, gibt es genügend Gründe, nicht mit vollem Stundendeputat zu arbeiten. Allem voran, und das möchten die Kultusministerien nicht gerne hören, ist es die enorme Arbeitsbelastung, welche dazu führt, nicht in Vollzeit arbeiten gehen zu können. Werden Menschen nun dazu gezwungen, müssen wir damit rechnen, dass wir aufgrund von Überforderung in eine beispiellose Krankheitswelle steuern werden, die den Zustand nur verschlimmern wird.

Es werden von der SWK auch Maßnahmen zur Gesundheitsförderung vorgeschlagen, was durchaus löblich sei, so Brand, aber: „Das könnte alles schon längst etabliert sein, wenn es der Politik ernst sein würde. Unsere repräsentative Schulleitungsbefragung aus dem Januar 2022 zeigte, dass die Hälfte der Schulleitungen angibt, dass die Zahl der Kolleginnen und Kollegen, die langfristig aufgrund physischer Erkrankungen ausfallen, zugenommen hat. 2019 sagte das ein Drittel. 60 Prozent der Schulleitungen gaben an, dass die Kultusministerien nicht ausreichend Möglichkeit zur Gesundhaltung der Lehrkräfte anbieten. Viele Lehrkräfte können schon lange keine Fortbildung mehr wahrnehmen. Zu sehr werden sie an der Schule gebraucht, zu groß das Loch, welches durch ein Fehlen der Lehrkraft entsteht. Und diesen Kollegien sollen wir jetzt sagen, dass sie mehr arbeiten sollen?!“

Nicht zuletzt zeigt sich Brand erstaunt über die Ambivalenz in den Empfehlungen: „Einerseits wird die Rolle der Lehrkraft betont, auf der anderen Seite sollen größere Klassen möglich, die Selbstlernzeiten erhöht und Formen des Hybridunterrichts eingesetzt werden. Wie im Gutachten herausgestellt wird, sind dies sehr anspruchsvolle Lernsettings. Den größten Lehrkräftemangel haben wir in Grundschulen und in Schulen in herausfordernden sozialen Lagen. Es ist ein Irrglaube, die Beziehungsebene zur Lehrkraft durch eine Videoleinwand ersetzen zu können. Es ist ebenso ein Irrglaube zu denken, dass Schülerinnen und Schüler ohne Anwesenheit der Lehrkraft brav auf ihren Stühlen sitzen und auf Beschulung warten. Das ist eine Vorstellung aus dem Märchenland der Bildungsromantik.“

Brands Fazit zu den Maßnahmen: „Die Politik muss sich entscheiden: Soll der Lehrkräftemangel ernsthaft angegangen werden? Dann braucht es eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen, die Möglichkeit, an Fortbildungen teilzunehmen und eine spürbare Entlastung von Verwaltungsaufgaben. Oder die Politik setzt weiter auf das Kaschieren ihrer Fehlleistungen, indem die sowieso schon am Limit gehenden Kollegien jetzt auch noch mehr und länger arbeiten gehen sollen. Das wird wie ein Katalysator für eine weitere Verschlechterung der Personaldecke sorgen.

Kontext: Der VBE gibt zu verschiedenen Themen repräsentativen Meinungsumfragen heraus. Die Schulleitungsbefragungen finden Sie unter: https://www.vbe.de/service/meinungsumfragen.

Was läuft schief in der Lehrkräftebildung? BPV in brandenburg aktuell

In die Lehrkräftebildung muss dringend eine sinnstiftende Praxisorientierung einziehen! Hierzu haben wir am 10. Januar 2023 in unserer Pressekonferenz unser Konzept zur Überarbeitung der Lehrkräftebildung vorgestellt. Mit Erfolg! Wir wurden mit einer positiven Feedbackwelle von künftigen Lehrkräften und gestandenen Pädagog:innen überrollt. Auch die Eltern, die Bildungspolitik und die Medien sind auf uns aufmerksam geworden.

