Sieht so Lehrkräftegewinnung aus? Einstellungsstopp für Lehrkräfte im Land Brandenburg

Der Brandenburgische Pädagogen-Verband verurteilt die aktuellen Maßnahmen der Landesregierung, die mit dem fehlenden Landeshaushalt begründet werden.

In der Bildung wird in die Zukunft geplant und nicht für ein oder zwei Jahre!

Eine Landesregierung, die in ihrem Koalitionsvertrag noch vor wenigen Wochen schreibt, dass Lehrkräfte im Land Brandenburg fehlen und dringend vor allem unter Lehramtskandidaten gewonnen werden soll, schlägt gerade jungen Bewerbern die Tür vor der Nase zu!

Nach dem Einstellungstopp kursieren Entsetzen und Verunsicherung aktuell durch die Lehrerzimmer und vor allem durch die Chats der Lehramtskandidaten und der Seiteneinsteigenden, die auf Entfristung warten. Und das zurecht! Warum sollen junge Menschen, die ihr Leben planen wollen, in einem Bundesland bleiben, dass ihnen gerade die Perspektiven nimmt?

Nach der Ankündigung, dass Lehrkräfte eine Stunde mehr unterrichten sollen, sind die Verringerung der Anrechnungsstunden für besondere Aufgaben und der Einstellungsstopp zwei weitere Maßnahmen, um aus dem Bereich Bildung den Haushalt zu entlasten. Welche Auswirkungen das in der Praxis hat, davon haben die, die das angeordnet haben, keine Vorstellung.

Die Lehrkräfte, die seit Jahren in den Schulen bereit sind, trotz stetig steigender Aufgaben und Anforderungen, den Schulbetrieb am Laufen zu halten, ihr Bestes geben, um Schülerinnen und Schüler zu unterrichten und zu betreuen, sind am Limit. Sie werden verhöhnt, in dem eine Stunde Unterricht zusätzlich als Kleinigkeit abgetan wird und im Gegenzug als Entlastung Aufgaben gestrichen werden, die nur punktuell im Schuljahr greifen und gar nicht alle Lehrkräfte betreffen.

Wohl wissend, dass in den nächsten Schuljahren Lehrkräfte fehlen werden, werden immer neue Fehlentscheidungen getroffen und scheibchenweise über die Presse, statt direkt, die Betroffenen informiert. Welche Auswirkungen das auf die personelle Situation in den Schulen und die Qualität von Bildung hat, wird dabei außer Acht gelassen.

Das in den letzten Jahren mühselig aufgebaute Vertrauen wurde innerhalb einer Woche verspielt. Zusammenarbeit stellen wir uns als Gewerkschaft anders vor.

Wir sind nicht bereit diese Situation hinzunehmen und werden uns gemeinsam mit den anderen Gewerkschaften und Verbänden dagegen wehren.

Wir fordern vollständige Offenlegung der geplanten Maßnahmen!

Worauf können sich die Lehrkräfte noch verlassen, worauf müssen sich Schulen einstellen?

Teilpersonalversammlung der Beschäftigten ohne volle Lehramtsausbildung in Cottbus

Am 02.04.2025 trafen sich ca. 600 Kolleginnen und Kollegen in der Lausitz-Arena in Cottbus. Begrüßt wurden sie von den Gewerkschaften und Verbänden, die ihnen Unterstützung in ihren Forderungen zusagten.

Frau Szesny, die Vorsitzende des Personalrats fand bei der Eröffnung die richtigen Worte und legte die Problemlagen offen. Unterstützt wurde Sie durch die Vorsitzenden des BPV und der GEW – Herrn Stäker und Herrn Fuchs.

Im Mittelpunkt stand, dass dieser Kollegenkreis dem Land die Hand gereicht hat und es diese gern und bereitwillig angenommen hat. Allerdings fühlt man sich oft alleingelassen und wünsche sich mehr als nur die 37-seitige Broschüre – nämlich mehr Beratung, mehr Unterstützung. Und letzteres nicht nur in der Schule, sondern auch bei der Karriereentwicklung von einer Lehrkraft ohne volle Lehramtsbefähigung hin zu einer mit voller Lehramtsbefähigung.

Von vielen wurden die fehlenden Chancen für die volle Anerkennung der bisherigen Lebens- und Arbeitsleistung kritisiert, welches sich nicht nur finanziell auswirkt, sondern auch eine Bewerbung auf Funktionsstellen nicht zulässt. Ein Problem, was sich nicht auf Schulamtsebene lösen lässt. Hier bedarf es auch der Kraft der Gewerkschaften.

Viele Probleme spiegeln sich auch im einstimmig gefassten Beschluss der Teilpersonalversammlung wider.

Man fordert:

  1. Wirksame Begleit- und Unterstützungssysteme
  2. Eine konsequente Umsetzung der Reglungen des Rundschreiben 14/21
  3. Eine spürbare Verbesserung der Arbeitsbedingungen im ersten Unterrichtsjahr
  4. Qualifikationsangebote für alle Lehrkräfte ohne volle Lehramtsbefähigung
  5. Höhere Eingruppierungen und Berücksichtigung des deutschen und Europäischen Qualifikationsrahmens (DQR und EQR)
  6. Eine Gleichstellung mit den Lehrern mit voller Lehrbefähigung nach 8 Dienstjahren
  7. Eine Anerkennung vorhandener pädagogischen Abschlüsse bei neu eingestellten Lehrkräften
  8. Keine Erhöhung der Pflichtstundenzahl und keine Absenkung der Abminderungstatbestände

 

Meike Holtsch

Pflichtstundenerhöhung für Lehrkräfte ist Wahlbetrug und ein bildungspolitischer Offenbarungseid!

