KMK Fachgespräch: Lüften in Schulräumen

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

 am gestrigen Abend fand um 19:00 Uhr das Fachgespräch der KMK zum Thema Lüften statt, zu dem auch die Vorsitzenden von GEW, BER und VBE unter Bezugnahme auf unser gemeinsames Schreiben an die KMK und die Bundeskanzlerin (Anhang) kurzfristig als Vertreter der Interessengruppen eingeladen wurden.

Teilnehmende waren zudem die 16 Schulminister/innen oder ihre Vertretung, je ein Vertreter des Städte- und Gemeindebunds, des Städtetags, des Landkreistages sowie verschiedene Experten aus dem Bereich der Virologie, des Umweltbundesamtes, des Bereichs Hygiene und des Bereichs Strömungsmechanik.

Kern des Gesprächs mit den Experten aus der Wissenschaft war, die Effektivität des Lüftens zu analysieren und herauszuarbeiten, wie man richtig lüftet. Schnell zeigte sich die Erkenntnis, dass Lüften nur dann etwas bringt, wenn es gelingt, in regelmäßigen Abständen (20 Minuten) durch 3 bis 5-minütiges Querlüften einen möglichst vollständigen Luftaustausch in den Räumlichkeiten zu bewerkstelligen. Hierzu wird kurzfristig unter Beratung der anwesenden Wissenschaftler eine Broschüre vom Umweltbundesamt als Handreichung für die Lehrkräfte erarbeitet.

Über die tatsächliche Effektivität von Lüftung gingen die Meinungen auseinander. Fakt ist: Fenster auf Kippe bringt nichts. Der größte Effekt wird erzielt, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Raum- und Außenluft besonders hoch sind. Das bedeutet jedoch, dass Schülerinnen und Schüler im Winter bei offenen Fenstern frieren müssen, um einen großen Luftaustausch zu erreichen.

Auch über die Wirksamkeit von Luftfiltern/Luftreinigern ging die Meinung auseinander. Fakt ist: Eine Wirkung wird nur erzielt, wenn man hochwertige Filter, deren Kosten bei mindestens 3000 € pro Stück liegen, einsetzt.

Zudem wurde mehrmals von zwei Experten betont, dass das Lüften (ob nun manuell oder technisch) nur eine Art der Infektion mildert oder verhindert, nämlich die indirekte über Aerosole. Tatsächlich braucht es weitere Maßnahmen, um die direkte Infektion über Tröpfchen beim Husten o.ä. zu verhindern, bzw. das Risiko der Erkrankung zu minimieren.

 Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass, wenn man die Hinweise der teilnehmenden Experten ehrlich bewertet, man einen hohen Effekt für den Infektionsschutz nur durch Abstand halten erreicht, d.h. kleine Lerngruppen beziehungsweise und/oder die Umsetzung einer Maskenpflicht auch im Unterricht. An dieses Thema will man aber anscheinend zurzeit nicht heran aufgrund der großen Probleme und Widerstände, die damit verbunden sind.

 

Wir haben versucht, die Sichtweise der Praxis einzubringen. Zum Beispiel, was es bedeutet, wenn alle 20 Minuten der Unterricht unterbrochen werden muss und gelüftet werden muss; wie man Schülerinnen und Schülern erklären soll, dass sie im Winter frieren müssen und gleichzeitig gegen den Klimawandel angeheizt wird; wie gutes Lüften bei Fenstern umgesetzt werden soll, die sich nur teilweise oder gar nicht öffnen lassen.

 Meine persönliche Überzeugung nach dem Gespräch ist: Lüften allein wird das Problem bei steigendem Infektionsgeschehen nicht lösen.

 

Viele Grüße

Udo Beckmann

Bundesvorsitzender VBE

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