In einem Exklusivbeitrag in brandenburg aktuell im rbb vom 19.01.2023 berichten unsere BPV Vertreter:innen:

  • Ann-Elen Krüger (Sprecherin der Studierenden),
  • Alexander Lipp (Landessprecher Junger BPV) und
  • Christina Adler (Abteilungsleitung Öffentlichkeitsarbeit)

Der Beitrag ist noch bis zum 26.01.2023 abrufbar unter:

https://www.rbb-online.de/brandenburgaktuell/archiv/20230119_1930/lehramtsstudium-mangelhaft.html

Das größte Problem sind fehlende Lehrkräfte … das zweitgrößte werden bald minderqualifizierte Lehrkräfte sein

Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, sieht durch die Ergebnisse des aktuellen Schulbarometers das stetige Mahnen des Verbandes bestätigt:

„Der Lehrkräftemangel ist das größte Problem an Schulen. Für die Politik ist das ein theoretisches Problem. Es sind Zahlen ohne Geschichte. Die Schulleitungen aber wissen, was es heißt, Stellen nicht besetzen zu können. Es heißt, Lehrkräfte zu bitten, mehr Stunden oder vertretungsweise Funktionsstellen, wie Bereichsleitungen, zu übernehmen – ohne dafür mehr Geld zu erhalten. Es heißt, Lehrkräfte, die aufgrund ihrer familiären Situation aus guten Gründen Teilzeit arbeiten möchten, für deutlich mehr Stunden in der Schule zu beschäftigen – weil sonst das ganze System zusammenbricht. Es heißt, Menschen einzustellen, die über den Quer- oder Seiteneinstieg in den Beruf kommen – in dem Wissen, dass die angebotene Vorbereitung mehr als mangelhaft ist. Lehrkräftemangel ist für uns in der Schule nicht nur eine Zahl, es ist eine reale Bedrohung für die pädagogische Qualität unseres Angebots. Vor allem, wenn noch lauter darüber nachgedacht wird, das Lehramtsstudium zu verkürzen und die Lehrbefähigung schon mit dem Bachelor erreicht wird. Das ist ein Irrweg!“

Recht auf Deutsch-Lernen statt Deutschpflicht

Mit Blick auf die Forderung nach einer „Deutschpflicht auf den Schulhöfen“, die der Generalsekretär der CDU, Mario Czaja, in der letzten Woche erhob, verweist Brand auf das Ergebnis der Studie, wonach an mehr als der Hälfte der Schulen keine ausreichende Förderung in Deutsch für neu Zugewanderte gewährleistet werden kann: „Es ist eine Schande, wie Kinder und Jugendliche, die einen breiten Wortschatz in verschiedenen Sprachen haben und diesen auch auf dem Schulhof pflegen, stigmatisiert werden. Gleichzeitig wird den Schulen nicht ausreichend Möglichkeit gegeben, Zugewanderte in Deutsch zu unterrichten. Genauso populistisch die Forderung nach einer Deutschpflicht ist, müsste man zurückfragen, weshalb kein Recht auf Deutsch-Lernen umgesetzt wird. Dafür braucht es zum Beispiel mehr Lehrkräfte mit der Befähigung für das Lehren von Deutsch als Fremd- oder Zweitsprache.“

Nach Corona ist vor der Normalität

Der VBE Bundesvorsitzende stellt außerdem fest, dass es noch immer eine große Herausforderung ist, die Folgen der Einschränkungen durch die Coronapandemie aufzufangen. Dass das Aufholprogramm des Bundes nicht überall wie gewünscht wirkte, überrascht ihn nicht. Er stellt fest: „Es gibt durchaus auch positive Rückmeldungen, wie mit dem Geld schnell und unbürokratisch geholfen werden konnte. Das war der große Pluspunkt des Programms. Wir sehen aber, dass Geld mit der Gießkanne auszuschütten, ineffektiv ist. Schulen sind so heterogen wie die Viertel, in denen sie stehen. Und so müssen sie gefördert werden. Es braucht Verteilkriterien, mit denen klar identifiziert werden kann, wie hoch die Bedarfe sind.“

——Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) vertritt als parteipolitisch unabhängige Bildungsgewerkschaft die Interessen von ca. 164.000 Pädagoginnen und Pädagogen – aus dem frühkindlichen Bereich, der Primarstufe, den Sekundarstufen I und II und dem Bereich der Lehrkräftebildung – in allen Bundesländern. Der VBE ist eine der beiden großen Bildungsgewerkschaften in Deutschland

Lehrkräftemangel: Absenkung der Qualität der Lehrerbildung ist ein Irrweg!