Die GEW Brandenburg und der Brandenburgische Pädagogen-Verband lehnen die von der SPD und dem BSW vorgesehene Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung der Lehrkräfte im Land Brandenburg strikt ab. Die Verursacher des Fachkräftemangels im Schulbereich, die zugleich auch die Verantwortung für die Arbeitszeitverdichtungen der vergangenen Jahre tragen, wollen durch die Erhöhung der Pflichtstunden ihre Verantwortung erneut auf die Lehrkräfte verschieben. Diese Erhöhung der Arbeitszeit für die Lehrerinnen und Lehrer werden wir nicht hinnehmen.

Es ist erschütternd zu sehen, welche Unkenntnis über die Realität des schulischen Alltags und der tatsächlichen Belastungen in den Schulen bei den Regierungsparteien vorherrscht. Wer vor den Wahlen eine Arbeitszeitverlängerung ausschließt und dafür eintritt, dass mehr Lehrkräfte eingestellt werden müssen und dann das Gegenteil umsetzt, begeht Wahlbetrug. Durch die vorgesehene Arbeitszeitverlängerung werden die angekündigten Effekte bezüglich der Absicherung des Unterrichtes nicht eintreten. Keine einzige zusätzliche Unterrichtsstunde wird dadurch den Schülerinnen und Schülern zusätzlich zur Verfügung stehen.

Im Gegenteil! Dadurch wird das vorzeitige Ausscheiden der lebensälteren Lehrkräfte weiter zunehmen, der Krankenstand wird neue Rekordwerte erreichen, junge Lehrkräfte werden Brandenburg meiden, Seiteneinsteiger werden in ihre herkömmlichen Berufe zurückkehren, der Anteil der Lehrkräfte in Teilzeit wird spürbar steigen und die Unterrichtsversorgung in der Fläche wird noch komplizierter werden.

Wir werden die angekündigte Maßnahme nicht hinnehmen!

Als breites Aktionsbündnis werden wir gegen die beabsichtigte Arbeitszeiterhöhung für die Lehrkräfte kämpfen.

Der Auftakt des Widerstands gegen die Pläne der Regierungskoalition wird die Begleitung der Haushaltsberatungen im Landtag sein.

Verantwortung wahrnehmen, Kompetenzen achten: VBE zu den Bundestagswahlprogrammen

Der VBE Bundesvorstand kritisiert leere Wahlkampfversprechen und fordert, föderale Zuständigkeiten im Bildungsbereich zu achten. Er bezieht Stellung zu den häufigsten Forderungen der Parteien:

  • Finanzierung von Bildungsprojekten mit Bundesinvestitionen muss sichergestellt werden – langfristig und nachhaltig.
  • Konsequenz aus Sprachstandstests darf nicht Exklusion sein, sondern bestmögliche Förderung der Kinder.
  • Kritik an Einphasigkeit des Lehramtsstudiums, Begrüßung der Schulgeldfreiheit für Ausbildung in Erziehungsberufen.
  • Demokratie muss nicht nur nach Wahlen gefördert werden.

 

Am 23. Februar 2025 findet die nächste Bundestagswahl statt. Der Bundesvorstand des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) hat sich zu den Forderungen aus den Wahlprogrammen der Parteien beraten. Der Bundesvorsitzende des VBE, Gerhard Brand, stellt fest: „Wenn Parteien so tun, als könnten sie Schulstrukturen und gemeinsame Standards von der Bundesebene aus anordnen, offenbart das ein merkwürdiges Demokratie-verständnis, denn Deutschland ist föderal organisiert. Mit den Forderungen werden klar Kompetenzen überschritten, anstatt zuständige Gremien, wie die Bildungsministerkonferenz, zu stärken. Der Bund entscheidet über zusätzliche Investitionen und kann Strukturen zur Koordinierung bereitstellen. Basta-Politik und leere Versprechen sind jedoch fehl am Platz.“

Finanzierung von Bildungsprojekten

Im Grundgesetz verankert ist die Schaffung gleichwertiger Lebens-verhältnisse (Art. 72 (2)). Brand kommentiert: „Aufgrund der steigenden Dichte und Vielfalt der Herausforderungen, denen sich die Länder gegenübersehen, ist es notwendig, zusätzliche finanzielle Mittel zu erhalten, um den Zugang zu aktuellen Lernmethoden und -umgebungen sowie zu Fördermöglichkeiten gleichwertig anbieten zu können. Der Bund muss es daher als Daueraufgabe verstehen, bundesweit relevante Bildungsprojekte langfristig und nachhaltig mitzufinanzieren. Die Länder alleine können das nicht gewährleisten.“ Im Gegenzug müssen die Länder bereit sein, gemeinsam mit dem Bundesbildungsministerium Kriterien der Vergabe zu erarbeiten und Berichtspflichten einzulösen.

 

Vorschulische Bildung

Besondere Aufmerksamkeit erhalten von den Parteien jene Kinder, die bei Eintritt in die Schule keine ausreichenden Sprachkenntnisse besitzen. Brand fasst zusammen: „Bei einigen Parteiprogrammen bekommt man den Eindruck, dass Kinder mit zu geringen deutschen Sprachkenntnissen aus der Schule ferngehalten werden sollen. Deren Ziel ist nicht Integration, sondern Exklusion.“ Der VBE setzt sich, auch mit Blick auf den DKLK-Meinungstrend (März 2024), dafür ein, dass der Elementarbereich so ausgestattet wird, dass die Bildungsbasis erfolgreich gelegt werden kann. Der VBE Bundesvorsitzende Brand betont: „Ohne Konsequenzen brauchen wir auch keine Tests! Sprachstandstests finden nicht um ihretwillen statt. Sie dürfen nicht den Ausschluss, sondern müssen im Sinne der Chancengerechtigkeit die Integration von Kindern, deren bestmögliche Entwicklungsunterstützung und damit ihr Fortkommen im Bildungssystem im Fokus haben.“

