Bildung ist nicht nur Sache der Schulen
Der Brandenburgische Pädagogen-Verband begrüßt die Reaktion des MBJS zu den Aussagen des Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK vom 27.01.2023.
In der Gesprächsrunde, zu der Ministerin Ernst am 15.02.2023 Gewerkschaften, Verbände und Gremienvertreter eingeladen hatte, wurden Maßnahmen vorgestellt und diskutiert, die aber nur erste Schritte zur Beseitigung des akuten Lehrkräftemangels sein können und ein Versuch waren, vorhandene Ressourcen zu nutzen.
Ältere Lehrkräfte durch Anreize im System zu halten, Jüngere mit Arbeitszeitkonten zu freiwilliger Mehrarbeit zu locken oder Selbstlernzeiten und Hybridunterricht zu nutzen, um Unterrichtsstunden zu sparen, sind Maßnahmen mit überschaubarem Effekt. Auch die Qualifizierung von Seiteneinsteigern ist unumgänglich, führt aber nicht zu mehr Arbeitskräften.
Die Entlastung der Lehrkräfte vom Bürokratismus im Schulalltag ist dagegen schon lange Wunsch aller in Schule Beschäftigten und setzt Ressourcen für den Unterricht frei. Dafür werden aber die geplanten 2oo Stellen für über 700 Schulen in öffentlicher Trägerschaft bei weitem nicht den Bedarf decken. Hier müssen die Kommunen ihre Schulen angemessen unterstützen.
Die jahrelangen Forderungen des BPV nach multiprofessionellen Teams für jede Schule entsprechend ihres Bedarfes wurde stets nur halbherzig betrachtet. Das zeigt sich auch an der Umsetzung des Koalitionsvertrages, denn die dort dokumentierten 400 Stellen sind aufgrund fehlender finanzieller Mittel bis heute noch nicht realisiert. Den Schulen müssen finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden, um selbständig ihre Unterstützer-teams zu organisieren.
Langfristige Maßnahmen, wie eine Ausbildungsoffensive für den Lehrberuf, sinnvolle Maßnahmen zur Gewinnung von Brandenburger AbiturientInnen für ein Lehramtsstudium, das vor allem Praxisnähe braucht, wie vom BPV vorgeschlagen, stehen noch nicht auf der Agenda der Verantwortlichen im Land Brandenburg.
Die Versäumnisse der Politik der letzten 20 Jahre im Bereich Bildung schlagen bitter zu Buche. Die daraus entstandene alarmierende Situation kann das MBJS aufgrund seiner Ressourcen nicht mehr allein retten. Es müssen alle Bereiche aus Politik und Gesellschaft zusammenarbeiten, um den Kindern und Jugendlichen im Land Brandenburg echte Zukunftschancen zu geben.
Bildung im Land Brandenburg muss endlich Chefsache werden!
Das fordert der BPV seit Jahren!
Viele Gewerkschaften, Verbände und Gremien aus dem Bildungsbereich, u.a. der Landeselternrat fordern das ebenfalls!
Wann erkennt der Ministerpräsident endlich seine Verantwortung für den größten Betrieb im Land Brandenburg mit über 22000 Beschäftigten? Wann erkennt er seine Verantwortung für die nächsten Generationen?
Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf. Ist ein bekanntes afrikanisches Sprichwort.
Um die Kinder und Jugendlichen in unserem Land aufzuziehen, brauchen wir die ganze Gesellschaft!
Können wir darauf hoffen?