Anlässlich der Übergabe der Präsidentschaft der Kultusministerkonferenz (KMK) an die Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse an diesem Montag, gratuliert ihr der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) und unterstützt sie in der Wahl ihrer Schwerpunkte:

„Präsidentin Busse hat schon im Vorfeld der Präsidentschaftsübernahme deutlich gemacht, dass sie nicht nur die ‚Qualitative Weiterentwicklung der Ganztagsschule in der Primarstufe‘ in den Fokus stellt, sondern auch den Fachkräftemangel im Bildungsbereich. Das unterstütze ich vollkommen. Der VBE hat in der Debatte um den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung immer deutlich gemacht, dass die Umsetzung scheitern wird, wenn die Politik es nicht schafft, mehr Personal für das Arbeiten im Bildungsbereich zu gewinnen. Ob das durch einen Staatsvertrag passieren kann, sei dahingestellt, da dieser zum einen nicht kurzfristig erarbeitet werden kann und ebenso wenig kurzfristig wirken wird. Viel wichtiger ist, dass in den Kultusministerien die Erkenntnis reift, dass der Lehrberuf deutlich attraktiver werden muss. Wer schon im Referendariat sieht, dass die Bedingungen an den Schulen direkt aus dem Hörsaal in den Burnout führen, beendet das Studium noch vor dem Abschluss oder wählt später mit dem Abschluss in der Tasche einen anderen Karriereweg. Das können wir uns nicht mehr leisten! Um mehr Personal zu gewinnen und das vorhandene zu halten, braucht es ein ausfinanziertes Bildungssystem – und klare Ideen, was denn für jede hinzukommende Aufgabe wegfallen kann.“

 

Eine klare Absage erteilt Brand kursierenden Ideen, den Lehrkräftemangel durch eine Absenkung der Qualifikation zu bekämpfen. So wird es in Brandenburg künftig möglich sein, mit einem Bachelorabschluss zu unterrichten. Der Bundesvorsitzende des VBE kritisiert dies scharf:

„Das ist ein Irrweg! Nach jahrelangem Aussitzen des offensichtlich anwachsenden Lehrkräftemangels wird jetzt hektisch eine undurchdachte ‚Lösung‘ umgesetzt, welche die Qualität der Lehrkräftebildung absenkt. Das schadet mehr, als es nützt. Gerade in Zeiten des Mangels brauchen wir doch Menschen, die bestmöglich auf ihren Beruf vorbereitet werden, um unter schwierigen Bedingungen pädagogisch optimal auf Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler reagieren zu können. Der Turbo-Abschluss nützt nur der Politik, um die eklatanten Versäumnisse der letzten Jahre schönzurechnen.“

 

Der neuen KMK-Präsidentin Busse wünscht Brand viel Erfolg, die unterschiedlichen Vorstellungen der Länder zu ordnen und konstruktiv zu lenken:

„In der KMK treffen teilweise 16 verschiedene Meinungen und Vorgehensweisen aufeinander. Es ist keine leichte Aufgabe, diese zusammenbringen. Wir wünschen Senatorin Busse, dass sie mehr als den Minimalkonsens verhandeln kann und während ihrer Amtszeit tatsächliche Fortschritte zu sehen sind. Als eine der beiden großen Lehrkräftegewerkschaften stehen wir ihr dabei gerne mit unserer Expertise und dem Wissen aus der Praxis zur Seite.“

BPV schlägt Konzept für praxisbezogenes Lehramtsstudium vor

Das System Schule ist überfordert und die Zeit drängt.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband hat auf der Basis der Erfahrungen seiner Mitglieder ein Konzept entwickelt, das ein teilweise berufsbegleitendes Lehramtsstudium vorschlägt. Zielstellung ist dabei, dass junge ausgebildete Lehrkräfte schneller in die Praxis kommen und somit die Schulen stärken.

Im Zuge der Entwicklung des neuen Ausbildungsstandortes für Lehrkräfte in Senftenberg ist es ein Angebot des BPV, die Entscheidungsträger zu ermutigen neue Wege zu gehen und das Lehramtsstudium praxisbezogener zu gestalten.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband mahnt wiederholt und mit Nachdruck:

Die Bildung im Land Brandenburg ist sowohl personell als auch qualitativ auf Talfahrt.