Parteien, die ein verpflichtendes Kita-Jahr fordern, verweist der VBE auf ein Gutachten des Bundestages. In diesem wird gezeigt, dass eine Kindergartenpflicht dem elterlichen Erziehungsrecht entgegenstünde. „Der einzig gangbare Weg wäre das Vorziehen der Schulpflicht. Dies jedoch liegt in der Gesetzgebungskompetenz der Länder“, erläutert Brand und ergänzt: „Wer wirklich helfen möchte, setzt sich für eine angemessene Ausstattung der frühkindlichen Bildungseinrichtungen mit Ressourcen und Personal ein.“

Ausbildung

Einige Parteien sehen in der Umstellung auf das duale Lehramtsstudium im Sinne der Einphasigkeit eine Möglichkeit, den Lehrkräftemangel zu beheben. Der VBE kritisiert dies scharf und wendet sich gegen die Absenkung von Umfang und Qualität der Ausbildung von Lehrkräften. Zudem wird auch hier betont, dass die Ausgestaltung des Lehramtsstudiums Sache der Länder ist.

Die Forderung vieler Parteien, die Ausbildung zur Erzieherin bzw. zum Erzieher schulgeldfrei umzusetzen, unterstützt der VBE. Brand kommentiert: „Es ist unverständlich, warum Auszubildende bei der aktuellen Personallage noch immer dafür zahlen müssen, später in einem Mangelberuf zu arbeiten.“

Demokratiebildung

„Schule trägt ihren Teil der Verantwortung für die Demokratiebildung von Kindern und Jugendlichen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass es mehr braucht. Neben den Eltern sind das auch Verbände und weitere Organisationen. Wenn deren Förderung aber ständig auf der Kippe steht, hinterlässt das nachhaltig Eindruck bei den Jugendlichen“, warnt Gerhard Brand mit Blick auf den Bundeshaushalt und den allzu leichtfertig angesetzten Rotstift bei Demokratieprojekten. „Man bekommt den Eindruck, dass die Demokratie vor allem nach Wahlen wichtig ist. Sie ist es aber immer – und daher muss die Zivilgesellschaft auch entsprechend gefördert werden.“

Kein Platz für Demokratiefeinde: AfD gehört nicht auf die didacta

Bildung statt Hetze – Kein Forum für Rechtsextreme

Die didacta ist Europas größte Bildungsmesse: Sie trägt große Verantwortung und sollte sich entschieden gegen Rechtsextremisten positionieren. Die AfD ist in Teilen eine rechtsextremistische Partei. Es wäre ein fataler Fehler, wenn sich die AfD auf der didacta als Hauptaussteller präsentieren dürfte. Besonders im Kontext des Messe-Leitthemas „Demokratiebildung“ ist es untragbar, einer derart extremen Partei eine solche Plattform zu geben.

Wir sprechen uns entschieden gegen Parteien und Organisationen aus, welche demokratische Grundwerte und deren Strukturen gefährden sowie Schulen als Orte der Vielfalt und Meinungsfreiheit untergraben. Mit diesen arbeiten wir nicht zusammen. Deswegen fordern wir, dass sich Bildungseinrichtungen weiterhin frei von Überwachung und ideologischen Einschränkungen entfalten können. Aus diesem Grund darf der AfD keinesfalls solch eine Macht gegeben werden. Stattdessen sollte gemeinsam versucht werden, dies zu verhindern. Kurz vor den Neuwahlen einer Partei, die ständig unsere Demokratie gefährdet, einen Raum zu geben, bedeutet, deren Ideologien zu legitimieren – dies darf auf keinen Fall unterstützt werden.

Bildung ist die Grundlage einer funktionierenden Demokratie und Demokratie ist die Grundlage für eine gerechte und gute Bildung. Daher fordern wir die Veranstalter der didacta auf, sich unmissverständlich von der AfD zu distanzieren und sicherzustellen, dass die Messe kein Forum für demokratiefeindliche Parteien bietet.

Welttag der Lehrkraft: VBE und GEW fordern “nationale Kraftanstrengung” für Bildung

BERLIN. Die beiden größten Bildungsgewerkschaften Deutschlands fordern aus Anlass des Welttags der Lehrkraft am 5. Oktober grundlegende und systemische Veränderungen im Bildungssystem, anstatt permanent im Krisenmodus zu fahren.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und der Verband Bildung und Erziehung (VBE) folgen dem Motto des Weltlehrkräftetages der UNESCO am 5. Oktober: „Hört auf die Stimme der Lehrkräfte – Auf dem Weg zu einem neuen Gesellschaftsvertrag für die Bildung“. Sie solidarisieren sich mit Lehrkräften und Bildungsgewerkschaften weltweit.

Mit Blick auf die zunehmenden globalen Krisen betonen die beiden Vorsitzenden, Maike Finnern (GEW) und Gerhard Brand (VBE), die Bedeutung der Bildung in einem demokratischen System: „Bildung kann Menschen befähigen, sich ein Bild von der zunehmend komplexer werdenden Realität zu machen. Sie kann Minderheiten in ihrem Kampf um Achtung und Würde stärken und einen Weg zu einem erfüllten und erfolgreichen Leben ebnen. Zudem ist Bildung ein Grundrecht in einer demokratischen Gesellschaft. Dieses Grundrecht sehen wir angesichts der vielschichtigen Krisen im Bildungssystem zunehmend in Gefahr.“ Sie mahnen die Politik, den reaktiven Umgang mit schulischen Herausforderungen zu überwinden und aktiv grundlegende Verbesserungen im Bildungssystem anzustoßen.

„Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können“

Hierzu Gerhard Brand, Bundesvorsitzender des VBE: „Seit vielen Jahren stolpern wir von einem Schock zum nächsten. Egal ob Pisa oder OECD-Bildungsbericht, stets kommen neue Herausforderungen ans Tageslicht. Weder die öffentliche Betroffenheit, die darauffolgt, noch die oftmals kopflos wirkenden politischen Reaktionen bewirken, abgesehen von wenigen Ausnahmen, Veränderungen, die auch im Schulalltag ankommen. Dieser Spießrutenlauf muss endlich ein Ende haben. Wir brauchen aktive Maßnahmen zu grundlegenden Veränderungen. Für Schulen, die heutigen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werden können. Schulen, in denen alle Beteiligten gerne arbeiten, lehren und lernen. Schulen in denen Multiprofessionalität gelebt und Chancengleichheit effektiv befördert werden kann. Die Lehrkräfte müssen ihrem Bildungs- und Erziehungsauftrag endlich wieder in einem angemessenen Rahmen nachgehen können.“ Ein solcher Prozess könne nur gelingen, wenn die Expertise der Lehrkräfte stärker genutzt wird.

„Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden“

GEW-Vorsitzende Maike Finnern betonte: „Wir brauchen eine nationale Kraftanstrengung: Bund, Länder und Kommunen, die Gewerkschaften, Eltern- und Schülervertretungen sowie Wissenschaft und Bildungsadministration müssen sich gemeinsam an einen Tisch setzen und Handlungsstrategien entwickeln. Die Unterfinanzierung und der Fachkräftemangel überlagern alle anderen Fragen und blockieren Lösungen. Das Startchancenprogramm, das gerade anläuft, ist ein Schritt in die richtige Richtung – muss aber besser finanziert werden. Der Digitalpakt 2.0 ist immer noch nicht in trockenen Tüchern – es hakt bei der Finanzierung. Ab 2026 greift schrittweise der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule – nicht geklärt sind die Finanzierung und die erforderliche

Personalausstattung. Wir dürfen die Zukunft der nächsten Generation nicht aufs Spiel setzen und müssen für mehr Chancengleichheit sorgen.“

Hintergrund: Der Weltlehrkräftetag wird seit 1994 jährlich am 5. Oktober gefeiert. Die UNESCO, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und die Bildungsinternationale (BI) haben ihn ins Leben gerufen. Der 5. Oktober ist für die internationale Bildungsbewegung ein herausragendes Datum: 1964 haben UNESCO und ILO die „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ angenommen. Damit war es zum ersten Mal gelungen, in einem internationalen Konsens den Status des Lehrberufs in der Gesellschaft und die Verpflichtung der Politik zur Sicherung ausreichender Arbeits- und Lebensbedingungen für Pädagoginnen und Pädagogen festzuschreiben.

Die BI ist der internationale Dachverband von über 380 Bildungsgewerkschaften aus fast 180 Ländern. Sie vertritt weltweit mehr als 32 Millionen im Bildungswesen Beschäftigte. GEW und VBE sind Mitglieder der BI.

Quelle: News4teachers

Schule ist Spiegelbild der Gesellschaft!

Nach den letzten Europa- und Landtagswahlen wird für die Wahlentscheidung der Jüngeren „das Bildungssystem“ verantwortlich gemacht. Dazu kommentiert der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand: „Schule ist ein Spiegelbild der Gesellschaft. Die Jüngeren wählen zwar nicht wie früher progressiver als ihre Eltern, aber sie sind auch nicht die Sperrspitze einer antidemokratischen Bewegung. Die politischen Ränder werden insgesamt stärker und dieses Wahlverhalten sehen wir auch bei den Jüngeren. Denn: Sie bekommen mit, was in den Medien berichtet wird und welche Stimmung im Land ist. Schule muss natürlich ihren Teil beitragen, indem Projekte angeboten und Partizipation ermöglicht wird, aber damit diese demokratischen Grundwerte in den Kindern und Jugendlichen verankert und weiter ausgebaut werden, braucht es positive Vorbilder und eine Gesellschaft, die das fördert.“

Brand begrüßt eine ernstgemeinte Debatte über Demokratiebildung in der Schule: „Klassenrat, Zertifizierungsprozesse (wie zum Beispiel für „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“) oder selbstbestimmtes Lernen: Das Potenzial demokratischer Prozesse wird längst genutzt. Allerdings zeigte das jüngste Empfehlungspapier der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) auch erhebliche Optimierungsbedarfe. So geht der Lehrkräftemangel einher mit fachfremd gegebenem Politikunterricht. Dieser sollte zudem weiterentwickelt werden. Hier haben die Kultusministerien einen Handlungsauftrag.“

Nicht zuletzt schaut der VBE-Chef auch auf die finanzielle Ausstattung von Schule und Jugendhilfe: „Gerade bei Projekten, die Demokratie fördern und Jugendlichen Halt geben sollen, wird zuerst der Rotstift angesetzt. Wer nicht nur am Wahlmontag für die Demokratie an Schulen eintreten möchte, sollte damit beginnen, hierfür eine auskömmliche Finanzierung mit Perspektive zu sichern, anstatt hinzunehmen, dass von Haushalt zu Haushalt um die Förderung gezittert werden muss.“

VBE Pressedienst , Berlin 23.9.2024

Landtagswahl: Schulen müssen Zentrum des gesellschaftlichen Lebens werden

Laut Umfragen ist Bildung nach Migration das zweitwichtigste Wahlkampfthema in Brandenburg. Aus gewerkschaftlicher Sicht besteht großer Nachholbedarf.

