Pressemitteilung: BPV fordert Unterstützung und verantwortungsvolles Handeln bei Schulöffnungen

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband sieht den Anlauf des Schulbetriebes sehr kritisch. Wir als Lehrerinnen und Lehrer in allen Schulformen des Landes Brandenburg sehen an vielen Stellen Handlungsbedarf durch das MBJS, die Schulämter und die Schulträger. Wir erwarten, im Interesse der Fürsorgepflicht den Schülerinnen und Schülern, sowie den Lehrerinnen und Lehrern gegenüber, verantwortungsvolles Handeln in dieser besonderen Situation.

Der Plan zur Wiederaufnahme des Schul- und Unterrichtsbetriebs ab 20. April 2020 und die Ergänzung zum Hygieneplan Infektions- und Arbeitsschutz in den Schulen in Brandenburg im Zusammenhang mit dem Corona-Virus SARS-CoV-2/COVID-19 regeln viele Maßnahmen bezüglich der Schulöffnung. Dennoch können schlechte hygienischen Bedingungen in Schulen, die seit Jahren bemängelt, aber geduldet werden (zu wenige Waschbecken, schlechte sanitäre Bedingungen, fehlende Seife u.a.) zum Problem bei der Einhaltung hygienischer Mindeststandards werden. Die Schulträger haben zwar die Absicht die geforderten Maßnahmen an den Schulen umzusetzen und ihrer Verantwortung gerecht zu werden, sind aber u.a. aus den genannten Gründen, aber auch materiell und personell nicht überall in der Lage dazu.

Da die Wiederaufnahme des Schul- und Unterrichtsbetriebes von Fachleuten ohnehin als nicht unproblematisch gewertet wird, sehen wir hier Faktoren, die die Lehrkräfte und Schüler zusätzlich gefährden. Aus Gründen der Fürsorgepflicht dürfen Schulen, die nicht über die Ausstattung zur Einhaltung hygienischer Mindeststandards verfügen, nicht geöffnet werden.

Die Lehrkräfte stellen sich in dieser schwierigen Zeit verantwortungsvoll der Aufgabe, den Unterricht entsprechend der Vorgaben abzusichern, obwohl sie die gesundheitliche Situation der Schülerinnen und Schüler und ihres häuslichen Umfeldes nicht immer im Einzelnen kennen. Sie erwarten deshalb Unterstützung und Verlässlichkeit bezüglich der durch das MBJS veranlassten Maßnahmen. Ein Zeichen dafür wäre, den Lehrerkollegien wenigstens Mundschutz zur Verfügung zu stellen oder die Mundschutzpflicht auf die Schulen auszudehnen.

In den Anweisungen zur Wiederaufnahme des Schul- und Unterrichtsbetriebs wird nicht berücksichtigt, dass es an den Förderschulen im Schulalltag, sowohl im Unterricht als auch bei der Betreuung der Schülerinnen und Schüler notwendigerweise viele Situationen gibt, die erheblich von denen der anderen Schulen abweichen. Die Lehrerinnen und Lehrer, das pädagogische und betreuende Personal werden mit Aufgaben konfrontiert, deren Bewältigung nicht immer mit den aktuellen Hygienevorgaben vereinbar sind. Es ist deshalb dringend erforderlich, diese Schulen und Kollegien in ihrer Vorbereitung auf die Schulöffnung bzw. im laufenden Schulalltag unter den gegenwärtigen Bedingungen, besonders zu unterstützen.

Bei den Grund- und allgemeinbildenden Schulen wird das Augenmerk auf benachteiligte Schülerinnen und Schüler gerichtet. In den Förderschulen ist der Anteil dieser Kinder und Jugendlichen, die nicht nur Lerndefizite, sondern auch soziale, psychische und gesundheitliche Probleme haben, wesentlich höher. Das hohe Engagement der Kolleginnen und Kollegen, die an diesen Schulen arbeiten, reicht in der gegenwärtigen Situation nicht aus, um die anstehenden Aufgaben und Probleme zu lösen. Sie brauchen dringend materielle und personelle Unterstützung.

Wir erwarten in dieser besonderen Situation die Unterstützung der Lehrerinnen und Lehrer des Landes Brandenburg durch zeitnahe Lösungen für die angesprochenen Probleme.

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