ICH.DU.INKLUSION – wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft

Ein Dokumentarfilm zeigt den Schulalltag.

Am 04.05.2017 war, wie in über 60 Kinos deutschlandweit, der Start für den Dokumentarfilm von Regisseur Thomas Binn,
ICH.DU.INKLUSION-wenn Anspruch auf Wirklichkeit trifft, im ausverkauften Thalia-Kino Potsdam.

Dieser Film, der in Partnerschaft mit dem Bundesverband Bildung und Erziehung (VBE) entstand, zeigt am Beispiel einer Grundschule in Nordrhein-Westfalen, eine Langzeitbeobachtung, die verdeutlicht, welche Auswirkungen die Umsetzung von Inklusion im Schulalltag hat.

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV) hatte interessierte Lehrerinnen und Lehrer und Eltern zu dieser Filmvorführung eingeladen und unterstützte diese Veranstaltung mit einem Filmgespräch. Dabei standen die Erfahrungen von betroffenen Eltern, Schulleitungen und Sonderpädagogen im Fokus.

Im Filmgespräch erläuterte die Mutter eines sehgeschädigten Kindes, was sie von inklusiver Beschulung im gemeinsamen Unterricht erwartet, wenn ihre Tochter zur Schule geht. Die Schulleiterin Frau Sabine Hummel, sie leitet eine Potsdamer Grundschule die am Pilotprojekt „Gemeinsames Lernen“ teilnimmt, beschrieb die aktuellen Rahmenbedingungen für das gemeinsame Lernen behinderter und nichtbehinderter Kinder in Brandenburg. Dabei wurde deutlich, dass die Erwartungen der Mutter nicht erfüllt werden können, weil die personellen Ressourcen und die materielle Ausstattung nicht den Anforderungen entsprechen.

An diesem Zustand wird sich in naher Zukunft nichts ändern, stellte Frau Prof. Dr. Karin Salzberg-Ludwig fest. Sie arbeitet im Bereich Erziehungswissenschaften-Inklusion und Organisationsentwicklung an der Universität Potsdam. Als Landesvorsitzende des Verbandes Sonderpädagogik hatte sie bereits Einsicht in den Entwurf der neuen Verwaltungsvorschrift Sonderpädagogik des MBJS, die 2018 in Kraft treten soll.

Wie der Titel des Films schon aussagt, klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei der Umsetzung des gemeinsamen Unterrichts weit auseinander. Das gilt nicht nur für NRW, wie im Film gezeigt, sondern im gleichen Maße für Brandenburg.

Es fehlen Sonderpädagogen, Räume für Kleingruppen, Weiterbildung, anständig bezahltes und geschultes Hilfspersonal, sogenannte multiprofessionelle Teams und vor allem Zeit für die eigentliche pädagogische Arbeit am Kind.

Hartmut Stäker, Präsident des BPV, äußerte sich nach dem Film: „Diesen Film zu sehen sollte die Pflicht eines jeden Bildungspolitikers sein, bevor er überhaupt über Inklusion bzw. gemeinsames Lernen spricht.“

Wir fordern alle Politikerinnen und Politiker dazu auf, sich diesen Film anzusehen und mit uns als Gewerkschaft ins Gespräch zu kommen.

Wir sind die Experten, denn wir arbeiten täglich mit den Kindern in den Schulen unter den dargestellten Bedingungen.

Inklusion ist eine Sache der gesamten Gesellschaft und nicht nur der Schulen.

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