Alexander Lipp engagiert sich im Brandenburgischen Pädagogen-Verband (BPV) und ist Mitglied der Landesjugendleitung der dbb jugend in Brandenburg. Als Lehrer für Politik unterrichtet er junge Menschen, die bei der Landtagswahl am Sonntag, 22. September, erstmals ihre Stimme abgeben. #staatklar hat mit ihm über Demokratiebildung, überfällige Reformen der Bildungspolitik und den drohenden Rechtsruck gesprochen.

#staatklar: Herr Lipp, junge Menschen befinden sich im Dauerkrisenmodus. Sie fühlen sich nicht gehört, die Belastungen angesichts der Krisen in der Welt sind groß, psychische Probleme nehmen zu. Das schürt Unzufriedenheit. Wie erleben Sie die Situation als Lehrer?

Alexander Lipp: Bei uns in der Schule nehme ich wahr, dass der Krisenmodus in den Hintergrund getreten ist. Insgesamt haben sich die jungen Menschen von der Pandemie inzwischen erholt. Allerdings mit einer Einschränkung: Wir haben deutlich mehr Fälle von Angststörungen, die sich nicht an konkreten Ursachen festmachen lassen. Das ist eine Herausforderung. Klar, Schulangst und Prüfungsangst hat es schon immer gegeben, aus oft nachvollziehbaren Gründen. Aber diese Dimension der starken Verunsicherung der Jugendlichen ist seit Corona neu.

Wie gehen Sie damit um?

Es ist wichtig, individuelle Lösungen zu finden und Druck herauszunehmen. Ganz akut kann es helfen, wenn die Schulsozialarbeiterin im geschützten und bewertungsfreien Raum als Gesprächspartnerin zur Verfügung steht. Es ist auch schon vorgekommen, dass sie bei einer Panikattacke in der Abiturprüfung mit dem Betroffenen einen Spaziergang gemacht hat. Das sind einige Beispiele, bei denen wir helfen können.

Gibt es überhaupt ausreichend Sozialarbeitende in den brandenburgischen Schulen?

Natürlich kann man die Frage, was ausreicht, immer ausgiebig diskutieren. Fakt ist: Es besteht eine enorme Nachfrage an allen Schulen. Und damit meine ich nicht nur die Nachfrage bei den Schülerinnen und Schülern.

Auch die Eltern nehmen das Angebot sehr gerne an; beispielsweise organisiert die Kollegin Informationsveranstaltungen über Drogenmissbrauch oder Mediennutzung. Das ist eine sinnvolle Entlastung der Lehrkräfte, die ohnehin schon viele Aufgaben außerhalb des Unterrichts übernehmen müssen, für die sie – wenn überhaupt – nur oberflächlich ausgebildet sind. Wir Lehrkräfte haben ebenfalls mit der Sozialarbeit eine Anlaufstelle vor Ort, wo wir Rat suchen und Unterstützung finden können.

Die Zeit fehlt und das ist angesichts des Lehrkräftemangels leider Normalität, weil die Personaldecke einfach viel zu dünn ist. Wenn ich merke, dass bei einem jungen Menschen etwas nicht stimmt, ist es sehr hilfreich, wenn ich sofort die Sozialarbeiterin ins Boot holen kann.

Die Bildungspolitik bewegt die Menschen in Brandenburg – laut einer Umfrage des ZDF ist sie mit 21 Prozent das zweitwichtigste Thema im Wahlkampf. Was muss sich ändern?

Früher haben die Lehrkräfte ihren Unterricht gemacht und das war’s in der Regel. Heute soll die Schule nicht nur bilden, sondern viele weitere Funktionen erfüllen und das ist im Grundsatz völlig richtig. Aber dafür müssen wir die Schule zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens machen. Da reichen Lehrkräfte, eine Sekretärin und ein Hausmeister nicht mehr aus.

Wir brauchen die Kompetenzen von Fachkräften, die alles abdecken, was im Schulalltag wichtig sein könnte: zum Beispiel Logopäden, Physiotherapeuten, Einzelfallhelfende, Verwaltungskräfte und eben Sozialarbeitende. Da gibt es noch großen Nachholbedarf. Hier erwarte ich eine konkrete Strategie – zumal es ja auch darum geht, die Vorgaben der UN-Behindertenkonvention umzusetzen. Man kann nicht einfach sagen: „Die Lehrkräfte machen jetzt Inklusion und los.“ Das funktioniert nicht. Alle Gruppen der Gesellschaft, die etwas beitragen können, müssen anpacken. Das meine ich mit der Schule als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Nicht zuletzt ist es aus gewerkschaftlicher Sicht erschreckend, dass es vor allem in Hinblick auf die Ausstattung und digitale Anbindung bisher kaum einheitliche Standards für Schulen gibt. Zu moderner Bildung gehören eben nicht mehr nur Tisch, Stuhl und Tafel. Die Politik muss hier Standards für eine moderne Schule verbindlich festlegen und schnellstmöglich umsetzen – und zwar verstärkt auf Landesebene, weniger im Kommunalen, um wirklich dieselben Bedingungen zu schaffen. Aktuell müssen Lehrkräfte mitunter über mehrere Jahre hinweg Dinge bei der Verwaltung beantragen, die längst überfällig sind.

Wahlumfragen sehen die AfD mit 29 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der SPD mit 26 Prozent. Dass die AfD in Regierungsverantwortung kommt, gilt als unwahrscheinlich, weil niemand mit ihr koalieren möchte. Aber rein hypothetisch: Welche Folgen hätte es, wenn sie im Ministerium Bildungspolitik gestaltet?