Alle roten Signale, die seit Jahren von Gewerkschaften und Verbänden gesetzt wurden, hat die Politik mit kurzfristigen Notfallmaßnahmen übertüncht und die Weichen weiter auf Talfahrt gestellt.

Hartmut Stäker, Präsident des BPV mahnt: „Weitreichende fundierte Konzepte fehlen, um diesen katastrophalen Kurs zu ändern. Die Lehrerbedarfsrechnungen zeigen für die nächsten 10 bis 15 Jahre weiterhin akuten Personalmangel und auch die Qualität der Lehrerbildung entspricht nicht den Anforderungen.

Die Verantwortung, die das Land für die junge Generation trägt, wird auf die Schulen abgewälzt, die aufgrund des akuten Personalmangels, der vielfältigen Probleme nach Corona und der selten ausreichend ausgebildeten Seiteneinsteiger, diese Situation nicht bewältigen können.

Mut und Anstrengung sind nötig, um neue Wege zu wagen, damit die Bildung im Land Brandenburg gestärkt wird. Das erwarten wir von den Entscheidungsträgern.

Wir haben den Verantwortlichen unser Konzept vorgestellt und hoffen, damit etwas in Bewegung zu bringen, dass der Bildung im Land Brandenburg hilft, diese Talfahrt zu beenden.“

Unser BPV-Weihnachtsgruß

Bedenke beim Schenken – Joachim Ringelnatz:

Schenke groß oder klein,
aber immer gediegen.
Wenn die Bedachten
die Gaben wiegen,
sei dein Gewissen rein.

Schenke herzlich und frei.
Schenke dabei,
was in dir wohnt
an Meinung, Geschmack und Humor,
so dass die eigene Freude zuvor
dich reichlich belohnt.

Schenke mit Geist ohne List.
Sei eingedenk,
dass dein Geschenk
du selber bist.


Liebe Kolleginnen und Kollegen,

wir wünschen Ihnen erholsame Ferien, ein ruhiges und besinnliches Weihnachtsfest im Kreise Ihrer Familie und Freunde und ein gesundes neues Jahr!

für den Brandenburgischen Pädagogen-Verband

Ihr

Hartmut Stäker
Präsident des BPV

Starke Defizite beim Handschreiben: Ausbildung von Lehrkräften stärken

Mehr Kinder und Jugendliche brauchen Hilfe beim Handschreiben. Trotzdem beklagt eine große Mehrheit der Lehrkräfte an Primar- und Sekundarschulen, dass sie in der Lehramtsausbildung nicht ausreichend darauf vorbereitet wird, den Schülerinnen und Schülern bei Schreibschwierigkeiten gezielt Hilfestellung zu geben. Dies ist das Ergebnis des zweiten Teils der STEP-Studie 022 mit dem Schwerpunkt Aus- und Fortbildung von Lehrkräften, die das Schreibmotorik Institut gemeinsam mit dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) durchgeführt hat. Der erste Teil hatte ergeben, dass sich die Probleme von Kindern und Jugendlichen, denen das Schreiben mit der Hand schon vorher schwerfiel, während der Corona-Pandemie noch einmal deutlich verschärft haben – vor allem bei den Jungen.

Neun von zehn Lehrkräften , unabhängig von der Schulform, halten eine Förderung des Handschreibens als kontinuierliche Bildungsaufgabe über alle Klassenstufen hinweg für notwendig. Auch das hat die dritte STEP-Umfrage ergeben. Im Primarbereich wird dabei besonders auf individuelle Förderung gesetzt. Auch im Sekundarbereich halten die Lehrerinnen und Lehrer regelmäßiges Üben für sehr wichtig, obwohl die Lehrpläne dies nicht mehr vorsehen. Neben einem speziellen Schreibmotorik-Training sollte nach Ansicht der Lehrkräfte auch die Feinmotorik der Kinder und Jugendlichen geschult werden.

Mehr als jeder zweite Junge und fast jedes dritte Mädchen hat Probleme beim Schreiben. Schwierigkeiten bei der Schreibstruktur, im Tempo des Handschreibens sowie bei der Leserlichkeit sind die drei Hauptprobleme, die sich nach Angaben der Lehrkräfte durch den pandemiebedingten Distanz- und Wechselunterricht nochmals verstärkt haben. Dies hatte der erste Teil der STEP-Studie ergeben. Ein weiteres, gravierendes Problem: Fast die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe ist nicht mehr in der Lage, länger als eine halbe Stunde beschwerdefrei zu schreiben.