Das wäre dramatisch, weil Bildungspolitik sehr direktiv gesteuert wird. Zwar beschließt der Landtag das Schulgesetz, aber das Bildungsministerium regelt viel über Verordnungen. Welche Fächer werden unterrichtet? Bekommen freie Schulen mehr Geld und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Und ist es erlaubt, die eigenen Kinder zu Hause zu beschulen? Dies sind Beispiele für Fragen, die verdeutlichen, wie stark die AfD das staatliche Schulsystem in ihrem Sinne umkrempeln könnte.

Ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie einen AfD-Minister nicht als Dienstherrn akzeptieren wollen. Sie würden sich gegebenenfalls entpflichten lassen und in ein anderes Bundesland wechseln.

Als Politiklehrer müssen Sie sich auch im Unterricht mit der AfD befassen; in den Sozialen Medien erreicht die Partei viele junge Menschen.

Das ist richtig, in fast jedem Newsfeed findet sich AfD-Werbung. Der Content ist handwerklich gut gemacht und passt zur Zielgruppe. Natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen. Handlungsmaxime für Lehrkräfte, vor allem im Fach Politik, ist der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Er besteht aus drei Teilen.

Erstens ist es nicht erlaubt, eine bestimmte Partei im Unterricht schlechtzumachen. Es muss Ergebnisoffenheit bestehen. Das bezeichnet man als Überwältigungsverbot. Zweitens muss alles, was die Gesellschaft kontrovers diskutiert, auch in der Schule kontrovers diskutiert werden – es geht darum, eine politische Frage aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dahinter verbirgt sich das Kontroversitätsgebot.

Und drittens soll der Unterricht die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, politische Angebote zu analysieren und in die eigene Interessenlage einzuordnen. Sie sollen lernen, Daten und Fakten heranzuziehen und Falschbehauptungen zu erkennen.

Die Bildungspolitik bewegt die Menschen in Brandenburg – laut einer Umfrage des ZDF ist sie mit 21 Prozent das zweitwichtigste Thema im Wahlkampf. Was muss sich ändern?

Früher haben die Lehrkräfte ihren Unterricht gemacht und das war’s in der Regel. Heute soll die Schule nicht nur bilden, sondern viele weitere Funktionen erfüllen und das ist im Grundsatz völlig richtig. Aber dafür müssen wir die Schule zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens machen. Da reichen Lehrkräfte, eine Sekretärin und ein Hausmeister nicht mehr aus.

Wir brauchen die Kompetenzen von Fachkräften, die alles abdecken, was im Schulalltag wichtig sein könnte: zum Beispiel Logopäden, Physiotherapeuten, Einzelfallhelfende, Verwaltungskräfte und eben Sozialarbeitende. Da gibt es noch großen Nachholbedarf. Hier erwarte ich eine konkrete Strategie – zumal es ja auch darum geht, die Vorgaben der UN-Behindertenkonvention umzusetzen. Man kann nicht einfach sagen: „Die Lehrkräfte machen jetzt Inklusion und los.“ Das funktioniert nicht. Alle Gruppen der Gesellschaft, die etwas beitragen können, müssen anpacken. Das meine ich mit der Schule als Zentrum des gesellschaftlichen Lebens.

Nicht zuletzt ist es aus gewerkschaftlicher Sicht erschreckend, dass es vor allem in Hinblick auf die Ausstattung und digitale Anbindung bisher kaum einheitliche Standards für Schulen gibt. Zu moderner Bildung gehören eben nicht mehr nur Tisch, Stuhl und Tafel. Die Politik muss hier Standards für eine moderne Schule verbindlich festlegen und schnellstmöglich umsetzen – und zwar verstärkt auf Landesebene, weniger im Kommunalen, um wirklich dieselben Bedingungen zu schaffen. Aktuell müssen Lehrkräfte mitunter über mehrere Jahre hinweg Dinge bei der Verwaltung beantragen, die längst überfällig sind.

Wahlumfragen sehen die AfD mit 29 Prozent an erster Stelle, gefolgt von der SPD mit 26 Prozent. Dass die AfD in Regierungsverantwortung kommt, gilt als unwahrscheinlich, weil niemand mit ihr koalieren möchte. Aber rein hypothetisch: Welche Folgen hätte es, wenn sie im Ministerium Bildungspolitik gestaltet?

Das wäre dramatisch, weil Bildungspolitik sehr direktiv gesteuert wird. Zwar beschließt der Landtag das Schulgesetz, aber das Bildungsministerium regelt viel über Verordnungen. Welche Fächer werden unterrichtet? Bekommen freie Schulen mehr Geld und welche Voraussetzungen müssen sie erfüllen? Und ist es erlaubt, die eigenen Kinder zu Hause zu beschulen? Dies sind Beispiele für Fragen, die verdeutlichen, wie stark die AfD das staatliche Schulsystem in ihrem Sinne umkrempeln könnte.

Ich weiß von vielen Kolleginnen und Kollegen, dass sie einen AfD-Minister nicht als Dienstherrn akzeptieren wollen. Sie würden sich gegebenenfalls entpflichten lassen und in ein anderes Bundesland wechseln.

Als Politiklehrer müssen Sie sich auch im Unterricht mit der AfD befassen; in den Sozialen Medien erreicht die Partei viele junge Menschen.

Das ist richtig, in fast jedem Newsfeed findet sich AfD-Werbung. Der Content ist handwerklich gut gemacht und passt zur Zielgruppe. Natürlich müssen wir uns damit auseinandersetzen. Handlungsmaxime für Lehrkräfte, vor allem im Fach Politik, ist der sogenannte Beutelsbacher Konsens. Er besteht aus drei Teilen.

Erstens ist es nicht erlaubt, eine bestimmte Partei im Unterricht schlechtzumachen. Es muss Ergebnisoffenheit bestehen. Das bezeichnet man als Überwältigungsverbot. Zweitens muss alles, was die Gesellschaft kontrovers diskutiert, auch in der Schule kontrovers diskutiert werden – es geht darum, eine politische Frage aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Dahinter verbirgt sich das Kontroversitätsgebot.

Und drittens soll der Unterricht die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzen, politische Angebote zu analysieren und in die eigene Interessenlage einzuordnen. Sie sollen lernen, Daten und Fakten heranzuziehen und Falschbehauptungen zu erkennen.

Was würden Sie den Menschen, die zur Wahl aufgerufen sind, aus gewerkschaftlicher Sicht mit auf den Weg geben?

Gehen Sie zur Wahl, geben Sie Ihre Stimme ab – und bei allem Unmut, den es bei dem einen oder anderen geben mag: Eine Stimme kann auch Schaden anrichten. Alle sollten für sich sorgfältig überlegen, was sie als Bürgerinnen und Bürger verantworten wollen.

Von der Politik wünsche ich mir, dass sich die demokratischen Parteien besonnen verhalten, die Bundespolitik ausklammern und nach der Wahl sachlich analysieren, wie sie das Land Brandenburg bestmöglich zum Wohle der Brandenburgerinnen und Brandenburger voranbringen können.

Interview: Christoph Dierking, Link zum Artikel im staatklar Magazin: https://www.staatklar.org/artikel/lehrer-fordert-schulen-muessen-zentrum-des-gesellschaftlichen-lebens-werden.html

Bildung braucht Bindung – Bildung braucht uns!

„Kinder werden starke Persönlichkeiten durch starke Lehrkräfte. Neben einem verlässlichen und liebevollen Elternhaus brauchen sie Lehrkräfte, die ihnen Zutrauen, Stärke und Vertrauen in ihre Fähigkeiten geben“, fasst der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, die Ergebnisse einer Diskussion bei der letzten Bundesvorstandssitzung zusammen.

„Wir als Lehrkräfte bemängeln, dass die bildungspolitische Diskussion sich hauptsächlich auf ein einziges Ziel konzentriert: die Steigerung der Quote von Kindern, die die Mindeststandards erreichen. Selbstverständlich ist es elementar wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler lesen, schreiben und rechnen können. Da widerspricht niemand. Gleichzeitig darf in der Diskussion um das Erreichen von Mindeststandards nicht vergessen werden, was dafür notwendig ist: Ohne Bindung keine Bildung. Die professionelle Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern ist das Fundament für nachhaltiges Lernen“, bekräftigt Brand.

Der VBE-Bundesvorstand führte eine konstruktive Diskussion, in der insbesondere die Motivation der Lehrkräfte deutlich wurde. Wer Lehrkraft werden möchte oder ist, übt den Beruf aus, um Kinder für ihr Leben in der Gesellschaft vorzubereiten und sie auf ihrem Weg zu begleiten. Deshalb darf der Blick in das Klassenzimmer nicht verengt werden auf das Messen, Vergleichen und Erbringen von Quoten. Der VBE-Chef erläutert: „Das einzelne Kind und seine spezifischen und individuellen Stärken und Schwächen sind für uns entscheidend. Wir als Lehrkräfte geben Kindern eine Stimme – als Profis für die Bildung. Wir melden uns deswegen – fern aller Kampagnen, Bündnisse und Studien – heute zu Wort!“ Denn: „Jeden Tag kommen neue Ergebnisse, die das Lehren und Lernen in Schule beleuchten. Es hilft aber nicht, noch mehr der gleichen Erkenntnisse zu produzieren. Vielmehr braucht es ausreichend Zeit und Ressourcen, um ins Lernen zu kommen.“

Mitglieder des Bundesvorstandes berichteten eindrücklich aus ihrem Alltag, in dem sie mit Jugendlichen arbeiten, die verhaltensauffällig sind, teilweise Straftaten begehen, depressiv oder aggressiv werden, psychische und psychiatrische Störungen entwickeln und orientierungslos sind. Andere wissen zu berichten, wie unterschiedlich die Lebensrealitäten von Kindern und Erwachsenen sind und was es mit der Jugend macht, in Zeiten multipler Krisen aufzuwachsen.

Und nicht zuletzt zeugte die Diskussion aber auch eindrücklich davon, wie hoch die Motivation ist, Lehrkraft zu werden, zu sein und zu bleiben – allerdings braucht es dafür ganz konkrete Unterstützung. Brand fordert: „Die Arbeitsbedingungen der Pädagoginnen und Pädagogen müssen verbessert werden – nur so können wir Kinder und Jugendliche stark und resilient für das Leben von morgen machen. Dafür braucht es große Entscheidungen und mutige Veränderungen, die von der Gesellschaft getragen und von der Politik ausfinanziert werden.“

VBE-Pressedienst, Berlin, 12. September 2024

In der Bildung der Kinder und Jugendlichen liegt die Zukunft Brandenburgs

Grundsätze des Brandenburgischen Pädagogen-Verbandes zur Landtagswahl 2024 in Brandenburg

Ja! Das sagen alle Politiker:innen vor der Wahl. Und nach der Wahl? An folgenden Grundsätzen wollen wir die Kandidatinnen und Kandidaten für den neuen Landtag messen.