„Dabei hat Handschreiben einen sehr positiven Effekt auf die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen – auf deren Kreativität, Merkfähigkeit und inhaltliches Verständnis“, betont Marianela Diaz Meyer, Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. „Erst mit 15 oder 16 Jahren ist die Automatisierung des Handschreibens abgeschlossen“, sagt die Ergonomie Expertin. Dann müssten sich Schülerinnen und Schüler nicht mehr mit dem Schreibprozess befassen, sondern könnten sich auf Inhalte konzentrieren.

Doch nur eine Minderheit der Lehrkräfte fühlt sich gut genug ausgebildet, um Schülerinnen und Schülern die dringend notwendige Unterstützung beim Schreiben von Hand zu geben. Lediglich ein Drittel der Grundschullehrkräfte gibt an, dass sie in der Ausbildung genügend Wissen über die Vermittlung des Handschreibens erworben haben und nur ein Sechstel über den Umgang mit Problemen dabei. Auch fühlt sich nur jede dritte Lehrkraft der Primarstufe gut darauf vorbereitet, mit den teils nicht unerheblichen Unterschieden bei den Lernständen der Handschreibfähigkeiten der Schüler:innen umzugehen. Deutlich prekärer ist die Situation in der Sekundarstufe: Hier konnte nur eine von 20 Lehrkräften entsprechende Kenntnisse erwerben.

Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Bildungsverbandes VBE, sieht bei diesen Missständen die Politik in der Verantwortung: „Schulen haben schon vor der Corona-Pandemie unter einem massiven, ständig wachsenden Lehrkräftemangel gelitten. Individuelle Förderung, wie sie auch für das Erlernen einer flüssigen und sicheren Handschrift notwendig ist, ist derzeit angesichts der vielen Herausforderungen immer seltener umsetzbar. Und dieser Negativtrend wird sich ungebremst fortsetzen, wenn die politisch Verantwortlichen nicht sofort gegensteuern. Auch in der Aus- und Fortbildung von Lehrkräften sowie bei der Verankerung des Themas in den Lehrplänen.“

Diaz Meyer hält eine gute, sichere Handschrift für essenziell: „Wer nicht flüssig und in einer gewissen Geschwindigkeit schreiben kann, kann dem Unterricht oft nicht mehr richtig folgen“ Das bestätigt auch der VBE-Vorsitzende Beckmann: „Das Schreiben mit der Hand und die damit verbundenen Vorteile für das Lernen insgesamt sind für die gesamte Bildungsbiografie von großer Bedeutung ist. Jeder weiß, was ich mir per Hand notiere, merke ich mir viel leichter. Es geht um die Sicherung von Kompetenzen, die auch im digitalen Zeitalter unverzichtbar sind.“

In der Schule genüge pro Woche bereits eine Stunde schreibmotorische Förderung für eine Reihe positiver Effekte, erklärt die Geschäftsführerin des Schreibmotorik Instituts. Sie hält dabei eine fächerübergreifende Arbeit für sinnvoll. Die Ergebnisse seien beeindruckend, die Zeit gut investiert: Eine flüssigere Handschrift der Kinder und Jugendlichen lasse einen größeren Fokus auf die Inhalte des Unterrichts zu.

Laut der STEP-Umfrage erwarben fast ebenso viele Lehrkräfte ihr Wissen rund ums Handschreiben durch Fortbildungen wie durch die Ausbildung. „Unsere Fortbildungen zeigen, dass es eine große Nachfrage nach dem Know-how des Schreibmotorik Instituts gibt“, so Diaz Meyer. „Die von uns in Forschungsprojekten erarbeiteten Unterrichtsmaterialien werden von Pädagoginnen und Pädagogen sehr gut angenommen.“ Das Schreibmotorik Institut stellt zudem Lehrkräften wie auch Eltern Übungen und Lernvideos zur Verfügung. Diese wurden bereits von der Europäischen Union ausgezeichnet. https://www.hs-tutorials.eu/