  1. Bildungspolitik ist Investitionspolitik
  • Unterricht ist in jeder Jahrgangsstufe und in jedem Fach durch dafür qualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen zu erteilen.
  • Wir fordern:
  • keine Erhöhung von Unterrichtsverpflichtung,
  • Beibehaltung von Möglichkeiten der Teilzeit,
  • Abbau von Bürokratie, Erleichterung von Verwaltungsprozessen,
  • keine Streichung der Ermäßigung aus Altersgründen,
  • Ermäßigungstatbestände für besondere Aufgaben.
  • Es ist zu garantieren, dass Lehrpersonen ohne Lehramtsausbildung vor dem Einsatz, spätestens jedoch am Beginn des Unterrichtseinsatzes eine Pädagogische Grundqualifizierung erhalten.
  • Um Lehrpersonen langfristig im Schuldienst zu binden, ist ihnen mittelfristig eine Weiterqualifizierung mit dem Ziel einer Qualifizierung bis zum Lehramt anzubieten. Das Land Brandenburg hat dafür geeignete Angebote zu schaffen und zu finanzieren.
  • Damit diese Seiteneinsteigenden die passende Weiterqualifizierung erhalten, ist ihre Lehrtätigkeit regelmäßig (mindestens zweimal je Schuljahr) zu beurteilen und ein individueller Weiterbildungsplan mit jedem Betroffenen zu erarbeiten.
  • Die territoriale Konzentration oder die Konzentration auf einzelne Schulen oder Schulformen mit Lehrkräften, die über den Seiteneinstieg in den Schuldienst gelangt sind, ist zu vermeiden.
  • Unbesetzte Stellen werden befristet kapitalisiert und den Schulen als frei verfügbares Budget zur Verfügung gestellt.
  • Seiteneinsteiger im Kitabereich müssen ähnlich wie Seiteneinsteiger im Schulbereich vor ihrem Einsatz qualifiziert werden und die Möglichkeit eines qualifizierten Berufsabschlusses erhalten.
  1. Schulstruktur, Lerninhalte, bildungspolitische Projekte
  • Gemeinsames Lernen, Inklusion und Integration aufgrund von verstärkter Migration sind Realität in den Schulen. Sie sind mit ausreichend Personal (Zweitlehrer, Sonderpädagogen, pädagogische Unterrichtshilfen, Lernbegleiter) abzusichern.
  • Schulen mit sonderpädagogischen Förderschwerpunkten sind auch weiterhin unabdingbar.
  • Zentrale Vergleichstests sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Sie sollen digital durchgeführt und ausgewertet werden.
  1. Lehrerausbildung und Lehrerweiterbildung
  • Die angebotenen Studienplätze sind am Bedarf zu orientieren!
  • Das Lehramtsstudium muss praxisnah sein.
  • Schwerpunkte in der Bachelorphase müssen neben den Fachwissenschaften Erziehungswissenschaften und Psychologie sowie Methodik und Didaktik sein. Die Masterphase ist berufsbegleitend zu absolvieren.
  • Für die dritte Ausbildungsphase müssen bedarfsgerechte Fortbildungsangebote organisiert werden.
  • Fortbildungen und Dienstreisen sind grundsätzlich im dienstlichen Interesse anzuerkennen.
  1. Lehrerinnen und Lehrer
  • Keine Erhöhung der wöchentlich zu erteilenden Unterrichtsstunden in allen Schulformen!
  • Für jede über den eigentlichen Unterricht und seine Vor- und Nachbereitung hinausgehende Aufgaben müssen Anrechnungsstunden gewährt werden.
  • Aufstiegsmöglichkeiten sind durch entsprechend vergütete Funktionsstellen zu schaffen.
  • Angemessene Arbeitsbedingungen für Lehrkräfte in allen Lebensphasen sind zu gewährleisten.
  • Schulen und Lehrkräften müssen mehr Mittel für eine Verbesserung des Arbeits- und Gesundheitsschutzes zur Verfügung gestellt werden.
  • Die Arbeit von Lehrkräften ist öffentlich wertzuschätzen.
  • Würdigung und Anerkennung von besonderen Arbeitsleistungen im Schuldienst hat zu erfolgen.
  • Gewalt gegen Lehrkräfte, auch Gewalt in den Klassen und im Elternhaus, müssen stärker beachtet und entsprechende Beratungsangebote zur Verfügung gestellt werden. Dazu ist ein Netz aus Beratungsstellen, Polizei und Psychologen zu schaffen und die Rechte der Lehrkräfte zu stärken.
  1. Personalausstattung unter Berücksichtigung des Demografiewandels bis 2030
  • Funktionsstellen sind ordentlich zu besetzen und zu vergüten. Die Laufbahnverordnung ist anzupassen.
  • Die Erhöhung der Vertretungsreserven auf mindestens 10 % ist erforderlich.
  • Die Obergrenzen der Klassenfrequenzen sind zu senken.
  • Lehrerinnen und Lehrer müssen von allen nichtpädagogischen Tätigkeiten entlastet werden.
  • Eine angemessenen Stellenzahl für Sozialarbeit an Schulen, Schulpsychologen sowie anderen Professionen multiprofessionaler Teams ist einzurichten.
  1. Digitalisierung und Schule
  • Die Landesregierung hat ein Digitalkonzept zu erstellen und zu realisieren, welches den Bereich Bildung einschließt.
  • Es müssen insbesondere landesweite Mindeststandards für die Ausstattung der Schulgebäude und Schüler- und Lehrerarbeitsplätzen festgelegt werden.
  • Für die Nutzung der künstlichen Intelligenz in der Schule müssen rechtsverbindliche Festlegungen getroffen werden.

Diese Grundsätze wurden beschlossen auf der Sitzung des erweiterten Landesvorstandes des BPV am 18.11.2023.

 

Brandenburgischer Pädagogen-Verband

Präsident: Hartmut Stäker

Kontakt:         staeker@bpv-vbe.de